Vampir-Horror-Roman Nr. 304: Das Dämonensyndikat

Vampir-Horror-Roman Nr. 304: Das Dämonensyndikat


Es war kurz vor Mitternacht. Die wenigen Straßen und Gäßchen von Invertain sahen wie leergefegt aus. Die Bürger der kleinen Ortschaft mitten im schottischen Hochland mußten tagsüber schwere körperliche Arbeit verrichten. Entweder in der nahen Zementfabrik oder in ihrer kargen, nur wenig Gewinn abwerfenden Landwirtschaft. Sie liebten deshalb ihre Nachtruhe und verließen zum Leidwesen der Gastwirte die drei armseligen Kneipen immer schon zu früher Stunde. So auch heute. Pete Mulligan, der ehemalige Schwergewichtsringer in der obersten schottischen Klasse und jetzige Kneipenboß von Petes Inn, saß mißmutig hinter der Theke. Wie so oft in den letzten zwei Jahren haderte er auch diesmal wieder mit seinem Schicksal, das ihn seiner Meinung nach höchst ungerecht behandelt hatte. Ab und zu machte er einen tiefen Zug aus seinem Bierkrug. Nur noch ein einziger Gast war in dem kleinen, primitiv eingerichteten Raum. Es war Slim Connif, der stadtbekannte Herumtreiber und Säufer. Die auf ihr gottgefälliges Verhalten überaus stolzen Bürger betrachteten ihn als eine Art Schandfleck. Aber da Slim Connif nie eine Rechnung schuldig blieb und sich während seiner wenigen nüchternen Tage als durchaus umgänglicher Mensch erwies, mußte man ihn wohl oder übel erdulden. Das Geld für seine Sauftouren verdiente er sich durch Gelegenheitsarbeiten. "Komm, Pete, gib mir noch einen Krug!" rief er dem Wirt zu und ließ dabei einen gewaltigen Rülpser seinem weitgeöffneten Mund entweichen. Kein Zweifel, Slim war nicht mehr weit von dem Zustand entfernt, der für ihn der Himmel auf Erden war. Pete blickte hoch. Sein Blick umfaßte die Trostlosigkeit, in der er sich befand.


von Jack Read, erschienen 1979, Titelbild: Vilanova