Vampir-Horror-Roman Nr. 98: Horrortrip ins Tal der Toten

Vampir-Horror-Roman Nr. 98: Horrortrip ins Tal der Toten


Ein Kerl zum Ausspucken, dachte Henry. Hoffentlich kann ich mich beherrschen. Sonst schmeiße ich ihn raus. Erdmann von Laydell schien zu spüren, daß er hier nicht gut ankam. Aber das änderte nichts an seinem Verhalten. ."Was dachten Sie denn?" näselte er. "Daß ich Ihnen vor Freude um den Hals falle, wenn Sie mit Ihrer Touristenherde bei mir anrücken? Und das für einen Bettenpreis von sechs Franc. Nein, mein Lieber! Was ich zu bieten habe, ist einmalig in Europa. Vor allem für Ihre Zwecke. Acht Franc. Und keinen Centime weniger. Bedenken Sie das Risiko. Möglicherweise fällt uns der eine oder andere tot um, weil er soviel Horror nicht verträgt."


von Jens Orlik, erschienen 1975, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von Wondina:


Kurzbeschreibung:
Der selbstbewusste Playboy und Ex-Rugby-Spieler Henry Dayton arbeitet für einen Pariser Reiseveranstalter. Sein aktuelles Projekt: Gruselreisen für ein Publikum mit Lust auf Gänsehaut. Für den Stapellauf der neuen Geschäftsidee hat er ein in einem alpinen Hochtal gelegenes, schwer zugängliches Schloss gemietet. Als die erste Reisegruppe per Bus das alte Gemäuer erreicht, sind nicht nur Henry und seine attraktive Kollegin Madeleine Patou bereits vor Ort, sondern auch vier arbeitslose Schauspieler, die den Gästen in der Nacht zum erhofften Gruselerlebnis verhelfen sollen. Doch alles kommt ganz anders. Kaum hat sich die Nacht über den Talkessel gelegt, fällt eine Reihe von Gästen echten Monstren zum Opfer, die nicht nur Kehlen zerbeißen, sondern auch ganz offensichtlich Fleischfresser sind. Als Henry das winzige beim Schloss gelegene Dorf inspiziert, stellt er bestürzt fest, dass nicht nur die Gräber des Friedhofes offenliegen, sondern auch der schmale Felsdurchgang zur Außenwelt zugeschüttet ist. Die Reisegruppe ist eingesperrt - mit einem Rudel wütender Zombies!


Meinung:
Eine echt positive Überraschung ist dieser Roman von Jens Orlik (Pseudonym des Vielschreibers und späteren TKKG-Kinderbuchautoren Rolf Kalmuczak). Hier stimmt einfach alles: Die Sprache ist flüssig und auf eine lässige Art elegant, der Spannungsaufbau konstant. Hervorragend beschreibt der Autor die bedrückende Situation des doppelten Eingeschlossenseins, zum einen in das von Zombies belagerte Schloss, zum anderen in den verschütteten Talkessel. Obwohl einige Romanheftklischees auch hier auftauchen, der dynamische Held, die schöne Dame an seiner Seite, kommt durch die schnelle Aktion und die reichen Details niemals die steife 08/15-Atmosphäre auf, die man aus so vielen anderen Gruselheftchen von Leuten wie Henry Ghost oder Roger Damon kennt. Erstaunlich, wie viel Story hier auf 62 Seiten untergebracht wurde, sogar ein entlaufender Massenmörder findet noch Platz, ohne dass es irgendwo "zu viel" wird. Zum Teil geht es sogar recht blutig zu, kein Wunder, ist die Grundsituation doch an ebenfalls nicht zimperlichen Zombiefilmen orientiert. Ausgerechnet die diesem Roman folgende Vampir-Ausgabe Nr. 99 wurde dann allerdings indiziert und sorgte, neben anderen Indizierungen, für eine abnehmende Gewalt in den Pabel-Heften. Aber hier geht s zum Glück noch rund. Ein toller Roman!


Besonderheiten:
Mit Vampir-Horror-Roman Nr. 122 erschien später ein weiteres Werk von von Jens Orlik, Dr. Satans grausiges Experiment , der dann wiederum nochmals als Silber-Grusel-Krimi Nr. 291, Satans grausiges Experiment bei Zauberkreis herauskam. Ein seltener Fall von Zweitverwertung.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Wie immer: CAM Thole hat s drauf, ein tolles, gruseliges Bild!


Coverbewertung:
5 Kreuze