Professor Zamorra Nr. 895: Der siebte Kreis der Hölle
Gehetzt blickte sich Don Jaime um. Jemand war hinter ihm her! Schon seit
mehreren Stunden ließen sich die drei Männer nicht abschütteln.
Sie waren keine schwarzmagischen Wesen so wie er, aber deshalb nicht weniger
gefährlich. Er hatte keine Ahnung, woher sie gekommen waren, aber er
war sicher, dass sie ihn fangen oder gar töten sollten. Er hätte
eben vorsichtiger agieren sollen. Das hatte er nun davon! Nur einer würde
bereit sein, ihm zu helfen: Professor Zamorra. Don Jaime deZamorra schrie
voller Todesangst in sein Handy: "Bruder, hilf mir! Ich besitze Informationen,
dass Lucifuge Rofocale dich angreifen will!" Sie hatten ihn jetzt eingekreist.
Nun konnte ihn nur noch die Metamorphose retten, die Umwandlung in seine
Fluggestalt als Vampir. Dennoch - er war überzeugt davon, dass sie ihn
finden würden, egal wohin er auch floh. Bevor er die Metamorphose einleiten
konnte, schlugen sie zu ...
von M.H. Rückert, erschienen am 16.09.2008, Titelbild: Luis Royo
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Lucifuge Rofocale versteht die Welt nicht mehr. Bei seinem Versuch Choquai
anzugreifen wurden ihm zwei Finger abgetrennt. Trotz seiner gewaltigen
Selbstheilungskräfte gelingt es dem Ministerpräsidenten der Hölle
nicht die Blutung zu stoppen. Vor Qual vergießt er vier Tränen,
die der Irrwisch Karom an sich nimmt. Zu seinem Entsetzen bemerkt Lucifuge,
dass sein Blut rot wird, wie einst das seines Doppelgängers. Der
Erzdämon vermutet, dass diese Veränderungen mit seiner Herkunft
aus der Spiegelwelt zusammenhängt. Doch die Spiegelwelten wurden vernichtet.
Es gibt nur noch ein Wesen, dass ihm dahingehend ähnlich ist. Der feige
Vampir Don Jaime. Lucifuge beauftragt Stygia ihm den Blutsauger vor den Thron
zu zerren. Diese schickt ihre Amazone Ling auf die Jagd. Don Jaime bleibt
nichts anderes übrig als erneut den Dämonenjäger Professor
Zamorra um Hilfe zu bitten
Meinung:
Manfred Rückert hat sich erneut einer von Werner Kurt Giesas Figuren
angenommen, die drohten der Vergessenheit anheim zu fallen. Dieses Mal geht
es um den feigen Vampir Don Jaime, der das Lager der Zamorra-Leser in zwei
Lager spaltet. Darüber hinaus setzt der Autor seinen Handlungsstrang
aus dem Roman "Fu Longs Rückkehr" konsequent fort und erschafft neue,
höchst interessante Konstellationen für die Zukunft. Außerdem
beweist Rückert, dass er nicht umsonst als das Zusatzgedächtnis
von Werner K. Giesa galt, denn der Autor verblüfft mit einem sehr guten
Serienwissen. Hervorragend ist auch die Fortführung der Thematik um
das rote Blut des Erzdämons, ebenso wie die Reflektion der Ereignisse
aus dem Roman "Reise in die Hölle", wo Zamorra es mit Vassago
persönlich zu tun hatte. Leider strotzt der Roman aber auch vor
Ungereimtheiten, die den Lesespaß trüben. Zu einen kreischt der
Blutsauger zu Beginn ganz entsetzt in sein Handy, dass Lucifuge Rofocale
den Parapsychologen angreifen will und später sinniert, Don Jaime
darüber nach, wie dumm es gewesen war alle Verfolger zu töten,
denn jetzt würde er nicht erfahren wer dahintersteckt. Als der Vampir
mit den Drachen von Ling kämpft stürzt er ab und verwandelt sich
im Sturz zurück in seine menschliche Gestalt. Als die Szene aufgegriffen
wird, geht er aber in einen Gleitflug über. Kurz darauf verwandelt er
sich wieder in eine Fledermaus und wird von einem der Drachen in Brand gesteckt.
Wenig später landet er vor den Füßen von Zamorra und Nicole;
von Feuer allerdings keine Spur und es wird auch nicht erwähnt, dass
es gelöscht wurde. Das wirkte alles recht wirr und undurchdacht. Ebenso
wie die Erklärungen, dass Zamorras Amulett seit Tarans Rückkehr
nicht mehr zuverlässig funktionieren würde und daher sogar der
Ruf versagen könnte. Diese Begründung mutiert mehr und mehr zum
Freifahrtschein der Autoren, um die verzwicktesten Situationen zu schaffen,
was aber nicht immer spannungsfördernd ist, sondern eher ärgerlich.
Unverständlich ist auch, weshalb Zamorra in seinem Kerker in der Hölle
nicht versucht hat ein Weltentor zu schaffen. Warum greifen die Drachen den
Parapsychologen nicht erneut an, als er die drei Amazonen niederstreckt?
Warum rüstet Stygia nicht alle ihre Amazonen mit derartigen
Tätowierungen aus, wenn sie so wirkungsvoll im Kampf gegen Zamorra und
seine Freunde sind? Natürlich sind das Fragen, die man in einer
Fantasy-Serie nicht unbedingt stellen sollte, aber in diesem Fall häufen
sich die Ungereimtheiten, dass man nicht umhin kommt das eine oder andere
in Frage zu stellen. Man bekommt leicht den Eindruck, dass hier auf die Schnelle
eine Ausgangsituation geschaffen werden sollte, um es im
Jubiläumsdreiteiler so richtig krachen zu lassen. Trotz dieser Dinge
hat es aber Spaß gemacht den Roman zu lesen und man ist mächtig
gespannt darauf, was Zamorra in den Bänden 900-902 erwartet.
Fazit: Rasanter, wegweisender Roman, der einige Weichen für die Zukunft
stellt. Leider gibt es eine Reihe von Logiklöchern, die den Lesespaß
ein wenig trüben.
Besonderheiten:
Don Jaime wird von Lucifuge Rofocale in einen Stein gebannt und im See der
brennenden Seelen versenkt.
Stygia heilt abermals Lucifuges Wunden - zum Wohl der Hölle.
Erster Auftritt des Irrwischs Karom.
Lucifuge Rofocale vergießt vier Tränen: Eine wird im Kampf vernichtet,
zwei behält der Irrwisch Karom, eine ergattert Zamorra.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein sehr detailreiches und kunstvolles Titelbild von Luis Royo, dass die
Amazone Ling vor dem Feuersee darstellt. Manfred Rückert hat das Cover
sehr fantasievoll in die Handlung eingebaut.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Ein ganz kleiner Ausschnitt dieses Bildes war auch schon auf dem "Luis Royo
2008 Official Calendar" verwendet worden: