Ron Kelly Nr. 20: In den Klauen der Menschenfresser
Ron Kelly Nr. 20: In den Klauen der Menschenfresser


Das dumpfe Dröhnen der Trommeln erfüllte seit einigen Nächten den Dschungel. Sonja de Maas hielt den Atem an. Die junge Frau atmete schnell. Ihr Herz trommelte gegen die Brust, als wäre dort ein Tier eingesperrt, das frei sein wollte. Es waren die letzten Minuten ihres Lebens. Man hatte ihr mitgeteilt, daß in der dritten Nacht, die der Medizinmann und Zauberer der Kannibalen am geeignetsten für das Opfer hielt, sie an der Reihe sein würde. Verzweifelt riß und zerrte sie an den Fesseln. Die Bastschnüre waren jedoch festgezurrt und schnitten tief in ihre Haut. Da gab's kein Entrinnen . . . Der mit Götzen- und Fratzengestalten bemalte Vorhang an der Tür wurde zurückgeschlagen. Zwei Schwarze traten ein, große und muskulöse Gestalten. Ihre Körper waren mit Fett eingerieben, daß sie glänzten. Sie trugen Halsketten und Armbänder aus aufgereihten Raubtierzähnen. Sie hatten sich auch mit Ohrringen geschmückt. Die bestanden aus weißen Knochen. Sonja de Maas blickte ängstlich auf die Schwarzen. Hinter ihnen lag der freie Platz. Flackernder Widerschein spiegelte sich auf den Körpern der beiden Neger, und die offenen Flammen ließen die wimmelnde Menschenansammlung, das Gestell und den riesigen Topf aus gebranntem Ton wie eine Allegorie des Grauens sichtbar werden.


von Dan Shocker, erschienen im Mai 1986, Titelbild: R.S. Lonati