|
Langsam wurde Rose Weaver unruhig. Sie trat ans Fenster und sah in den Regen
hinaus, der gegen die Scheiben prasselte. Wo Frank nur blieb? Immerhin hatte
er ihr versprochen, heute schon um sechs Uhr nach Hause zu kommen. Jetzt
war es kurz nach sieben und bereits so dunkel, daß sie kaum noch den
Weg, der zum Haus heraufführte, erkennen konnte. Die Wasserflut tat
ein Übriges, die Welt dort draußen seltsam unwirklich erscheinen
zu lassen. Selbst die Silhouette des Waldes, die sich schwarz gegen den
dunkelgrauen Himmel abzeichnete, mutete sie heute fremd an: fast ein wenig
bedrohlich, als lauere zwischen den Bäumen etwas, das sie zu vernichten
trachtete. Während Rosie Weaver auf das Auftauchen der Scheinwerfer
zwischen den Bäumen wartete, rief sie sich ins Gedächtnis zurück,
wie positiv sie alles empfunden hatte, als sie vor etwa einem halben Jahr
hierher gezogen waren. An einem sonnigen, bereits recht warmen Frühlingstag
war es gewesen, als sich der Möbelwagen den Weg zwischen den Bäumen
zu dem villenartigen Anwesen emporgequält hatte. Zuerst hatte sie sich
ja dagegen gesträubt, in diese Einöde umzuziehen und Milwaukee,
wo sie geboren war und 29 Jahre gelebt hatte, den Rücken zuzukehren.
Aber dann waren sie, Frank und die beiden Kinder begeistert gewesen von dem
großen Haus, der blühenden und grünenden Natur, der herrlichen
Luft, die immer ein wenig nach Harz und Blumen roch. Nur einmal hatte sie
es bislang bereut, in die einsamste Gegend Wisconsins übergesiedelt
zu sein.