Die dunkle Gestalt ging von Grab zu Grab. Sie hatte es nicht eilig und schien
etwas zu suchen. Wiederholt beugte sie sich herab und las die Inschrift eines
Steins. Sofort richtete sie sich dann wieder auf und setzte ihre
nächtliche, einsame Tour fort. Es war nicht möglich, in dem Wesen
einen Mann oder eine Frau zu erkennen. Der lange Umhang, der fast bis zum
Boden reichte, hüllte die Gestalt ein, die Kapuze verdunkelte das Gesicht
völlig. Dabei war es nicht sonderlich finster auf dem Gelände.
Der Mond versteckte sich nur hin und wieder hinter einer Wolke, meistens
zeigte er sich in voller Größe. Die Wege waren mit Kies
aufgeschüttet. Dennoch blieben die Schritte unhörbar. Es schien,
ein Schweben zu sein, zumal der Umhang auch die Bewegungen der Beine verbarg.
Die Gestalt glaubte, allein zu sein. Deshalb erschrak sie, als sie ein
Geräusch hörte. Es drang von dem schmiedeeisernen Tor herüber,
das sich quietschend in den Angeln drehte. Die Gestalt blickte gehetzt in
die Richtung, eilte zwischen den Denkmälern hindurch, duckte sich und
war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ...