Wie ein Geist kam sich Sophia Bertalozzi vor, als sie am Abend über
den Cimitero Campo Verano lief. Hier war am frühen Morgen Josepho beerdigt
worden: Der Freund, der ihr alles bedeutet hatte. Sie blieb stehen und
kämpfte mit den Tränen. Daheim hatte sie es nicht mehr ausgehalten,
nicht bei den Eltern und Geschwistern, die immer nur fragten und nicht
verstanden, daß sie im Augenblick Ruhe brauchte. Deshalb war sie noch
mal zum Friedhof gegangen. Vor dem frisch zugeschaufelten Grab befand sich
ein Quergang mit einer Bank. Sophia wollte sich setzen, um mit ihrem Verlobten
ein letztes Mal allein zu sein. Sie wischte sich die Tränen aus den
Augen und zwang sich zum Weiterlaufen. Ober ihr breitete sich ein verschleierter
Himmel aus, durch den aber immer noch die Sterne schimmerten. Die. Lichter
von Rom färbten den Himmel rötlich. Als sie Josephos Grab sah,
glaubte sie ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Das Grab war
verwüstet. Die Kränze und Blumen hatte jemand auf die umliegenden
Wege geschleudert. Nichts war heil geblieben.