Vampir-Horror-Roman Nr. 416: Hexenjäger wider Willen

Vampir-Horror-Roman Nr. 416: Hexenjäger wider Willen


Voller Geräusche war die Nacht in den Sümpfen. Tausende von Fröschen und Kröten quakten, Milliarden von Insekten brachten ein summendes Ständchen dar. Hin und wieder quiekte ein Kleintier in Todesnot auf, wenn es einer beutesuchenden Schlange zum Opfer fiel. Und auf George Patricks Alligatorenfarrn schnaubten die Echsen zufrieden im Schlaf. Es waren die gewöhnlichen Geräusche einer gewöhnlichen Nacht in den Everglades, den Sümpfen Floridas. Die Konturen der üppigen subtropischen Vegetation waren mit der Dunkelheit der Nacht zu einer schwarzen Einheit verschmolzen. Dennoch fand sich die hastig durch das Dickicht huschende Gestalt mit schlafwandlerischer Sicherheit zu recht. Für sie war es keine gewöhnliche Nacht. Von einem Augenblick auf den anderen verstummten alle Laute, als das Mädchen eine Lichtung erreichte. Selbst die Laufgeräusche ihrer Schritte waren nicht mehr zu hören. Der milchige Schein des Mondes wurde hier nicht durch die Dichte der Pflanzenwelt behindert. Schleiergleich lag sein Licht über dem freien Platz in dem dschungelähnlichen Gelände. Das Mädchen verlangsamte den Schritt. Ihre Haltung änderte sich rapide. Mit einemmal war nichts von Eile mehr an ihr.


von Lionel Reynolds, erschienen 1981, Titelbild: Les Edwards