Silber-Grusel-Krimi Nr. 18 (NA): Das Grauen von Blackwood Castle
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Sie hörte ein Geräusch von der Terasse her. Schlaftrunken drehte
sich Eileen Evans auf die Seite. Ihre Augenlieder zuckten. In ihr
Bewußtsein stahl sich der Gedanke, daß Dave doch noch gekommen
war. Der scheue, ein wenig verklemmte Mann von drüben aus dem Schloß.
Ein Lächeln umspielte ihre feuchten, schimmernden Lippen. Eileen Evans
war bereit, ihren Liebhaber zu empfangen. Doch es war kein Mann, der die
vorsorglich angelehnte Terassentür weit aufstieß. Es war das Grauen,
das sich ins Zimmer schlich, ein zum Leben erwachter Alptraum! Die Bewegung
erstarb urplötzlich neben ihrem Bett, leise, schmatzend, pulsierend,
ein feuchter, glitschiger Körper, der sich über den Bettrand schob.
Eileen Evans wurde von einer Sekunde zur anderen hellwach. Doch sie sah nichts.
Es war finster. Die Dunkelheit hüllte sie ein wie ein riesiger schwarzer
Mantel. Der schleimige Berg, der sich unter die Decke schob, war bereit,
von ihrem Körper Besitz zu ergreifen.
von Dan Shocker, erschienen am 04.04.1972, Titelbild: ???
Rezension von
Larry:
Kurzbeschreibung:
Wer ist der geheimnisvolle Dave Wellington? Und warum verhält er sich
so merkwürdig? Und dann ist da noch der Earl von Blackwood-Castle. Auch
er scheint etwas zu verheimlichen. Als eine junge Journalistin sich in
Blackwood-Castle auf die Suche nach ihrer vermißten Freundin macht,
ahnt sie nicht in welcher Gefahr sie selbst schwebt.
Meinung:
Das Grauen kommt hier auf leisen Sohlen. Dan Shocker beweist wieder einmal,
das er actiongeladene Romane genau so gut schreiben kann, wie die leisen
Novellen, die langsam und gänsehauterzeugend in Fahrt kommen. Das
Schloß scheint die ideale Umgebung um Atmosphäre aufzubauen. dazu
ein paar Dunkelmänner und der PSA-Mann Larry Brent in einem Solo-Abenteuer,
wo er ganz auf sich gestellt, machen die richtige Mischung aus. Trotz einiger
Längen im Mittelfeld des Romans ist doch der Großteil spannend
und unterhaltsam zu lesen. Und die Riesenraupe sorgt für den nötigen
Horror.
Besonderheiten:
Diente als Vorlage für das Larry Brent-Hörspiel
Nr.
8
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt nicht sehr viel. Der Stil ist zwar, gemessen an seiner
Enstehungszeit sehr nett, aber in dem Bild liegt nur wenig Atmosphäre.
Ein nacktes Mädchen, das sich vor Würmern fürchtet ist noch
nicht so ungewöhnlich. Daher kein Gruselfaktor, und kein spektakuläres
Bild. Die Zeichnung in der eigenen Serie war um Längen schöner.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Sheila Martens ist eine Journalistin, die sich mit ihrer ehemaligen
Klassenkameradin Eileen Evans bei Blackwood Castle am Rande von London/England
treffen möchte. Doch stattdessen findet sie nur den Enkel des Earl
ofWellington an, den bildhübschen, aber ziemlich schüchternen Dave
Wellington an. Dieser zum Wahnsinn neigende junge Mann interessiert sich
hauptsächlich für seine Raupenzucht, mit der er es geschafft hat,
daß seine Zuchtexemplare sich nicht mehr verpuppen und zu Schmetterlingen
verwandeln! Als Sheila in ihrem Ferienhäuschen nahe des Schlosses dann
die ganze Badewanne voller solcher Insekten hat, diese aber verschwunden
sind, als sie den Fund Dave Wellington zeigen möchte, glaubt sie, daß
etwas auf dem Schloß nicht stimmt. In der Tat betreibt Larry Brent
im Auftrag der PSA auch schon Nachforschungen über Dave Wellingtons
mysteriöse Vergangenheit an, da die Tochter seiner Ziehmutter Sonja
Brighton seit einiger Zeit als vermisst galt und Dave in den nächsten
Tagen an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ein Vermögen erben
soll. Das allerdings sehr vieles nicht mit den Wellingtons stimmt, merkt
Larry, als er in einer versteckten Irrenanstalt einen zweiten Dave Wellington
auffindet!
