Silber-Krimi Nr. 857: Die mordende Anakonda
Silber-Krimi Nr. 857: Die mordende Anakonda


Gretal war erregt, ihre festen Brüste hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. War da nicht ein Geräusch gewesen? Für eine Sekunde blieb sie ruhig. Hinter ihr in der Finsternis des labyrinthähnlichen Tunnels schlug eine Tür zu. Gretals Lippen bebten. Sie wich an die feuchte Wand zurück. "... es ist sinnlos" hallte die schaurige Stimme durch das Gewölbe, daß das Blut in den Adern der Irin zu Eis erstarrte. "Dieses Labyrinth wirst du niemals lebend verlassen, Gretal! Niemals! Du hast den Weg gesucht, und du hast ihn gefunden. Nun sieh zu, wie du mit diesem Problem fertig wirst ..." Es war ihr, als würden in der Nähe eine weitere Tür geöffnet. Etwas raschelte auf dem Boden. Er blufft, schoß es ihr durch den Kopf. Er will mir Angst machen, das ist alles. Plötzlich wurde sie zu Boden gerissen, noch ehe sie begriff, woher die Bewegung kam. In der Finsternis wuchs ein riesiger, schemenhafter Körper neben ihr auf.


von Dan Shocker, erschienen am 06.10.1970, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Die PSA wird auf die Geschehnisse der Insel Inishkea/ Irland aufmerksam: dort wird seit einem halben Jahr eine Studentin vermisst, die im Hauses des Auswanderer James Beam, der sein abgelegenes Haus gerne Studenten zu Verfügung stellt, ihre Studienarbeiten beenden wollte. Dieser Auswanderer wird ebenfalls beschuldigt, die Tochter des reichsten Inselbesitzers namens Donovan Odd beseitigt zu haben. Außerdem gibt es mysteriöse Sichtungen von Schlangen, die normal niemals auf der Insel leben können. So wird X-RAY-3 als reicher Playboy getarnt nach Inishkea geschickt, um Kontakt mit David McCorkan, einem reichen Magazin-Herausgeber, aufzunehmen. Dieser wird nämlich überraschend auf der Insel gesichtet. Und wo dieser ist, ist immer was im Gange. McCorkan ahnt nicht, daß zur gleichen Zeit seine geliebte Nichte Siobahn McCorkan das Angebot des geheimnisvollen Auswanderers angenommen hat, sich in dessen Haus einzuquartieren und sich damit ungeahnt einer großen Gefahr aussetzt!


Meinung:
Der 22. LARRY BRENT Roman im SILBER KRIMI, ist von der Geschichte her leider nicht der Beste; der durchaus interessante Hintergrund wird leider nicht optimal ausgebaut. So plätschert die Handlung vor sich hin und zeigt weder Höhen noch Tiefen. Allerdings gibt es trotzdem einige wichtige Hinweise für Fans des sympathischen Agenten. X-RAY-3 erhält hier nämlich einen Firmenwagen der Marke Lotus! Und dieser ist 'JAMES-BOND-like' natürlich mit einigen Extras ausgestattet. Überhaupt schlüpft Larry hier in eine 007-ähnliche Rolle, umgeben von Reichtum und Schönheit. Die wenigen Appetithappen des farblosen Romans.


Besonderheiten:
- Larry erhält seinen Wagen, einen Lotus Europa mit etlichen Spielereien der PSA


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Leider zerstört in der Neuauflage des Romans der große Kopfbalken ein bisschen das Gesamtbild gegenüber dem Ausschnitt, das bei der SK- und der LB-Ausgabe gewählt wurde. Das Bild erkannte ich auf der Neuauflage erst beim zweiten Blick genau. Die Frau hängt nicht in einer Röhre fest - nein, sie wird von der Riesenanaconda verschlungen! Gut gemacht und nach der Handlung entworfen!


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Auf der irischen Insel Inishkea sind vor knapp zwei Jahren bereits mehrere Menschen an den Bissen von Giftschlangen gestorben und ein kleines Mädchen ist spurlos verschwunden. Jetzt häufen sich erneut merkwürdige Begebenheiten. Joe Rings wird eines Nachts Zeuge, wie sein Saufkumpan in einem Schlund verschwindet, doch er hält dies für die Fantasien eines Betrunkenen. Gemeinsam mit dem Wirt der Dorfschänke macht er sich auf die Suche nach dem Freund. Nahe der Unfallstelle werden sie von einem Mann niedergeschlagen, der in auf der Insel den Ruf eines Einzelgängers genießt. Dieser will die lästigen Zeugen an seine ausgewachsene Anakonda verfüttern. Doch in den unterirdischen Gewölben kommt es zum Kampf und die Anakonda entkommt in die Freiheit, um Angst und Schrecken zu verbreiten. In der Zwischenzeit hat bereits X-RAY-1 reagiert und seinen besten Mann auf den Fall angesetzt: Larry Brent. Doch kann X-RAY-3 den Fall klären bevor es weitere Tote gibt …?


Meinung:
Eigentlich sind die Tierhorror-Geschichten von Dan Shocker immer eine runde Sache: Spannend, innovativ und frei von Klischees. Der vorliegende Roman bildet da leider die unrühmliche Ausnahme. Die Handlung beginnt zunächst sehr verhalten und kommt nur langsam in Fahrt. Bis auf einige sehr schwammige Andeutungen und ausführlichen Beschreibungen der Vorzüge der weiblichen Protagonistin haben die ersten Seiten wenig zu bieten. Einzig und allein das bizarre Erlebnis der beiden Saufbrüder und die anschließende Suche von Joe Rings nach dem vermissten Freund sind äußerst lebendig und erfrischend beschrieben worden. Insbesondere der Dialog zwischen Joe und der Ehefrau seines vermissten Kumpels ist äußerst lebensnah ausgefallen. Larry Brents Erscheinen allerdings ist mehr als haarsträubend. Als ob es kein passenderes Inkognito auf einer kleinen irischen Insel gäbe, muss X-RAY-3 als Playboy mit Yacht und fünf leichtbekleideten Damen aufkreuzen. Dies schob Dan Shocker wohl als, leider misslungenen, Gag ein, denn diese Scherze gibt es in der Serie zu Hauf und zwar wesentlich besser und vor allem komischer in Szene gesetzt. Zudem tritt der Serienheld erst recht spät in Erscheinung und auch nur, um den Fall schnell über die Bühne zu bringen. Die Auflösung der Story trägt zwar unverkennbar die Handschrift von Dan Shocker verkommt hier allerdings zum Mummenschanz. Die Anwesenheit der Studentin Siobahn beruht wieder mal auf einem riesigen Zufall, zumal plötzlich auch ihr Onkel auftaucht, der von der Anwesenheit seiner Nichte nicht die geringste Ahnung hat. Die titelgebende Anakonda hat auch nur einige wenige Auftritte und für einen halbwegs interessierten Schlangenliebhaber sind diese Passagen die reinste Zumutung. Hier zeigt sich, dass Shocker seine Ideen häufig auf Fernseh- und Zeitungsberichten beruhen, aber kaum eine tiefergreifende Recherche erfolgte. Im vorliegenden Roman versagt auch das beträchtliche Allgemeinwissen des Schriftstellers. Zum einen greifen hier sämtliche Schlangen, egal welcher Gattung oder Art angehörend sofort alles an, was sich bewegt. Die meisten Giftschlangen, auch Kobras, ergreifen allerdings das Weite, wenn sie starke Erschütterungen spüren und Menschen wahrnehmen. Die Anakonda, selbstverständlich ein Riesenexemplar von neun Metern Länge, scheint sich in dem Roman auch nicht die Mühe zu machen ihre Beute zu würgen, wie in der Realität. Nein, sie schlingt die lebende Beute, in diesem Fall Menschen, lebendig herunter. In der Natur hingegen verbeißt sich das Tier in seinem Opfer und umschlingt es blitzschnell mit einigen Drehungen seines muskulösen Körpers. Anschließend zieht sich die tödliche Umschlingung mit jedem Ausatmen der Beute enger, bis sie erstickt ist. Erst dann beginnt die Anakonda zu fressen. Und zwar immer zuerst den Kopf des Opfers und nicht, wie im Roman die Beine. Am dreistesten ist allerdings die Behauptung, dass die Schlange ihre Beute innerhalb von Minuten verdaut und dann nur noch verschleimte, blutige Kleidungsstücke hervor würgt. Für einen Menschen benötigt selbst eine Anakonda mehrere Tage und würde danach monatelang keinen Hunger mehr verspüren. An und für sich ist dieses geheimnisvolle Tier für einen spannenden, nicht allzu ernst gemeinten Roman, gut zu verwenden, aber auch hier sollten die grundlegenden Fakten stimmen. Zumindest wenn man, wie hier bei LARRY BRENT, die Geschehnisse plausibel und glaubhaft erklären möchte. Das einzige Highlight dieses Romans ist der erste Auftritt von Larrys neuem Autor, einem Lotus Europa, denn die PSA mit allerlei Gimmicks ausgestattet hat. Wir erinnern uns: In SK 838 "Das Grauen von Blackwood Castle" fuhr Larry Brent einen Lotus Europa eines Freundes und fand den Wagen so genial, dass er selbst einen haben wollte. In diesem Roman nun wird sein Wunsch endlich wahr.


Besonderheiten:
Larry Brent erhält seinen Lotus Europa.
Die Insel Inishkea spielt auch eine zentrale Rolle in dem zweiten MACABROS-Roman "Der Fluch der Druidin".


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Die Anakonda verschlingt eines ihrer Opfer. Sehr stimmig und unheimlich, obwohl auch hier, die Beute von der falschen Seite angegangen wurde.


Coverbewertung:
3 Kreuze