Vampir-Horror-Roman Nr. 79: Die Insel der wandelnden Toten
Das zehn Meter lange Motorboot trieb anscheinend verlassen und führungslos
in der Strömung der Sizilianischen Straße. Es strahlte etwas
Unheimliches aus, das spürte Alfredo Cammero sofort. Deshalb trug er
seinen beiden Söhnen auf: "Los, werft den Motor an! Wir machen, daß
wir von hier fort kommen. Wir tun so, als hätten wir überhaupt
nichts bemerkt." "Es handelt sich um eine der Jachten von Don Chiusa, Vater",
rief da sein älterer Sohn Umberto. "Ich kann es jetzt ganz deutlich
erkennen." "Dann sollten wir erst recht einen Bogen machen", erklärte
Alfredo. "Ich möchte mit Don Chiusa nichts zu schaffen haben."
von Paul Wolf, erschienen 1974, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von
Stefan
Schrage:
Kurzbeschreibung:
Dorian Hunter reist nach Sizilien um den Reederkönig und Milliadär
Anatoll Chalkiris das Handwerk zu legen und kooperiert darum mit dem
mächtigen Mafiaboß Don Chiusa. Dieser ist zunächst skeptisch,
da Chalkiris von der berüchtigten Teufelsinsel agiert, die bislang für
jeden uneinnehmbar war. Dorian verschweigt dem Mafiaboß, dass sich
hinter Chalkiris kein Geringerer als Asmodi verbirgt, der Fürst der
Finsternis und Oberhaupt der Schwarzen Familie. Mit einigen
Überredungskünsten gelingt es Dorian Don Chiusa zu überzeugen,
dass es auch in seinem Interesse sein kann, wenn Chalkiris beseitigt wird.
Ein Zwischenfall mit drei Leuten von Don Chiusa erhöht weiter die Chancen
des Dämonen-Killers. Die drei Männer hatten sich der Teufelsinsel
genähert und haben eine schreckliche Verwandlung durchgemacht: Sie verwesten
bei lebendigen Leib und starben schließlich, als der erste Sonnenstrahl
sie traf. Don Chiusa weist an, die Leichen vorerst einzufrieren; Dorian warnt
davor, da sie nur durch Verbrennen ihre ewige Ruhe finden würden. Der
Don reagiert wütend und ignoriert Dorians Warnung. Als dieser später
in den Fischerort Mazara del Vallo zurückkehrt, merkt er, dass ihn der
Don zwei Männer nachgeschickt hat, um ihn zu beobachten. Dies passt
Dorian gar nicht, da er sich mit Olivaro treffen will. Noch ehe der
Dämonen-Killer die Männer abhängen kann, lotst ihn Olivaro
mit Hilfe seiner starken magischen Fähigkeiten in ein Lokal in einer
kleinen Nebengasse. Dorian hat alle bisherigen Kenntnisse über Asmodi
alias Chalkiris von Olivaro, der ebenso daran interessiert ist, dass Asmodi
zur Strecke gebracht wird. Er übergibt Dorian zunächst einen Plan
von der Teufelsinsel und weist auf verschiedene Gefahren hin, die dort lauern,
u. a. das Mädchen Valiora, das Asmodis Geliebte ist und auch die drei
Mafialeute auf die Insel gelockt hat. Dieses Mädchen ist offensichtlich
eine der Waffen, die Asmodi gegen Eindringlinge einsetzt und er schärft
Dorian ein, sie sofort zu töten, wenn er ihr begegnet, da sie auch Asmodis
Archillesferse ist. In wenigen Tagen soll eine Konferenz auf eine der Jachten
von Chalkiris stattfinden; auch Olivaro wird dort anwesend sein, der Asmodis
volles Vertrauen genießt und nicht ahnt, dass der Dämon den
Höllenfürsten verraten hat.