Meinung:
Wenn man einen sehr guten Grusel Krimi zum Lesen sucht, dann sollte man sich
einmal diesen Roman vornehmen, denn er hat so ziemlich alles, was ein eben
solcher benötigt. Eine dunkle Atmosphäre durch ein bedrohlich wirkendes
Schloß. Eigenartige Personen, die jenes Gemäuer bewohnen. Dazu
eine geheimnisvolle Vergangenheit der Hauptfigur und zu guter Letzt jede
Menge ekeliger Insekten in Gestalt von Raupen. Gruselherz, was willst du
mehr? Lediglich das leider nur kurze Auftreten der Riesenraupe und dem eh
viel zu schnellem Ende des Romans lassen ihn an der "Höchstkreuzzahl"
vorbeischrammen!
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover des Silber Krimis und der Neuauflage zeigt wirklich eine
beängstigende Einengung! Die arme Frau muß in ihrer Ecke ja die
Hölle durchmachen mit den tausenden auf sie zukriechenden Raupen! Toll!
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Die attraktive Journalistin Sheila Martens reist nach Blackwood Castle, um
ihre Freundin Eileen Evans zu besuchen, die bei dem alten Gemäuer Urlaub
macht. Doch als Sheila in Blackwood Castle ankommt ist Eileen spurlos
verschwunden. Stattdessen lernt sie den Mann kennen, wegen dem Eileen noch
länger bleiben wollte: Den Neffen des Earl of Wellington, Dave. Der
gutaussehende junge Mann ist allerdings schüchtern, zurückhaltend
und hat ein absonderliches Hobby. Er züchtet Raupen, die nicht nur
ungewöhnlich groß werden, sondern sich auch nicht mehr in
Schmetterlinge verpuppen werden und sich darüber hinaus auch von Fleisch
ernähren. Damit beginnt Sheilas Horror-Trip, denn scheinbar ist Dave
Wellington wahnsinnig und gefährlich. Hat er Eileen Evans ermordet und
an seine Raupenzucht verfüttert? Zur selben Zeit soll der PSA-Agent
Larry Brent das Verschwinden einer Frau namens Sonja Brighton klären.
Die Mutter Sonjas hat jahrelang als Kindermädchen eines gewissen Dave
Wellington gearbeitet. Der Psychiater des Jungen, Dr. Prix, berichtet dem
Agenten, dass Dave Wellington im Verdacht steht seine eigene Mutter mit einer
abscheulichen Schneckenzucht getötet zu haben. Jetzt scheint der wahnsinnige
junge Mann auf dem Schloss bei seinem Onkel zu wohnen. Schnecken züchtet
er nicht mehr, dafür das Grauen von Blackwood Castle ...
Meinung:
Ein äußerst stimmungsvoller und sehr unheimlicher Gruselroman
von Dan Shocker, der zu den besten Geschichten der Serie gezählt werden
darf. Die sehr gut durchdachte Story ist im Prinzip ein Kriminalfall, in
dem es um Erbschaftsangelegenheiten und natürlich Mord geht. Doch
Jürgen Grasmück wäre nicht Dan Shocker hätte er seiner
Geschichte nicht ein paar gruselige und für manche Zeitgenossen auch
eklige Elemente mit eingebaut. In diesem Fall erwarten den Leser unzählige,
fleischfressende Raupen, inklusive einem Riesenexemplar dieser Familie. Recht
schnell wird klar, wer hier die Bösewichter sind und wieder kann man
Shockers Abneigung gegenüber Ärzten deutlich herauslesen, denn
wieder einmal sind es die hochdekorierten Mediziner, welche die eine oder
andere Leiche im Keller haben. Der Roman zieht aber seine Spannung weniger
aus den Ermittlungen, die trotz allem sehr interessant zu lesen sind, sondern
vorrangig aus der Grusel-Atmosphäre, die jeden Edgar Wallace-Streifen
in den Schatten stellt. Die ambivalenten Gefühle Dave Wellingtons werden
plastisch dargestellt und die bedrückende Stimmung in den stockdunklen
Kellerverliesen erzeugt das angenehme Kribbeln eines leichten Schauers. Die
Riesenraupe Laura sorgt darüber hinaus für ein wenig Monster-Feeling.
In der eigenständigen Serie wurde der Roman ein wenig geändert.
Aus dem Chiefinspektor Cumming wird nun erstmals Higgins, der Larry Brent
auch in weiteren Abenteuern zur Seite steht. Auch in anderer Hinsicht ist
dieser Roman eine Besonderheit, denn erstmals fährt Larry Brent einen
Lotus Europa. Das Auto gefällt dem PSA-Agenten so gut, dass er sich
später ja einen eigenen Wagen dieser Marke zulegen wird.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Chiefinspektor Edward Higgins.
