Professor Zamorra Nr. 866: Die Herrin der Raben

Professor Zamorra Nr. 866: Die Herrin der Raben


Jerry Kretchmer saß vor dem kleinen, gemütlichen Wiener Cafe, genoss seinen "Verlängerten" und blickte schläfrig zum Kapuzinerkloster hinüber. Plötzlich stutzte er. Ein ungewöhnlich großer Rabenschwarm flog an und verdunkelte den Himmel. Tausende von Tieren flatterten krächzend über dem Neuen Markt und ließen sich schließlich auf den umliegenden Gebäuden nieder. Auch auf Autos und auf der Straße saßen die Vögel, der prachtvolle Providentia-Brunnen wirkte auf einmal, als habe jemand ein schwarzes Tuch über ihn geworfen. Ein beklemmendes Gefühl stieg in Kretchmer hoch. Zwei der Raben hüpften frech auf einen freien Stuhl neben dem amerikanischen Touristen. Er schluckte. Sie fixierten ihn! Fast widerwillig flogen sie weg, als er nach ihnen schlug. Der Schwarze Tod ist zurück, schoss es Kretchmer durch den Kopf. Wie kam er nur darauf? Er fühlte, wie Eiseskälte nach ihm griff.


1. Teil von Christian Schwarz, erschienen am 07.08.2007, Titelbild: del Nido

Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Vergangenheit:
zw. 11. Dezember 1678 - 27. Januar 1979
Wien:
Gräfin Theresia Maria von Waldstein will dem Sternkreuzorden beitreten. Kaiserin Eleonora Magdalena Gonzaga ist nicht sehr erfreut von dem Beitrittsgesuch der Gräfin von Waldstein und stellt ihr eine Aufgabe die die Gräfin unmöglich nachkommen kann. Tatsächlich ist Gräfin Theresia Maria von Waldstein eine Hexe die Asmodis huldigt. Dieser ist von ihrem Versagen dem Sternkreuzorden beizutreten nicht sehr erfreut. Sein Plan war es das die Gräfin in den Orden gelangt um so den heiligen Kreuzpartikel zu zerstören, die Asmodis ein Dorn im Auge ist. Theresia bittet Asmodis um eine zweite Chance, da sie sich erhofft das der Teufel sie zur Dämonin erhebt. Die Gräfin denkt sich einen teuflischen Plan aus und beschwört Labartu, die Pestdämonin, die sie jedoch nicht kontrollieren kann. Labartu zieht mit ihrem Pestkelch durch die Gassen Wiens und löst so die Pest aus. Die beiden geistlichen Bruder Franziskus und Abraham a Sancta Clara machen es sich zur Aufgabe sich dem Bösen zu stellen. In den Gassen Wiens treffen sie auf Labartu. Die Dämonin greift die beiden an als plötzlich ein wunderschöner Engel erscheint, der Labartu in die Hölle schickt. Tatsächlich handelt es sich bei dem Engel um eine Tarngestalt Asmodis', der Bruder Franziskus schützen will, da dieser ein Träger von Svantevits Gesicht ist. Franziskus und Abraham a Sancta Clara erfahren von Theresia Maria von Waldstein und bitten die Kaiserin um den Kreuzpartikel um die Hexe zu vernichten. Als sie die Hexe jagen, können sie sie mit dem Kreuzpartikel zwar vernichten, aber der Kreuzpartikel verschmilzt sich mit dem Skelett der Hexe.
Gegenwart:
Bruder Claudius träumt des Nachts von Bruder Franziskus, der ihm im Traum etwas zu sagen versucht. Claudius versteht aber nur die Worte Svantevit und Wien. Er informiert Zamorra und Nicole Duvall. Zu dritt machen sie sich auf den Weg nach Wien, wo es seit kurzem eine Rabenplage gibt. Tausende dieser schwarzen Vögel bevölkern die Stadt und töten sogar eine junge Frau. Durch die Zeitschau kann Zamorra eine Frau erkennen, denen die Raben folgen. Von einem gewissen Bruder Laurentius erfährt Bruder Claudius von Gräfin Theresia Maria von Waldstein, die als Hexe verschrien war und die sich immer mit Raben umgab. Mitten in der Stadt werden Zamorra und Nicole Zeuge, wie eine Horde Raben einen Mann namens Jerry Kretchmer angreifen. Sie können die Vögel verjagen und lernen gleichzeitig eine Frau namens Amber Haggerman kennen, die Jerry schon seit Tagen auf den Geist geht und Zamorra als jene Frau identifiziert, die er in der Zeitschau gesehen hat. Amber erzählt ihm das sie eine Hexenjägerin ist und selber auf der Spur Theresias wäre. Aus irgendeinem Grund hat dieser Jerry Kretchmer etwas damit zu tun. Während sich Nicole um Jerry kümmert begeben sich Zamorra, Claudius und Amber Haggerman in die Katakomben des Stephandoms, wo die Überreste der Hexe liegen sollen. Die drei entdecken das Skelett, das plötzlich zum Leben erwacht. Amber gibt Zamorra zu verstehen, das er das Hexenherz zerstören muß. Er tut dies, ohne jedoch zu ahnen, welch fataler Fehler das ist. In dem Moment in dem er das Herz zerstört geschehen mehrere Dinge. Claudius und Amber verlieren durch einen Angriff der Raben das Bewusstsein und auch Jerry Kretchmer bricht urplötzlich vor Nicole zusammen. Und die Hexe erwacht zu neuem Leben. Sie verschwindet mit samt ihren Raben. Kurz darauf erwachen Amber und Claudius wieder. Doch Amber weiß nicht mehr was passiert ist. Als Zamorra sich kurz darauf mit Nicole und Jerry Kretchmer trifft, erfahren sie von Jerry, das die Hexe in ihm wiedergeboren wurde. Und Amber Haggerman war gar keine Hexenjägerin sondern eine von der Hexe hypnotisierte Schachfigur in einem Spiel in das Zamorra blindlings hineingetappt ist. Die Hexe hat es verstanden Zamorra für ihre Wiederauferstehung zu manipulieren. Das Hexenherz war nämlich nichts geringeres als die heiligen Kreuzpartikel. Und durch deren Vernichtung ist nun die Hexe wieder erwacht. Als Jerry im Begriff ist ihnen mehr über Theresia Maria von Waldstein zu erzählen wird er plötzlich von einer ebenfalls hypnotisierten Frau erschossen...
- Fortsetzung folgt -


