Ron Kelly Nr. 1: Ein Mann verlässt die Welt
Ron Kelly Nr. 01: Ein Mann verlässt die Welt


In Los Angeles war nie ein Tag wie der andere, erst recht waren es nicht die Nächte. Doch jene Mainacht, die ich im Haus von Glenda Wooley verbrachte, sprengte alles, was ich bisher erlebt hatte. Das hat nichts mit Glenda und ihren Reizen zu tun. Die sind eine wahre Augenweide. Glenda hat Kurven, da wird einem Mann vom Hinsehen schon schwindelig. Und doch war Glenda nur Beiwerk in dieser Nacht. Glenda ist eine Art der Wirklichkeit, die "Unsichtbaren Schatten" eine andere. Ich begegnete ihnen dort zum erstenmal, und von dieser Stunde an sollten sie mich nicht mehr loslassen.


von Dan Shocker, erschienen am 22.01.1985, Titelbild: ???

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Ron Kelly - Journalist aus Los Angeles - freut sich wahnsinnig auf die bevorstehende Liebesnacht mit der jungen, talentierten und außerordentlich hübschen Schauspielerin Glenda Wooley. Es kommt jedoch anders, denn Glenda und Ron werden von einem riesigen Schatten, der meterhoch aufragt, aufgesogen und lösen sich regelrecht auf. Ron landet in einer Art Höhlenlabyrinth, umringt von gespenstischen, zerlumpten Gestalten, denen er zuerst entkommen muß. Währenddessen findet sich Glenda an einer anderen Stelle jener finsteren, bedrohlichen Welt wieder und lernt die Königin der Schatten - Scharka - kennen, welche sie nach einem kurzen, unfreundlichen Gespräch mit einer Metallpeitsche tötet und quasi in Stücke schneidet. Inzwischen lernt Ron in einem Verließ ein Geisterwesen kennen, welches einmal ein Mann namens Bert Varell gewesen ist, den es 25 Jahre zuvor ebenfalls durch Kontakt mit einem solch merkwürdigen Schatten, in diese Dimension verschlagen hat. Varell ist mittlerweile tot, weil er, gemeinsam mit zwei Gefährten, die er auf seinen Wanderungen kennenlernte, in eine Auseinandersetzung zwischen den Kräften der "Oberen" und der "Unteren" geriet. Seinem Geist gelingt es noch einmal für kurze Zeit zu entkommen und er übergibt Ron einen geheimnisvollen Ring, den er vor seinem Tod an jener Stelle, da die "oberen" und die "unteren" Kräfte aufeinandertrafen, fand. Danach verlöscht der Geist und stattdessen entdeckt Ron ein merkwürdiges kleines Gesicht auf dem Stein des Ringes. Dieses Gesicht nennt sich Aphos und erklärte dem verduzten Ron, daß er ihn aus dieser Welt leiten kann. Ron geht darauf ein und tatsächlich lenkt der kleine Aphos Ron durch unzählige Gänge, Höhlen und dergleichen, ehe er in einem Dom Glenda Wooley, oder besser das, was aus ihr geworden ist, wiedertrifft. Glendas Oberkörper ist zum Teil mit Stein oder Metall verschmolzen worden und exsistiert jetzt als makabre Statue, die sich sogar auf ihn stürzt. Es kommt zu einer unerklärlichen Reaktion und plötzlich befindet Ron sich wieder in Glendas Haus, nahe Los Angeles, wo er auf ein befreundetes Ehepaar trifft. Die Berlingers waren nach einer unerklärlichen Autopanne in das Haus Glendas zurückgekehrt und hatten dort deren zerstückelten Überreste gefunden. Da Ron als einziger nach Glendas Geburtstagsfeier hier übernachten wollte und er jetzt mit zerfetzten und blutbesudelten Klamotten vor ihnen steht, vermuten die Berlingers natürlich, daß er sie umgebracht hat (kann man ja auch irgendwie verstehen, oder?). Während Pete Berlinger Ron mit einer Flinte in Schach hält, will seine Frau die Polizei anrufen und als Ron dann auch noch anfängt von einer geheimnisvollen, fremden Dimension und lebendigen Schatten, sowie irgendwelchen Geisterwesen zu sprechen, verstärkt sich ihr Verdacht ihm gegenüber noch und sie halten ihn für komplett verrückt (auch nachvollziehbar, gell?). Jedenfalls kann Ron fliehen, doch schon heftet sich die gesamte Polizei Los Angeles' an seine Fersen und mittels eines riskanten Trick, bei dem es ihm gelingt einen Helicopter der Cops zu übernehmen, kann er sich vorübergehend bei seinem alten Freund, einen 1,59m großen, draufgängerischen Stuntman namens Johnny "Crash" Berry verstecken. Während Johnny einen Stunt ausführt, wird Ron jedoch vom Police-Sergeant Clyde Philips in der Hotelsuite des Stuntman gefunden und kann den Flüchtenden überwältigen. Schnell erkennt Ron jedoch, daß etwas mit diesem Cop nicht stimmt, denn der will ihn offensichtlich nicht einsperren, sondern umbringen. Johnny, der früher heimkehrte, folgte den beiden Männern und unterstützt Ron nun tatkräftig bei seiner Befreiungsaktion, in deren Verlauf Philips von Ron in Notwehr erschossen wird. Es stellt sich heraus, daß Philips kein richtiger Mensch ist, sondern eher im Dienste der Schatten steht, denn in der Kopfwunde des toten Cops entdecken Ron und Johnny ein merkwürdiges Drahtgespinst, welches den Verdacht nahelegt, daß Philips eine Art von "Roboter" ist. Zwar fotografieren die beiden Freunde ihre merkwürdige Entdeckung, kurz bevor Philips sich restlos auflöst, doch zeigt sich auf den entwickelten Bildern nur eine leere Fläche. Ron und Johnny halten somit keinen verwertbaren Beweis für die Exsistenz der Schatten und somit der Unschuld Rons in den Händen. Kelly beschließt gegen die Schatten anzutreten und einen Weg zu suchen sie zu besiegen und seine Unschuld zu beweisen. Johnny beschließt seinem Freund dabei zu helfen.


Meinung:
Das ist also der erste Roman der mittlerweile - etwas - legendären und sehr kurzlebigen Romanserie "Ron Kelly". Ich selber kam damals erst bei Roman Nr. 5 hinzu und mußte mir die ersten vier Hefte nachbestellen, doch ich erinnere mich sehr deutlich daran, daß ich diese Serie faszinierend fand. So eine Art "Dr. Kimble auf der Flucht" im übernatürlichen, okkulten Genre. Also Tatsache ist, daß dieser Roman streckenweise etwas an Schwung verliert - besonders als es um Bert Varell und seine Begleiter geht und auch eine Passage mit Johnny Berry, wo er sich mit einer alten Diva am Telefon über den Mordfall Glenda Wooley unterhält, fallen in dieses Resort. Ansonsten brennt der uns allen bekannte Dan Shocker alias Jürgen Grasmück ein recht beachtliches Action-Feuerwerk ab, welches spannend und manchmal auch recht übertrieben daherkommt. Hierbei erinnere ich an die Aktion, da Ron Kelly sich den Polizeihubschrauber stiehlt und im Pool des Hollywood-Hotels eine Bruchlandung ablegt, während er sich mit einem tollkühnen Sprung auf eine Fahnenstange des Gebäudes rettet. Donnerwetter! Neo aus Matrix hätte diesen Stunt wohlmöglich unter Mühen hinbekommen, doch ein gewöhnlicher, wenn auch durchtrainierter Journalist reißt so eine Sache praktisch auf der linken A****backe ab. Kompliment! Aber wenn man diese Punkte mal mit sehr viel Wohlwollen betrachtet, kann man den Roman sehr wohl genießen und vor allem erkennen, daß da einiges an Potential steckt. Eine Sache jedoch bereitet mir nach wie vor etwas Schwierigkeiten! Warum wurden Teile von Glenda Wooley wieder auf die Erde zurückgebracht? Welches Ziel verfolgte die schreckliche Scharka mit diesem Unterfangen? Wollte sie Ron Kelly von Anfang an unter falschen Mordverdacht bringen? Sollte Ron also von Anfang an, gar nicht in der Welt der Schatten bleiben? Diese Frage wäre vielleicht noch beantwortet worden, wenn "Ron Kelly" länger gelaufen wäre, so aber wurde der Hahn für diese Serie abgedreht und ich erhielt nie eine zufriedenstellende Antwort. Schade eigentlich.


Besonderheiten:
Ron Kelly trifft zum ersten Mal auf die Schatten.
Ron Kelly erhält den geheimnisvollen Ring mit Aphos Gesicht.
Ron Kelly gerät unter Verdacht Glenda Wooley ermordet zu haben und wird zum Gejagten.
Ron Kelly trifft zum ersten Mal auf eine sogenannte "Puppe" nämlich den Cop Clyde Philips.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt Glenda Wooley, oder besser Teile von ihrem Körper, die von Scharka mit Stein oder Metall zu einer Statue verschmolzen wurden. Zeichnerisch läßt sich schwer etwas dagegen sagen, das Gesicht der Schauspielerin und jener Teil des Körpers, den man noch als solches erkennen kann, treffen die Beschreibung aus dem Roman recht gut. Doch irgendwie wirkt das Ganze zu steril, nicht wirklich bedrohlich genug. Dunklere Farben und ein etwas finsterer Hintergrund hätten wohl mehr Atmosphäre hineingebracht (mir schwebt da so etwas wie die Stimmung eines Giger-Bildes vor). Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht atemberaubend.


Coverbewertung:
3 Kreuze