Larry Brent fährt erstmals einen Lotus Europa.
Der Roman wurde in dem BLITZ-Paperback "Frankenstein", als
Band
9 der Larry-Brent-Serie neu aufgelegt.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eines der besseren Grusel-Krimi-Cover. Zwar ähnelt es ein wenig dem
Titelbild des vorherigen Romans Nr.
17 "Vor der Tür stand Frankenstein", doch die Atmosphäre des
Romans wird treffend wiedergegeben.
Coverbewertung:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Die attraktive Journalistin Sheila Martens ist auf Blackwood Castle in der
Nähe von London gereist, um dort ihre Freundin Eileen Evans zu besuchen.
Eileen wollte einige Tage auf dem Schloss des seltsamen Earl of Wellington
verbringen, doch Sheila trifft das blonde Mädchen nicht mehr an. Keiner
der Schlossbewohner will sie gesehen haben, auch nicht Dave Wellington, der
gutaussehende, jedoch extrem schüchterne und eigenartige Neffe des Earls.
Mit Frauen scheint der begehrte Mann so sein Probleme zu haben, dafür
ist er einer ganz anderen Spezies absolut verfallen: er züchtet Raupen.
Genau dieser Dave Wellington ist das Objekt von Larry Brents aktuellen
Untersuchungen. Das Verschwinden einer gewissen Sonja Brighton steht laut
den Computern der PSA im unmittelbaren Zusammenhang mit Blackwood Castle
und dem seltsamen jungen Mann. Dave befand sich einige Zeit in der Obhut
des Psychiaters Dr.Eric Prix, da er im zarten Alter von neun Jahren seine
Mutter auf eine grässliche Weise ermordet haben soll. Larry erfährt
über den Psychiater von der Anstalt eines gewissen Dr.Free, welcher
ebenfalls in die Familientragödie der Wellingtons involviert gewesen
sein soll. Bei seinen Nachforschungen macht X-RAY-3 eine folgenschwere und
tödliche Entdeckung. Die Spur führt in die beklemmenden
Gewölbe von Blackwood Castle, wo nicht nur die Lösung zu einem
unfassbaren Familiendrama auf den Agenten wartet, sondern auch Laura, Dave
Wellingtons grauenhaftes Prachtexemplar seiner Züchtungen
Meinung:
Und hier haben wir wieder mal ein richtiges Meisterstück aus der Feder
von Dan Shocker! Angefangen bei der großartig gewählten Kulisse
des abweisenden und geheimnisvollen Blackwood Castle, in dessen
bedrückenden düsteren Kellergewölben das entsetzliche Grauen
auf seine chancenlosen Opfer lauert bis hin zu den wirklich liebevoll
gezeichneten Protagonisten bietet dieser Horror-Thriller alles, was man von
einem Larry Brent in der Top-Liga erwarten kann. Die Storyline ist clever
strukturiert, keine quälenden Längen, dennoch viele ansprechende
Tiefgänge, ein paar überraschende Wendungen bis hin zu einem
hervorragend ausgearbeiteten Finale. Dazu kommt die herrliche Würze
mit einigen wirklich fiesen menschlichen Gegenspielern, dazu etwas weibliche
Erotik, eine gehörige Brise Ekel mithilfe der zahlreichen kriechenden
schleimigen Raupen und darüber thront die Bedrohung durch ein unfassbares
Geschöpf. Sogar das regnerische trübselige Wetter ist ideal
gewählt - es passt einfach alles. Perfekt!
Besonderheiten:
Edward Higgins tritt nach der Pensionierung des hier noch agierenden
Chiefinspektor Cumming dessen Nachfolge an.
Larry kommt das erste Mal in den Fahrgenuss eines Lotus Europa, den er sich
von seinem Freund Geoffrey Hatkinson geliehen hat. Eine folgenschwere
Bekanntschaft, denn bald wird auch X-RAY-3 eine solche Nobelkutsche sein
Eigen nennen.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auch nicht schlecht, wenn auch noch etwas Cartoon-hafter und weniger dramatischer
als das Cover für die eigenständige Serie (LB
Nr. 7).
Dennoch ist es absolut akzeptabel, weil auch hier Beklemmung durch das
Gewölbe und der entsprechende Ekelfaktor mit den Raupen ausgekostet
wird
Coverbewertung: