Professor Zamorra Nr. 504: Attacke der Riesenkäfer

Professor Zamorra Nr. 504: Attacke der Riesenkäfer


Die dunkelhaarige, geflügelte Frau mit den aus ihrer Stirn emporragenden Hörnern kauerte sich zwischen das Schilfgras. Ihre Hand schnellte vor. Sie pflückte einen der grauen Kokons von den Halmen, eine verpuppte Insektenlarve, die kurz vor dem Schlüpfen stand, und hob ihn dicht vor ihr Gesicht. Stygia, die Fürstin der Finsternis, sagte ein dreisilbiges Wort in einer der uralten Höllensprachen, die älter als die Welt waren, und hauchte den Kokon an. Und unsichtbar, tief im Innern der Puppenschale, ging eine seltsame Veränderung vor sich. Eine grauenvolle Veränderung. Stygia ließ den Kokon geradezu achtlos fallen. Dann verschwand sie in verwehenden Nebeln. Sekundenlang flimmerte eine Lichterscheinung dort, wo sie sich eben noch befunden hatte; die Teufelin war wieder in die Hölle zurückgekehrt. Sie war gespannt, zu welchem Ergebnis ihr Experiment führen würde ...


von W.K. Giesa, erschienen am 21.09.1993, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Stygia, die Fürstin der Finsternis, initiiert ein kleines Experiment, bei dem es nicht vorrangig darum geht Professor Zamorra zu töten, aber immerhin doch, ihn zu beschäftigen oder seinem Team zu schaden. Sie verändert auf schwarzmagische Weise einen frisch geschlüpften Käfer der, sobald er lebende oder organische Nahrung zu sich nimmt, schier ungehemmt zu wachsen beginnt und dessen Denkfähigkeiten immer mehr zunehmen. Außerdem vermag das Biest sich zu teilen und einen vollkommen gleichwertige Zwilling zu erschaffen, der dann über dieselben Fähigkeiten verfügt wie er.
Binnen kürzester Zeit haben sich die beiden Käfer wieder und wieder und wieder geteilt. Sie fressen eine Katze auf, die in ihre Fänge gerät und attackieren zwei junge Studenten aus Grenoble, die am Ufer der Loire Untersuchungen hinsichtlich der Reinheit des Flusswassers durchführen. Lauren Pellerin verletzt sich beim Kampf gegen die mittlerweile faustgroßen Käfer und wird von seiner Kommilitonin Michelle Jallias gerettet, obwohl sie selber auch von einem solchen Vieh gebissen wurde. Flucht scheint aussichtslos, denn die Autoreifen ihres Wagens sind ebenfalls von den Höllenkäfern gefressen worden und ein schauriger Fund erschüttert Michelle zusätzlich. Sie findet Laurens abgenagtes Skelett, obwohl sie ihn nur wenige Augenblicke allein gelassen hat und flüchtet geschockt zu Fuß vom Platz des grausigen Geschehens.
Während die Käfer sich inzwischen auf über 190 Exemplare ausgedehnt haben (jedoch gilt zu berücksichtigen, dass die einzelnen Käfer bei jeder Teilung wieder kleiner werden), findet Michelle Zuflucht im BMW eines gewissen Professor Zamorra, der vom Butler William gelenkt wird. William erkennt schon bald, dass hinter der verwirrt erscheinenden Geschichte der jungen Frau viel mehr steckt und kontaktiert den Parapsychologen, der sich gemeinsam mit Nicole Duval der Sache annimmt. Ohne dass die beiden es ahnen, gerät die Silbermond-Druidin Teri Rheken ebenfalls in die Fänge der Riesenkäfer, die mit einer speziellen Kraft versehen sind. Mittels dieser Kraft können sie Teris Silbermond-Fähigkeiten blockieren und sie gefangen nehmen.
Um ihrer Herrin Stygia Ehre zu erweisen, beschliesst das größte Käferexemplar (infolge der Besonderheiten seiner Veränderungen das stärkste und klügste von allen) der Fürstin der Finsternis Opfer zukommen zu lassen. Und die gefangene Silbermond-Druidin bietet sich zu diesem Zwecke förmlich an. Während sich die Zangen des Käfers der schönen Teri nähern, stöbern Zamorra und Nicole noch ein wenig ratlos in der Gegend herum und suchen nach Spuren. Werden sie ihrer Freundin helfen können?


Meinung:
Als ich diesen Roman durchgelesen hatte, schien es mir fast so, als habe sich W. K. Giesa damals (also unmittelbar nach dem vorangegangenen Vierteiler) erst einmal etwas erholen müssen, denn er tischt dem Leser im vorliegenden Band doch eine eher konventionelle Story auf. Schlecht ist die Geschichte bei weitem nicht, aber eben auch ganz und gar nichts besonderes. Stygia erschafft Höllenkäfer, die Biester vermehren sich und wachsen, je mehr sie fressen (vorzugsweise lebende Wesen, also am besten Menschen) und ziehen dann mordend und immer größer werden weiter. Okay, ein paar Mal wird es etwas atmosphärisch (etwa wenn Teri einen Bauernhof vorfindet, auf dem die Käfer bereits "gespeist" haben), doch der ganze Rest ist wirklich eher Routine. Nett lesen sich die Passagen, in denen Stygia sich von einem ihrer Derwische über den jeweiligen Stand der Dinge informieren lässt, um diesen dann am Ende bei Überbringen einer schlechten Nachricht einfach so zu vernichten, aber das reicht einfach nicht aus, um einen wirklich besonders guten Roman hinzulegen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Es ist ein Ballestar, ohne jeden Zweifel. Wir sehen jene Szene, in der Teri Rheken kurz davor steht von den Riesenkäfern Stygia geopfert zu werden. Und leider will es mir nicht so ganz gefallen, obwohl ich ja ein Ballestar-Fan bin. Aber hier hat der Meister leider keine Glanzleistung abgeliefert. Ist eher Durchschnitt!


Coverbewertung:
2 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das von Vicente Ballestar gemalte Bild wurde auch noch auf dem Grusel-Schocker Nr. 60 verwendet:

Grusel-Schocker Nr. 60: In der Gewalt der Käfermenschen