Professor Zamorra Nr. 915: Die Rückkehr des Schrecklichen

Professor Zamorra Nr. 915: Die Rückkehr des Schrecklichen


Es war später Vormittag. Rob Tendyke kam aus Florida und ließ sich mit dem Helikopter über El Paso fliegen. Der Pilot steuerte auf das Firmengelände der Tendyke Industries im Herzen der Grenzstadt zu. Rob war einige Tage nicht in der Firma gewesen und musste sich nun persönlich um ein paar wichtige Geschäfte kümmern. Das Verwaltungshochhaus des weltweit operierenden Konzerns, T.I.-Building genannt, kam in Sicht. Es war der höchste Wolkenkratzer El Pasos, ein wahres Schmuckstück. Momentan mussten allerdings die beträchtlichen Schäden beseitigt werden, die Lucifuge Rofocales Angriff hinterlassen hatte. Das würde noch etwa zwei Wochen dauern. Tendyke stutzte, verzog ungläubig das Gesicht und beugte sich näher zur Scheibe. Er fühlte ein seltsames Kribbeln zwischen den Schulterblättern. „So schnell können die nicht sein. Das ist völlig unmöglich“, murmelte er.


Teil 1 von Christian Schwarz, erschienen am 30.06.2009, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Nicole Duval traut ihren Augen nicht, als sie zwischen den Zinnen eines Turms von Chateau Montagne das verhasste Antlitz von Leonardo de Montagne erkennt, dem Schrecklichen, der ihr und der gesamten Zamorra-Crew so lange das Leben zur Hölle gemacht hat. Doch das Erscheinen des Unheimlichen ist bei Weitem nicht das einzige Mysteriöse Ereignis, das Zamorra und seine Gefährtin beschäftigt. William findet im Keller des Schlosses eine verwesende, altertümlich gekleidete Leiche, die sofort wieder verschwunden ist, im Schlossgraben wandelt ein Brachiosaurus und selbst in Texas scheint die Zeit verrückt zu spielen, denn der zerstörte Firmensitz von Tendyke Industries ist von einem Augenblick zum anderen wieder vollständig wiederhergestellt. Oder war er nie zerstört gewesen? Gibt es doch noch eine weitere Spiegelwelt, die sich mit der bekannten Realität überlappt? Da eröffnet Butler William seinem Geldgeber Zamorra, dass seine Cousine in Schottland, respektive deren Tochter, ein erntzunehmendes Problem hat, denn Cynthia scheint etwas über einen grauenerregenden Mord zu wissen, der die Umgebung in Atem hält. Eine Jägerin wurde schrecklich zugerichtet, ohne einen Tropfen Blut im Leib, im Wald gefunden. Zamorra ahnt, dass diese verabscheuungswürdige Tat eng mit der Rückkehr des Schrecklichen zusammenhängt, denn im Schloss der Dumbartons, wo Williams Cousine Amabel arbeitet, erscheinen plötzlich die Knochenkrieger von Leonardo, die einst mit ihrem Herrn zur Hölle gefahren sind…


Meinung:
Christian Schwarz startet mit diesem Roman einen rasanten Zweiteiler in dem einer von Zamorras größten Feinden zurückgekehrt. Wieso, weshalb, warum und vor allem für wie lange, sind indes Fragen, die erst im nächsten Band geklärt werden. Zunächst sieht alles nach einem weiteren Spiegelwelt-Abenteuer aus, denn auch in der Hölle gibt es erstaunliche Umwälzungen und auch innerhalb der Tendyke Industries scheint alles irgendwie anders zu sein. Manchmal scheint die Chronologie durcheinander geraten zu sein, so dass man manchmal davon ausgehen kann, dass es Manipulationen in der Zeit gegeben hat. Wie auch immer, so kommt der Leser in den Genuss Wesen und Kreaturen wiederzutreffen, die schon längst vernichtet waren. Zamorra steht vielleicht nicht vor seinem größten, aber doch vor einem seiner undurchsichtigsten Abenteuer, das von Schwarz temporeich in Szene gesetzt wurde. Der Schreibstil ist locker, flüssig und handlungsorientiert. Genauso wie man es von einem kurzweiligen Heftroman erwartet. Ein wenig geschlafen haben Autor und Lektor bisweilen dann doch. Als Beispiel seien hier die letzten drei Abschnitte der linken Spalte auf Seite 14 genannt. In vier aufeinanderfolgenden Sätzen, wird die Zeitangabe "in diesem Moment" verwendet, was sich nicht nur unelegant ist, sondern auch den Lesefluss ins Stocken geraten lässt. Für Neuleser dürfte dieser Roman äußerst verwirrend sein, nicht nur weil viele Fußnoten auf vorrangegangen Romane hinweisen, sondern auch, weil viele Frischlinge mit Leonardo, dem Schrecklichen, wenig bis gar nichts anfangen dürften. Für diejenigen, die die Ära des größten Feindes von Zamorra miterlebt haben ist das Wiedersehen jedenfalls eine kleine Offenbarung.
Fazit: Spannender Auftakt zu einem spannenden Zweiteiler. Einzig die Fülle an Figuren und Schauplätzen könnte den Leser, insbesondere Neulinge, überfordern. Hier bleibt abzuwarten, wie der Autor die offenen Handlungsstränge, im folgenden Roman, zu einem schlüssigen Ende verknüpft.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt die Szenerie kurz vor Ende des ersten Teils und wirkt vom Stil her zu steril. Menschen vermag die Künstlerin nur selten lebhaft darzustellen, und gerade bei den Hauptfiguren, die sich jeder Leser irgendwie anders vorstellt, ist ein derartiges Unterfangen von vornherein zum Scheitern verurteilt.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Es beginnt zwar harmlos, aber dennoch verwirrend. Rob Tendyke kehrt von einer geschäftlichen Reise nach El Paso zurück. Beim Anflug auf das T.I.-Building bemerkt der Abenteurer und Geschäftsmann jedoch etwas höchst eigenartiges. Sämtliche Beschädigungen am Firmengebäude und vielen der umliegenden Häuser (wir erinnern uns: Lucifuge Rofocale hatte das Firmengelände im Band 900 attackiert) - die nach Expertenmeinung erst innerhalb der nächsten zwei Wochen behoben werden könnten - sind urplötzlich fort. Stattdessen erstrahlt das Hauptquartier von Tendyke Industries wieder in altem Glanze, vollkommen unversehrt! Rob und sein Pilot wundern sich eben noch, doch schon einen Augenblick später ist es für sie so, als sei alles vollkommen normal. Rob geht zur Tagesordnung über und trifft sich mit seinen Mitarbeitern Rhet Riker, Will Shakleton und Artimus van Zant. In schottischen Hochland, genauer im Tal von Trossach, gerät die leidenschaftliche Jägerin Myrtle Ledford in eine argtückische Falle. Sie betritt eine geheimnisvolle Hütte, die urplötzlich im Wald erschienen ist und wird von drei geisterhaften Gestalten - Eamonn Ross, Lady Allison Longmuir und den Esquire of Drumlanrig - in Empfang genommen, die sich um sie zu streiten beginnen. Oder genauer: sie streiten darum, wer die Ehre haben soll Myrtle zu töten. Im "Handgemenge der Geister" kann Myrtle ins Freie fliehen.
Inzwischen hat Nicole Duval im Château Montagne eine Erscheinung, die nicht weniger verwirrend, aber dafür wesentlich erschütternder ist. Sie sieht Leonardo de Montagne auf dem Südturm stehen. Ohne jeden Zweifel. Zamorra wird benachrichtigt und versucht der Sichtung seines verdammten Vorfahren mittels Zeitschau zu doku- oder dementieren. Erstaunlicherweise vermittelt das Amulett Zamorra einen Blick in die fernste Vergangenheit. Er und Nicole werden noch einmal Zeuge, wie Adramelech, der Garderobier des Teufels, im Jahre 1104 Kontakt mit Leonardo aufnimmt und ihn als Verbündeten in der Suche nach dem "Dunklen Herz" gewinnt (siehe PZ-Hardcover Nr. 29). Da dies eigentlich unmöglich ist (Zamorra kann höchstens 24 Stunden in die Vergangenheit blicken, ohne von den damit verbundenen Anstrengungen getötet zu werden) kommen der Meister des Übersinnlichen und seine Lebensgefährtin zu dem Schluss, dass sie es hier mit einer erneuten Fehlfunktion von Merlins Stern zu tun haben.
Später entdecken die beiden einen ausgewachsenen und lebenden Brachiosaurus im Schlossgraben, der jedoch spurlos verschwindet, noch ehe sie etwas gegen ihn unternehmen können. Auch eine vermoderte Leiche, die William auf dem Weg zur Kammer der Regenbogenblumen entdeckt löst sich, wie es scheint, spurlos auf. Leider können die beiden nicht so recht weiter ermitteln, denn Butler William tritt mit einer ungewöhnlichen Bitte an den Professor heran. Eine Cousine des Butlers, die als Gutsverwalterin des Besitzes Dumbarton Courte arbeitet und dort mit ihrer Tochter lebt, hegt den Verdacht, dass es zu dämonischen Aktivitäten in der näheren Umgebung des besagten Gutes gekommen ist.
Zamorra reist alleine nach Schottland, während Nicole auf dem Château Wache hält und nimmt sich der Sache an. Tatsächlich kann der Parapsychologe, nachdem er von Amabel Hartley freundlich und von ihrer gothgeprägten Tochter Cynthia sehr unfreundlich begrüßt worden ist, feststellen, dass dämonische Kräfte auf dem Gut wüten. Zahlreiche Skelettkrieger - denen ähnlich, die Leonardo de Montagne einst befehligte - fallen über ihn, Amabel, Cynthia und den Besitzer Sir Iain Sutherland her. Es gelingt ihnen die Skelette abzuwehren und zu vernichten, obwohl das Amulett sich nicht regt, und schließlich beschließt Zamorra dorthin aufzubrechen, wo eine Bekannte Amabels tot und blutleer aufgefunden wurde.
Er stößt dabei auf das Shiel (jene Hütte, in der Myrtle Ledford den Geistern begegnete), das scheinbar auftaucht und verschwindet wie es will. Zamorra trifft die drei Geister. Erschüttert muss er erkennen, dass einer davon Leonardo de Montagne ist. Irgendwie hat er die Stelle von Eamonn Ross übernommen, was weder Allision Longmuir noch den Esquire of Drumlanrig aufgefallen ist. Das Amulett reagiert und jagt Unmengen von Blitzen in die Umgebung, die den Geistern jedoch nichts antun. Stattdessen wird Zamorra von diesen Amulettaktionen vollkommen entkräftet und bricht schließlich zusammen. Das alles wäre schon schlimm genug, aber inzwischen verdreht sich die Realität immer mehr und mehr. Die "Steve Kreis und die Ewigen Datei"-Affäre, in die ja auch Taran und Shirona involviert waren, geschieht erneut und Asmodis, der als neuer Hüter Caermardhins den Saal des Wissens neues Leben eingehaucht hat, beobachtet die "Realitätsverdrehungen", die nur an ganz bestimmten Orten geschehen. Er ist ratlos! Was geschieht da alles?


Meinung:
Hui, gar nicht so einfach eine Rezension für den vorliegenden Roman zu schreiben. Wenn Christian Schwarz einen Zamorra-Roman schreibt, dann macht er Nägel mit Köpfen und der Rezensent kann sich darauf vorbereiten, dass ihm sein Schädel qualmen wird. Schon bei "Dunkles Herz" kam es mir so vor, als wäre es eine schier unlösbare Aufgabe, die komplexen Abläufe einer Schwarz'schen Story adäquat auf Festplatte zu bannen und hier ist es ähnlich. Gleichzeitig fühle ich mich etwas verunsichert, weil Schwarz in diesen ersten Teil eines Zweiteilers, so viele Passagen aus vorangegangenen Romanen (z. B. Band 650) hat mit einfließen lassen. Ich muss leider - zu meiner Schande gestehen - dass ich eben nicht alle diese Passagen kenne, bzw. die Romane, in die sie gehören. Aber im Kapitel um Asmodis und seine neuen Aufgaben in Caermardhin wird ersichtlich, dass die in diesen Passagen geschilderten Abläufe offenbar von den richtigen abweichen. Anscheinend geht es - wieder einmal - um ein Zeitparadoxon.
Der Umstand, dass ich die Passagen um Steve Kreis und die Ewigen-Affäre sowie um Svantevits Aufstieg zum Ministerpräsidenten der Hölle und Zarkonns anderes Ende nicht hundertprozentig genießen konnte ist also meiner Unkenntnis zuzuschreiben und nicht etwa der Schreibkunst Christian Schwarz'. Nein, nein, der Autor des vorliegenden Romans macht seine Sache - wieder einmal - sehr gut und schildert packend die Geschehnisse der veränderten Vergangenheitsgegenwart oder sollte man lieber sagen, der gegenwärtigen Vergangenheit oder vielleicht … na lassen wir das. Jedenfalls beginnt der Roman spannend, wartet mit interessanten Nebenfiguren wie Amabel Hartley, ihrer aufmüpfigen Tochter Cynthia und dem äußerst robusten Sir Iain Sutherland auf. Wohin das alles noch führen soll und in welchem Zusammenhang das alles mit der Ermordnung von Myrtle Ledford, dem Sohn Sir Iains und dem geheimnisvollen Gemälde des Sir Donald Sutherland (nein, nicht der bekannte Schauspieler) steht, ist im Moment nicht ersichtlich. Über die Auflösung der Rätsel berichte ich dann in meiner nächsten Rezi.


Besonderheiten:
Zamorra kann mittels Zeitschau ins Jahr 1104 zurückblicken.
Leonardo de Montagne taucht wieder auf.
Die Affäre um die Ewigen-Datei und Steve Kreis wird erneut durchlebt.
Taran ist nicht mehr im Amulett?
Erster Auftritt von Amabel Hartley (Schwester oder Cousine von Butler William?) und ihrer Tochter Cynthia.
Nicole Duval wird immer zickiger!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Da habe ich wirklich schon mal wesentlich bessere von der Künstlerin gesehen. Sorry, das war nichts. Weil es aber immerhin haargenau eine Szene aus dem Roman darstellt gibt es 1 Kreuz.


Coverbewertung:
1 Kreuz