Kurz darauf wird Dorian von seinen zwei Beschattern im Hotelzimmer aufgesucht
und in ein Striptease-Lokal für die betuchten Leute im Zentrum des Dorfes
gebracht, wo sich auch Don Chiusa aufhält und welches von dem Mafioso
Marcello Sanza geführt wird. Als der Küchengehilfe Paolo den
Kühlraum betritt, um frisches Fleisch für die Küche zu besorgen,
will er neugierig nach den drei Leichen sehen, die im hinteren Teil des
Kühlraums aufbewahrt werden. Plötzlich erwachen die Toten zu neuen
Leben und als Paolo mit ihnen in Berührung kommt, geht eine schreckliche
Verwandlung mit ihm vor; seine Haut wird schwarz und auch er wird zu einem
Untoten, der sich nun mit den beiden anderen Kreaturen anschließt.
Als die Untoten dort auftauchen, bricht das Chaos los; jeder der mit den
Untoten in Berührung kommt, verwandelt sich ebenfalls in eine solche
verwesende Kreatur. Die anwesenden Mafiosi versuchen mit Maschinenpistolen
und Revolvern die Untoten zu vernichten aber die Kugeln können den Kreaturen
nichts anhaben. Schließlich fordert Dorian die Männer dazu auf,
die Untoten mit Feuer zu Leibe zu rücken, was schließlich gelingt.
Das Feuer vernichtet die Untoten, dabei brennt aber auch das Lokal von Marcello
Sanza ab. Den Mafiosi und Don Chiusa können aus dem brennenden Lokal
fliehen und der Mafiaboß verkündet Dorian schließlich, dass
er dem Dämonenkiller im Kampf gegen Chalkiris unterstützen will
und stellt ihm zehn seiner Männer, darunter sein Sohn Gianni und Marcello
Sanza, Ausrüstung und ein Boot zur Verfügung, um zur Teufelsinsel
zu gelangen. Schon am nächsten Tag macht sich die Expedition auf den
Weg. Als sie in den Dunstkreis der Teufelsinsel gelangen, taucht ein
geheimnisvolles Mädchen auf. Sie ist nackt und es scheint, als würde
sie auf dem Wasser gehen. Mit lockendem Gesang bringt sie die Männer
dazu, den Kurs zu ändern und auf die Insel zuzufahren. Dorian gelingt
es weitgehend, den Lockungen zu widerstehen, kann es aber nicht verhindern,
dass das Boot schließlich aufläuft. Bei den Rettungsversuchen
wird einer der Männer von einer riesigen Welle erfasst und
fortgespült. Den anderen gelingt es, sich zu retten aber ein großer
Teil der Ausrüstung ist dabei verloren gegangen, u. a. sämtliche
Medikamente und Trinkwasser. Die Männer beginnen nun, die Insel zu erkunden
um Nahrung und vor allem frisches Wasser zu finden. Allerlei tödliche
Gefahren lauern dabei auf sie. Immer wieder taucht das Mädchen Valiora
auf, um die Männer zu locken. Als sie in einer Statue im Dschungel
verschwindet, die ein genaues Ebenbild von dem Mädchen darstellt, kann
einer der Männer den Verlockungen nicht widerstehen, umarmt die Statue
und wird zu einem Untoten. Er muss schließlich mit einem Flammenwerfer
verbrannt werden, damit er nicht mehr zu einem untoten Leben erwacht. Im
Laufe der Zeit werden die überlebenden Männer getrennt und Dorian
schlägt sich zusammen mit Gianni Chiusa durch. Dabei stellt Dorian fest,
dass sich der Plan, den er von Olivaro bekam, ständigen Veränderungen
unterworfen ist. Nach tagelangen Märschen durch den Dschungel gelangen
Dorian und Gianni zu einer Ruine, wo sich eine Gruppe von greisen Kreaturen
aufhält und die sich im Aussehen von nichts unterscheiden. Als sie eine
der Höhlen betreten finden Sie einen Teil der Ausrüstung wieder;
ein Zeichen, dass drei Mafiosi vor ihnen hier gewesen sein müssen. Kurz
darauf merken sie, dass sie in eine tödliche Falle geraten sind, da
die Greise und die zwei Gorgonen Stheno und Euryale, die in den Höhlen
hausen und darauf aus sind, jeden Menschen, der hierher gerät, das Leben
auszusaugen, die beiden Männer bedrängen. Dorian kann die beiden
Gorgonen zurückschlagen und die beiden Männer gelingt es, ins
Höhlenlabyrinth zu fliehen. Dabei treffen sie auf Valiora und das
Mädchen hilft die beiden Männer, aus den Höhlen herauszufinden.
Schließlich führt sie Dorian und Gianni in ihr Haus und bewirtet
sie. Danach fallen die Männer in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf
und Valiora erzählt Dorian ihre Lebensgeschichte...
Am nächsten Tag will Gianni seinen Plan ausführen und die Jacht
von Chalkiris, auf der die Konferenz stattfinden soll, in die Luft sprengen.
Dorian will den Mafioso davon abhalten, aber der Heißsporn lässt
sich nicht umstimmen. Dorian flieht mit Valiora, da diese nun, nachdem sie
Asmodis verraten hat, seine Rache fürchtet. Als Dorian aus der Ferne
mitbekommt, dass Gianni, ehe er seinen kühnen Plan ausführen kann,
scheitert, beschließt er, mit Valiora den Dunstkreis von Asmodis und
der Mafia zu verlassen...
Meinung:
Dies ist praktisch der erste Teil eines neuen dreiteiligen Zyklus um Dorians
Kampf gegen Asmodi. Der Anführer der Schwarzen Familie verbirgt sich
hinter den Tycoon und Milliadär Anatoll Chalkiris, der im Roman allerdings
persönlich nicht in Erscheinung tritt. Dorian bekommt wieder einmal
passive Hilfe von Olivaro und unerwartet von dem Mädchen Valiora, die
zwar Asmodis Geliebte ist, aber sich seit langem danach sehnt, sich aus den
Fängen von Asmodis befreien zu können. Dorian scheint ihr dafür
der richtige Mann zu sein. Der Roman ist sehr spannend und die Szenen mit
den wandelnden Toten gruselig beschrieben. Weitere Höhepunkte sind die
Szenen in der Greisenkolonie auf der Teufelsinsel und Dorians Kampf mit den
Gorgonen Stheno und Euryale. Die gefährliche Valiora, Asmodis Geliebte,
wird schließlich zu Dorians Verbündete, die am Schluß sogar
mit dem Dämonenkiller von der Teufelsinsel flieht. Ein phantastischer
Roman der meines Erachtens vier Kreuze verdient.
Besonderheiten:
1. Asmodis schlüpft in die Rolle des griechischen Milliadärs Anatoll
Chalkiris.
2. Dorian sucht Hilfe bei der sizilianischen Mafia im Kampf gegen Chalkiris
aka Asmodis.
3. Erster Auftritt von Valiora
4. 1983 erschien er in der Zweitauflage als Dämonenkiller Nr. 14 in
eine gekürzten Fassung.
5. Seine dritte Veröffentlichung erlebt die Story 2001 als Buchform
im Zaubermond Verlag in der Reihe DORIAN HUNTER Classics Band 4 "Das
Dämonenauge". Dort erscheinen vier Dämonenkiller-Romane in
überarbeiteter Form.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Titelbild zeigt die nackte Valiora, so wie sie sich den Seefahrern zeigt,
die sich der Teufelsinsel nähern. Darüber das zerfließende
Gesicht der Unglücklichen, die mit Valiora in Berührung gekommen
sind. Gutes Titelbild mit einem Schuss Erotik. Gefällt mir. 3 Kreuze
Coverbewertung: