Vampir-Horror-Roman Nr. 417: Kristalle des Schreckens

Vampir-Horror-Roman Nr. 417: Kristalle des Schreckens


Langsam wurde Rose Weaver unruhig. Sie trat ans Fenster und sah in den Regen hinaus, der gegen die Scheiben prasselte. Wo Frank nur blieb? Immerhin hatte er ihr versprochen, heute schon um sechs Uhr nach Hause zu kommen. Jetzt war es kurz nach sieben und bereits so dunkel, daß sie kaum noch den Weg, der zum Haus heraufführte, erkennen konnte. Die Wasserflut tat ein Übriges, die Welt dort draußen seltsam unwirklich erscheinen zu lassen. Selbst die Silhouette des Waldes, die sich schwarz gegen den dunkelgrauen Himmel abzeichnete, mutete sie heute fremd an: fast ein wenig bedrohlich, als lauere zwischen den Bäumen etwas, das sie zu vernichten trachtete. Während Rosie Weaver auf das Auftauchen der Scheinwerfer zwischen den Bäumen wartete, rief sie sich ins Gedächtnis zurück, wie positiv sie alles empfunden hatte, als sie vor etwa einem halben Jahr hierher gezogen waren. An einem sonnigen, bereits recht warmen Frühlingstag war es gewesen, als sich der Möbelwagen den Weg zwischen den Bäumen zu dem villenartigen Anwesen emporgequält hatte. Zuerst hatte sie sich ja dagegen gesträubt, in diese Einöde umzuziehen und Milwaukee, wo sie geboren war und 29 Jahre gelebt hatte, den Rücken zuzukehren. Aber dann waren sie, Frank und die beiden Kinder begeistert gewesen von dem großen Haus, der blühenden und grünenden Natur, der herrlichen Luft, die immer ein wenig nach Harz und Blumen roch. Nur einmal hatte sie es bislang bereut, in die einsamste Gegend Wisconsins übergesiedelt zu sein.


von Diethard van Heese, erschienen 1981, Titelbild: ???