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Die schwarze Flüssigkeit in dem eisernen Tiegel begann zu brodeln. Dampf
stieg hoch. Kein gewöhnlicher Dampf, sondern dunkle Schwaden. In skurrilen
Windungen schraubte er sich nach oben. Manchmal glühte es feurig in
ihm auf - wie Augen einer finsteren, luziferen Wesenheit nach langem Schlaf.
Mit zitternden Fingern schraubte der hagere Mann ein kleines
Kristallfläschchen auf. Ein eigentümlicher Geruch durchzog das
Gewölbe. Berauschend wie der Duft eines schweren alten Weines, der die
Sinne vernebelt, aber dabei auf seltsame Art stechend. "Und jetzt sieben
Tropfen AQUA INFERNALIS", murmelte der Biologe. Die dunklen Augen in dem
schmalen, asketischen Gesicht glühten wie feurige Seen, als er vorsichtig
das Behältnis neigte und die zähe giftgrüne Flüssigkeit
in den Tiegel tropfte. Der Gelehrte sah nervös auf seine Armbanduhr.
Wie bei allen schwarzmagischen Experimenten galt auch hier das Erfordernis
höchster Präzision. Nach genau einer Minute mußte er den
kleinen, kaum spannenlangen Lehmkörper in die kochende Flüssigkeit
hineingeben. Tat er es nur eine einzige Sekunde früher oder später,
dann bestand die Gefahr eines verfälschten Resultats, Viele aus der
Zunft der schwarzen Magier hatten auf diese Weise schon ihr Leben verloren,
wurden getötet von den dämonischen Gewalten, die sie aufgrund
fehlerhafter Versuche nicht mehr bändigen konnten. Der Inhalt des Tiegels
verfärbte sich. Aus dem tintigen Schwarz wurde in wenigen Sekunden ein
glühendes Rot. Der dunkle Dampf verschwand als zuckender schwarzer Blitz
ins Nichts.