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"Wie lange noch willst du nicht von mir weichen? Du erschreckst mich durch
Visionen, so daß mein Körper noch mehr erbebt als meine Seele?`
Ich weiß nicht, wer das gesagt haben soll. Ich erinnerte mich in jener
Nacht nur daran wegen der Duplizität der Ereignisse. Erst vor wenigen
Tagen hatte ich diese beiden Sätze gelesen. Ein Schriftsteller, dessen
Name ich nicht kenne, hatte sie einer Gespenstergeschichte als Motto
vorangestellt. Und dann passierte mir genau dasselbe: Es war kurz nach
Mitternacht, als ich das Haus der Marchands - einer befreundeten Familie
- verließ, um mich zu Fuß auf den Heimweg zu machen. Ich hatte
nur eine knappe Viertelstunde zu laufen. Es war ein unwahrscheinlich lauer
Oktoberabend, der Mond schien hell. Das tiefe Schweigen, das ringsum herrschte,
wurde nur vom Klang meiner Schritte unterbrochen, ließ sie
unnatürlich laut ertönen. So hatte ich eine gewisse Strecke
zurückgelegt, als ich plötzlich in einiger Entfernung hinter mir
Schritte vernahm. Der Gedanke, daß einem jemand nachschleicht, ist
immer unangenehm. Man kann mich wirklich nicht als ängstliche Natur
bezeichnen, außerdem kann ich mich vorzüglich meiner Haut wehren,
aber ich habe einen Gegner viel lieber vor mir, als in meinem Rücken.
Ich blieb also stehen, drehte mich um, war auch bereits darauf gefaßt,
mich eventuell mit einem Ganoven herumprügeln zu müssen - doch
da war niemand.