Meinung:
Puh, diesmal hab ich einen ganz schön langen Text "verbrochen". Aber kürzer gings leider nicht. Der Roman ist so komplex das viel Wichtiges verloren ging, wenn ich ihn kürzer gemacht hätte. Christian Schwarz hat sich hier an den ersten Zweiteiler seit längeren gewagt und ich muß sagen, das dies hier einer der besten Romane aus der PZ-Reihe ist, die ich jemals gelesen hab. Schon alleine die Vergangenheitspassagen die sich den ganzen Roman über durchschlängeln wirken so lebendig, das man sich glatt in die Zeit um die Jahre 1679 hineinversetzen kann. Mit Theresia Maria von Waldstein hat Christian Schwarz eine sehr interessante Gegnerin erschaffen. Im Grunde mag ich ja persönlich keine Hexengeschichten. Aber diese hier sprengt wirklich den Rahmen vieler Hexenromane die ich bisher gelesen hab. Am Anfang wird man etwas irre geführt, weil man denkt der Dämon Svantevit hat seine Finger im Spiel. Doch dem ist nicht so. Auch Asmodis hat hier ein paar sehr interessante Auftritte. Die Szene in der er als Engel in Erscheinung tritt haben es wirklich in sich. Und endlich darf ich Asmodis einmal erleben, als er noch einer der richtig Bösen war. Ich kenne ihn ja nur als zwiespältigen Sid Amos. Ich weiß gar nicht was ich noch alles loben soll an diesem Roman, aber die ganze Geschichte fesselt einen beim Lesen ungemein. Hier kann ich nicht anders und muß 5 Kreuze vergeben.


Besonderheiten:
Zamorra verrät in diesem Roman seinen Vornamen.
Wer ihn wissen will sollte selber nachlesen. Seite 38 links unten ;)


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Auch wenn mal wieder eine nackte Frau den Mittelpunkt des Covers dominiert, so finde ich dieses Cover wirklich wunderschön. Eines der besten Cover die ich je gesehen hab.


Coverbewertung:
5 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Bruder Claudius erhält im Traum eine Botschaft von Bruder Franziskus, welcher einst die Flammenfratze des Dämons Svantevit in sich trug und bannte. Scheinbar treibt sich das Gesicht jetzt in Wien herum, wo Franziskus selbst im Jahr 1680 weilte und dort mit dem Mönch Abraham a Sancta Clara die Hexe Maria Theresia von Waldstein bekämpfte. Claudius bittet Zamorra und Nicole um Hilfe, die sich sofort auf den Weg nach Österreich machen. Es dauert nicht lange da machen die Dämonenjäger unliebsame Bekanntschaft mit aggressiven Raben, die sogar schon ein Todesopfer gefunden haben. Von Svantevit entdecken Zamorra und seine Freunde zunächst nichts, aber mit der Zeitschau kommt er einer jungen Frau auf die Spur, der die Raben scheinbar gehorchen. Bei einem erneuten Übergriff der großen Vögel, erscheint die geheimnisvolle Fremde erneut und vertreibt die Raben. Sie erfahren, dass Amber Haggerman, eine englische Touristin, in Wirklichkeit eine Hexenjägerin ist. Sie erzählt Zamorra von der Hexe Maria Theresia, welche in dem Ruf stand die Raben befehligen zu können. Nun scheint die Teufelsdienerin erneut tätig zu werden. Um sie endgültig zu vernichten, müssen sie in die Katakomben unter dem Stephansdom. Doch Zamorra und seine Gefährten ahnen nicht, dass sie in eine perfekt vorbereitete Falle laufen ...


Meinung:
Christian Schwarz hat mit dem ersten Teil seines Debüt-Zweiteilers eine sehr spannende Geschichte geschrieben, die in zwei Handlungsebenen aufgeteilt ist. Parallel zu den Ereignissen der Gegenwart berichtet er wie die Hexe Maria Theresia die Pest über die Menschen in Wien brachte und schließlich von Franziskus und seinem Freund Abraham zur Strecke gebracht wird. Selbst Asmodis, damals noch der altbekannte Bösewicht hat sehr überzeugende und teils auch humorvolle Auftritte. Besonders gelungen ist hier seine Erscheinung als Engel, als welcher er sich Franziskus zeigt, der für ihn Svantevit bannen soll. Mit diesem Doppelband ruft der Autor dem geneigten Leser darüber hinaus seinen eigenen Handlungsabschnitt um den Dämon mit den vier Gesichtern ins Gedächtnis zurück. Allerdings hat Svantevit in diesem Roman keinen eigenen Aufritt, was auch nicht weiter tragisch ist, dafür gibt es ein Wiederlesen mit Bruder Claudius, den der Fan bereits aus Band 814 kennt. Der Erzählstil von Schwarz ist wieder sehr angenehm flüssig und prosaisch. Mit den Protagonisten Zamorra und Nicole geht der Schriftsteller mittlerweile hervorragend um und trifft auch den Humor der beiden Dämonenjäger, ohne über das Ziel hinauszuschießen. In den Vergangenheitsszenen beweist er profunde Geschichtskenntnisse und bedient sich bisweilen auch der altertümlichen Sprache. Auch das Ende des ersten Teils ist prima gelungen und macht Lust auf den zweiten Teil.
Fazit: Sehr spannender und gut recherchierter Zamorra-Thriller des Schriftstellers Christian Schwarz, der sich mittlerweile ideal in das Autorenteam eingefügt hat.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Sexy und geheimnisvoll. Die blonde Schönheit ist niemand geringerer als Maria Theresia von Waldstein, die titelgebende "Herrin der Raben". Zeichnerisch ist an dem Cover nichts auszusetzen, das Motiv hätte allerdings auch gut aus einem Playboy stammen können.


Coverbewertung:
4 Kreuze