Professor Zamorra Nr. 932: Das 14. Siegel
Die Tür flog auf und die Peters-Zwillinge stürmten in Professor
Zamorras Arbeitszimmer im Nordturm von Château Montagne. Dylan McMour
blieb im Flur zurück und starrte mit ungläubigem Blick in den Raum.
"O Kacke!", entfuhr es ihm. Hinter dem Panoramafenster lauerte noch immer
die Dunkelheit der Nacht. Auf dem hufeisenförmigen Schreibtisch stand
ein Holzkästchen mit schmuckvollen Schnitzereien. Ein Blatt Papier lehnte
seitlich gegen den geöffneten Deckel. Daneben lag ein aufgeklapptes
Buch. Dylans Augen fraßen sich an diesen Details fest, weil er nicht
glauben konnte, was er im Zentrum des Zimmers sah. Die einzige Beleuchtung
kam von der Schreibtischlampe. Dort, wo sich die Hängeleuchte hätte
befinden müssen, baumelte ein menschlicher Körper. Offenbar hatte
Professor Zamorra die Lampe abgeschraubt, weil er den Deckenhaken für
etwas anderes benötigte. Für seinen Selbstmord!
1. Teil von Oliver Fröhlich, erschienen am 16.02.2010, Titelbild: Jwan
Reber
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Die Peters-Zwillinge stürmen, begleitet von Dylan McMour, durch das
Château Montagne. Sie erreichen Professor Zamorras Arbeitszimmer und
bleiben in der offenen Tür wie angewurzelt stehen. Professor Zamorra
hat Selbstmord begangen. Er hat sich aufgehängt!
Einige Stunden zuvor: Im fernen Florida aalen sich Monica und
Uschi Peters am Pool von Tendykes Home. Die Zwillinge genießen das
süße Nichtstun, werden jedoch äußerst ruppig aus dem
textilfreien Sonnenbad gerissen, denn ein mächtiger telepathischer
Schmerzensschrei droht ihnen von innen her die Schädeldecken auseinander
zu sprengen. Beiden ist klar, dass dieser schmerzhafte, gedankliche Schrei
nur aus der Region von Château Montagne und somit aus dem Umfeld ihres
alten Freundes Professor Zamorra stammen kann. Sie reisen also via
Regenbogenblumen nach Frankreich, um vor Ort nach dem Rechten zu
sehen.
Leider treffen sie den Meister des Übersinnlichen nicht mehr an, denn
der wurde von der schwarzen Katze mit den weißen Pfoten aufgesucht,
nachdem sich ein eigentümliches Buch auf seinem Schreibtisch manifestierte.
Die Tatsache dass dessen Seiten verschmolzen sind, weckt unangenehme
Assoziationen an die 13. Siegel, welche Zamorra einstmals - unter bösem
Einfluss stehend - öffnete und welche letztlich für die
Zerstörung der Spiegelwelten verantwortlich waren. Der Professor wird
von der Katze, deren genaue Ursprünge und Funktion bislang noch nicht
geklärt werden konnten, in die Kellergewölbe zu den dort
blühenden Regenbogenblumen geführt. Mit dem undurchsichtigen Vierbeiner
auf den Armen, tritt er zwischen die geheimnisvollen Pflanzen. So kommt es,
dass die Schwestern Peters ihren Freund nur um wenige Augenblicke
verpassen.
Schnell erweist sich jedoch, dass nicht Zamorra der Ursprung für die
seelischen Schmerzen ist, sondern viel mehr Anka Crentz, die nach wie vor
im Koma liegt, wenn auch ihr Körper seit der verhängnisvollen Reise
nach Isilria (PZ 924) fast
vollständig ausgeheilt ist. Beobachtet von Dylan McMour und dem - schwer
in Anka verliebten - Rhett Saris ap Llewellyn dringen die telepathischen
Zwillinge in die Gedankenwelt der reglos Daliegenden ein und werden von einem
chaotischen Wirrwarr aus Vergangenheitsszenen und immensem Schmerz davon
gerissen.
Während Zamorra in einer eigenartigen Höhle landet und mit einer
Fantasy-Krieger-Ausgabe Merlins konfrontiert wird, gegen die er einen
aussichtslosen Kampf zu bestehen hat, erfahren die vier "telepathisch Verreisten"
allerhand über Anka. Einst war sie ein einfaches Mädchen namens
Kathryne aus dem alten Schottland, die nur bedingt über magische
Kräfte verfügte und ihrer Mutter, die als weiße Hexe bekannt
war, zur Hand ging. Der Dämon Krychnak jedoch tötete die Mutter
und führte ein unheiliges Experiment mit Kathryne durch, durch welches
sie zweigeteilt wurde. Ihr Duplikat wurde von Krychnak Anne genannt.
Gerade als der Dämon sowohl Kathryne, als auch Anne töten wollte,
verschmolzen die beiden Mädchen wieder und somit entstand
Anka!
Mit Hilfe ihrer so vervielfältigten magischen Kräfte konnte Anka
fliehen und versuchte sich fortan dem Zugriff Krychnaks zu entziehen und
Kontakt zum Erbfolger herzustellen, dessen jüngster Nachkomme das
eigentliche Ziel der Experimente sein sollte.
Zamorra erfährt indes von einer weiteren Inkarnation Merlins - die sich
nun aus der schwarzen Katze gebildet hat - dass der Zauberer selber nur sehr
wenig über das eigenartige Buch weiß, welches ihm aus fernster
Vergangenheit, dem alten Lemuria nämlich, übermittelt wurde. In
diesem Buch sollen sämtliche Geheimnisse der Erbfolge enthalten sein
und er selber sah sich seinerzeit nicht Imstande dieses Wissen zu nutzen,
um einen neuerlichen Rückfall des Erbfolgers zum Bösen (wir erinnern
uns: in PZ 492 hat Lucifuge Rofocale
einmal erklärt, dass der Erbfolger in Wirklichkeit dem Bösen
zuzurechnen war) zu verhindern.
Zamorra erfährt weshalb die Katze bei der Öffnung der 13. Siegel
zugegen gewesen ist (ein sehr simpler, aber dennoch einleuchtender Grund
übrigens) und kehrt, nachdem der Katzen-Merlin seine restliche Energie
vollends aufgebraucht hat, wieder ins Château zurück. Dort ist
Anka inzwischen erwacht und scheint vollkommen gesund zu sein, doch leider
bewahrheitet sich Merlins Hinweis, das Buch wäre zu jenem Zeitpunkt
beim Meister des Übersinnlichen aufgetaucht, an dem der Erbfolger erneut
zum Bösen gehören würde.
Krychnak hat es mittels einer speziellen nichtschwarzmagischen Telepathie
geschafft Rhett aus dem Château zu locken. Jenseits des magischen
Abwehrschirms stürzt sich nun Aktanur (man erinnere sich bitte an
PZ 924) auf ihn und
verschmilzt
mit Rhett. Krychnaks Experiment mit Kathryne findet so ein - offensichtlich
- gelungenes Ende. Die Situation entgleitet Zamorra und seinen Freunden noch
mehr, als sich Anka in Kathryne und Anne trennt und letztere sich voller
Hass auf den Erbfolger stürzt. Sie ist wohl der böse Anteil in
Anka und hasst Rhett, weil sie ihn für all ihr Leid verantwortlich macht.
Krychnak und Rhett/Aktanur verschwinden. Anne taucht ebenfalls unter. Zamorra
ist niedergeschlagen und zieht sich in sein Arbeitszimmer zurück. Wenig
später hören die Peters-Zwillinge und Dylan McMour ein Krachen.
Sie rennen zum Arbeitszimmer und
na ja, was sie da sehen, wissen wir
ja schon!
TO BE CONTINUED ...
Meinung:
Was für ein fieser Cliffhanger! Da musste ich erstmal meiner
erwartungsgespannten Frustration (die mich häufig packt, wenn ich eine
spannende Fortsetzungsgeschichte lese) Luft machen ;).
Oliver Fröhlich legt im vorliegenden ersten Teil eines Zweiteilers
gehörig Scheite aufs Feuer und treibt seinen höchsteigenen
Erbfolger-Zyklus rasant voran. Auch wenn eigentliche Action-Szenen in diesem
Band eher selten sind, mangelt es wirklich nicht an Spannung, denn Ankas
Geschichte ist gleichermaßen tragisch wie auch dramatisch. Im Teil,
in dem es um Zamorras Exkursion in die Felshöhle geht, schafft der Autor
es eines der mittlerweile schon lange nicht mehr erwähnten Rätsel
aus früheren Tagen der Serie zu lösen.
Das Geheimnis um die schwarze Katze wird offenbart und die Tatsache weshalb
diese (hier verwende ich mal eine Wortschöpfung aus dem Roman)
Merlinkarnation tatsächlich immer auftauchte, wenn eines der 13. Siegel
geöffnet wurde ist zugegebenermaßen simpel, aber dennoch sehr
gelungen und hat mich schmunzeln lassen. Weniger amüsant ist der Umstand,
dass Krychnaks Bestreben den Erbfolger zum Bösen zu verführen,
ganz offensichtlich von Erfolg gekrönt ist.
Rhetts Verschmelzung mit Aktanur (der ja nur ein Klon seiner früheren
Inkarnation Logan ist) ist hochdramatisch geschildert und die Tatsache, dass
der Dämon mit dem - nun bösen - Erbfolger entkommen kann, lässt
ungutes ahnen. Ebenso wie der Umstand, dass Anne irgendwo herumschleicht.
Die Weichen stehen auf Sturm und ich bin mal gespannt, wie sich dieser wohl
böseste aller Zamorra-Cliffhanger, von denen ich jemals gelesen habe,
im zweiten Teil auflösen mag. Für den ersten Teil gilt jedoch:
volle Kreuzzahl!!!
Besonderheiten:
Anka Crentz' Vergangenheit wird näher beleuchtet!
Anka erwacht aus dem Koma!
Erneuter Auftritt der schwarzen Katze und Enthüllung ihres
Geheimnisses.
Rhett und Aktanur verschmelzen miteinander!
Zamorra begeht Selbstmord!
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Mit diesem Cover gibt Jwan Reber seinen Einstand bei PZ. Das Bild zeigt eine
Szene, genauso, wie sie im Roman vorkommt und besonders gelungen finde ich
dabei das abstoßende Antlitz von Krychnak (auch wenn im Roman geschrieben
steht, dass seine Lippe erst zu einem späteren Zeitpunkt gespalten wird).
Alles in allem, ein Spitzenbild! Hier vergebe ich nur allzu gerne 5 Kreuze.
Coverbewertung: