Silber-Grusel-Krimi Nr. 252: Das Dorf der Wahnsinnigen
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Die Wahrsagerin zuckte plötzlich zusammen. "Nanu ?" fragte Rosalynn
Randall verwundert. "Ist etwas besonderes?" Sie starrte auf die vor ihr
ausgebreiteten Karten. Sie verstand nichts davon, ließ sich aber für
ihr Leben gern die Zukunft deuten. Über das Gesicht der Wahrsagerin
huschte ein flüchtiges Lächeln. "Nein...nein", beeilte sie sich
zu sagen. "Es ist nichts Besonderes..." "Das ist merkwürdig. Sie hatten
einen so seltsamen Gesichtsausdruck, Mrs. Simpson..." Clair Simpson schalt
sich im stillen eine Närrin, daß sie spontan reagiert hatte, ohne
ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Die Kundin meinte:" Sagen Sie
mir die Wahrheit...die volle Wahrheit! Deshalb bin ich hier. Sie können
ganz offen zu mir sprechen." Ja, dachte Clair Simpson, so äußern
sich alle, die zu mir kommen. Die Kartenlegerin lächelte verbindlich.
"Der heutige Tag allerdings ist nicht sehr günstig für Sie, Mrs.
Randall. Um es ehrlich zu sagen, es besteht eine gewisse Unfallgefährdung.
Sie sollten im Straßenverkehr etwas vorsichtiger sein als sonst. Am
besten wäre es- Sie würden vielleicht ganz zu Hause bleiben..."
von Jürgen Grasmück, erschienen am 16.07.1979, Titelbild: R.S.
Lonati
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Larry Brent und Iwan Kunaritschew gehen in Chicago einer Spur nach, die auf
Dr. X hinweist. Eine scheinbar wahnsinnige Frau mit einer schwarzen Halbmaske
ist in der amerikanischen Großstadt aufgetaucht. Die Spur erweist sich
als Finte, doch dann werden die beiden PSA-Agenten Zeuge eines weiteren seltsamen
Vorfalls. Eine Wahrsagerin ist offenbar ebenfalls Opfer einer bizarren Form
von Wahnsinn geworden. Larry Brent und sein Freund stoppen die tobende Frau
und liefern sie in ein Krankenhaus ein. Zuvor gibt die Rasende den Agenten
noch Informationen, dass sie erst kürzlich einer Frau namens Rosalynn
Randall die Zukunft vorhergesagt habe. Diese Frau hat vor nicht allzu langer
Zeit in einem Antiquitätenladen eine antike Vase erstanden, auf der
angeblich ein Fluch liegt. Als die PSA-Agenten die Wohnung der Frau erreichen,
wird die Vermutung zur grauenvollen Gewissheit. Ein Körper stürzt
vor den Augen von Larry und Iwan aus dem Fenster. Es handelt sich um einen
Einbrecher, welcher der grauenvollen Magie der Vase erlegen ist und sich
noch im Fallen ebenfalls in eine Vase verwandelte, die beim Aufprall zerbricht.
In der Wohnung von Rosalynn Randall finden die PSA-Agenten nur den Komplizen
des Einbrechers und zwei antike Vasen, die sich bis ins Detail gleichen.
Von der Wohnungsinhaberin fehlt jede Spur. Als Larry Brent im Krankenhaus
die Wahrsagerin erneut vernehmen will, stirbt diese, um nach kurzer Zeit
wieder zu erwachen. Clair Simpson war klinisch tot und hatte ein unglaubliches
Erlebnis. Für Larry Brent steht fest, dass dies ein neuer Fall für
die PSA ist. Währendessen untersucht Iwan Kunaritschew erneut die Wohnung
von Rosalynn Randall und kann den gefährlichen Geist eines Druiden stellen,
der sich in der Vase manifestiert hat. Doch gegen die überirdische Kraft
des Magiers ist selbst X-RAY-7 machtlos
Meinung:
Zunächst einmal sei gesagt, dass dies einer der wenigen LARRY BRENT-Romane
ist, die nicht mehr in der eigenständigen Serie erschienen sind. Der
zu dieser Zeit größte Gegner der PSA war Dr. X, die auch in diesem
Heft erwähnt wird, wenngleich sie keine tragende Rolle spielt. Für
den Leser entfaltet sich auf den Seiten eine kurzweilige Story über
den Geist eines Druidenpriesters, der sich mit finsteren Mächten eingelassen
hat. Die Verwandlung von Menschen in Vasen wird schaurig beschrieben, obgleich
die Handlung um Clair Simpson bisweilen etwas zu viel Platz in Anspruch nimmt,
zumal die Fälle von plötzlich auftretendem Wahnsinn sich im Nachhinein
als hanebüchen herausstellen. Für die späteren Fälle
von Larry Brent ist es typisch, dass vermehrt übersinnliche Phänomene
und Magie eine Rolle spielen, doch bei dem vorliegenden Heft bleibt dadurch
auch die spezielle Atmosphäre der frühen Werke von Dan Shocker
auf der Strecke. Hinzu kommt noch die leidige Verlegenheitslösung mit
der Doppelrolle von Larry Brent als X-RAY-1 und X-RAY-3. Durch seinen eigenen
Einsatz setzt Larry Brent nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel, sondern
auch die Schlagkräftigkeit und die Funktionalität der gesamten
PSA. Zumal es ohnehin ein Rätsel ist, wie Larry für jeden Agenten
rund um die Uhr erreichbar sein will. Schließlich hätte das Schicksal
von X-RAY-7 auch ihn selbst treffen können. Das Ende wirkt dann auch
so konstruiert und bemüht, dass es einfach lächerlich ist, vor
allem weil der Bösewicht im Hintergrund auch völlig unbedarft mal
eben ausplaudert, wie sein gesamter Plan zum Scheitern gebracht werden kann.
Solche Verhaltensweisen sind immer ärgerlich, egal ob es sich um einen
Heftroman handelt, einen 500Seiten-Schinken oder einen Kinofilm.
Schließlich kommt das titelgebende Dorf der Wahnsinnigen vergleichsweise
kurz im Roman vor und wirkt eher wie eine Staffage. Auffallend ist
schließlich der gewöhnungsbedürftige Stil des Romans, angefangen
bei der unüblichen deutschen Schreibweise von Chicago mit "k" (Chikago),
bis hin zu den Dialogen, die gerne auch mal genickt oder gegrinst werden:
"Und das hast du getan, wie ich dich kenne", nickte
Kunaritschew.
Fazit: Mäßig spannender LARRY BRENT-Roman mit einem
unglaubwürdigen Ende, obwohl der Plot der Geschichte einen gewissen
Reiz nicht verhehlen kann.
Besonderheiten:
Der Roman erschien nicht in der eigenständigen Serie.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der typische Lonati-Stil ist unverkennbar, auch wenn einem beim Betrachten
des Covers der Verdacht beschleicht, dass das Bild ursprünglich einen
RON KELLY-Roman zieren sollte. Künstlerisch nicht unbedingt eine
Meisterleistung und im Kontext mit dem Layout und dem Titel auch irgendwie
nichtssagend.
Coverbewertung: