Professor Zamorra Nr. 502: Das Schwert des Vampirs

Professor Zamorra Nr. 502: Das Schwert des Vampirs


Metall klirrte leise, als ein Fuß dagegen stieß. Ein paar Ratten quiekten verschreckt und rasten davon. » Hu?« machte der kleinwüchsige Mann, der den Lichtstrahl seiner Taschenlampe jetzt nach unten lenkte, mit der freien Hand ein dichtes Gewebe von Spinnennetzen zerstörte und den metallenen Gegenstand berührte. Seine Finger griffen in bröckelnden Rost. Was er in der Hand hielt, war vor Jahrhunderten einmal ein Schwert gewesen. Jetzt zerfielen die Lederriemen, die um das Griffstück gewickelt waren, schon unter der bloßen Berührung zu einer fauligen Masse.  Angewidert warf der Mann das Schwert wieder von sich. Erneut klang es metallisch. Etwas an dem Ton stimmte nicht. Die vom Rost zerfressene Waffe hätte eigentlich zu Staub zerfallen müssen. Er bückte sich noch einmal und nahm das Schwert mit sich. Das Schwert des Vampirs.


Teil 3 von W. K. Giesa, erschienen am 24.08.1993

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Keine Entwarnung in Sicht. Der Ssacah-Ableger im Llewellyn-Castle, geleitet von der ebenfalls beeinflussten Sara Moon, postiert sich strategisch günstig im Kinderzimmer des neu/wiedergeborenen Lord Saris ap Llewellyn und wartet auf eine Gelegenheit ihn der Schar der Anhänger des Kobra-Dämons hinzuzufügen. Auf Caermardhin macht Merlin inzwischen Nägel mit Köpfen und lässt seine unsichtbare Burg von zehntausenden Derwirschen durchsuchen. Er hofft, auf diese Weise den Ssacah-Ableger finden zu können, doch obwohl die Hilfsgeister heulend durch die schier unendlich erscheinenden Gänge und Korridore fegen, kann die bronzene Schlange nicht gefunden werden. Der Misserfolg der Suche ist jedoch nicht perfekt, denn Merlins Geister vermögen nicht in Sara Moons Gemächer vorzudringen, da diese von ihr abgeschirmt wurden. Es besteht also immer noch die Möglichkeit, dass sich Ssacahs Ableger dort befindet. Und somit, dass Sara Moon eine Dienerin des Kobra-Dämons ist.
Als wäre das alles, zusammen mit dem Umstand, dass die Bewohner von Cluanie ebenfalls einer nach dem anderen von Sara Moon auf Ssacahs Seite gezogen werden, noch nicht genug, so entspinnt sich von Spooky-Castle aus eine weitere, nicht zu unterschätzende Bedrohung. Zamorras Vorfahr, Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, der dort gemeinsam mit dem namenlosen, dunkelhäutigen und Magie kundigen Gnom lebt, findet eine eigentümliches, uraltes und verrostetes Schwert, an dem er sich schneidet. Ohne es zu wissen, hat er sich an der Klinge von Conn ap Llewellyn geschnitten, der Jahrhunderte zuvor hier gelebt hatte und es nicht ertragen konnte, dass er nicht der Erbfolger sein durfte und deshalb Unsterblichkeit suchte, indem er zum Vampir wurde. Conn gelang es seiner Vernichtung durch sein eigenes Schwert zu entgehen und seinen Geist (seine Seele oder Essenz oder sonst was) in diese Klinge zu übertragen. Jetzt, da Don Cristofero sich an der Klinge geritzt hat, schafft Conn es zu neuem Leben zu erwachen und mit ihm entsteht auch der Durst nach Menschenblut. Don Cristofero/Conn verlässt, unbemerkt vom Gnom, Spooky Castle und sucht Cluanie auf, wo er die vampirische Leibspeise zu finden erhofft.
Zamorra erhält von Merlin derweil ein Permit mit dem es ihm möglich sein wird, von nun an insgesamt siebenmal nach Caermardhin zu gelangen und versetzt ihn zurück nach Llewellyn-Castle, wo Nicole Duval inzwischen den Ssacah-Ableger hat vernichten können (mit tatkräftiger Unterstützung durch William). Weiter hat Nicole eine Evakuierung des Schlosses beschlossen und schickt Lady Patricia, William und den kleinen Rhett via Regenbogenblumen nach Frankreich ins Château Montagne. Sie selber will in Cluanie nach dem Rechten sehen und bricht dorthin auf. So kommt es, dass Zamorra ein verlassenes Llewellyn-Castle vorfindet und sich fragt, was hier geschehen sei.
Der Gnom konnte inzwischen die Geschichte des Vampir-Schwertes mittels Magie erkennen und will Don Cristofero warnen, doch der ist, wie uns ja bekannt, mittlerweile auf dem Weg nach Cluanie. Der Gnom  bricht nach Llewellyn-Castle auf, wo er Hilfe zu finden hofft. Letztlich brechen viele Dinge auf einmal über Zamorra herein. Nicole wird auf dem Rückweg von Cluanie von Torre Gerret und seinen Schergen eingefangen. Letzterer setzt sich mit Zamorra telefonisch in Verbindung und stellt ein unmöglich zu erfüllendes Ultimatum. Das Schloss stünde unter Beobachtung erklärt Gerret und verlangt, dass alle Llewewllyn-Castle verlassen und den kleinen Rhett alleine zurück lassen, damit er ihn beseitigen lassen kann. Erst dann, wenn der Erbfolger tot sei, würde Zamorra seine Nicole unversehrt zurückerhalten. Zamorra, der natürlich niemals das Leben eines anderen gefährden würde, um sich oder Nicole zu retten, steckt in der Klemme. Ihm bleiben insgesamt zehn Minuten diese Bedingungen zu erfüllen. Bedingungen die nicht zu erfüllen sind. Zamorra ist verzweifelt. Und derweil verbreitet sich im Dorf weiterhin der Ssacah-Keim, während ein zum Vampir umgewandelter Don Cristofero sich ihm nähert.


Meinung:
Eigentlich hätte W. K. Giesa auf den Handlungsstrang um Conn ap Llewellyn verzichten können, wie ich meine (nicht, weil er schlecht ist, sondern weil er in der Fülle der Ereignisse etwas untergeht), aber stören tut er nicht. Die Geschichte wird m. E. für Giesas Verhältnisse erstaunlich geradlinig und spannend weitergeführt. Vielleicht brodeln ein paar Zutaten zu viel in dieser Suppe, aber dennoch geht der Autor sehr virtuos damit um und spinnt den Faden, der in Band 500 begonnen wurde, geschickt weiter. Ein bisschen merkwürdig mutet für mich jedoch Sara Moon an, die zwar im Banne Ssacahs steht, aber dennoch einen eigenen Ehrgeiz und Ambitionen entwickelt, die dem von Mansur Panshurab entgegenwirken. Egal, auch der dritte Teil überzeugt mich voll und ganz und hier werden jetzt Weichen für eine Zukunft gestellt, die für uns mittlerweile Gegenwart ist.


Besonderheiten:
Zamorra erhält von Merlin ein Permit, einen magischen Ring, mit dessen Hilfe er aus eigenem Willen insgesamt siebenmal nach Caermardhin gelangen kann.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild zeigt eine Szene aus der Vergangenheit. Conn ap Llewellyn im Zweikampf mit Rhianna (nicht die Popsängerin), die ihn sogleich mit seinem eigenen Schwert vernichten wird. Ich finde die Szene trotz einer roter Verschwommenheit (also viele Einzelheiten versinken in dieser beherrschenden Farbe) recht plastisch. Nicht wirklich brillant, aber dennoch ein gutes Cover. Dafür vergebe ich gerne 3 Kreuze.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Der Kopf sieht zwar ganz anders aus, aber der Körper des Vampirs wurde eindeutig vom Cover des US-amerikanischen Comic-Magazins "THE SAVAGE SWORD OF CONAN" Nr. 12 inspiriert. Der Umhang des Monsters ist sehr ähnlich und die Hände wurden sogar völlig identisch übernommen:

"THE SAVAGE SWORD OF CONAN" Nr. 12


Das gleiche gilt auch für das Cover des John Sinclair-Romans Nr. 1241:

John Sinclair Nr. 1241: Der Mördermönch von Keitum


Und mit etwas größeren Abänderungen war der Unheimliche dann auch noch auf dem Titelbild des John Sinclair-Romans Nr. 1235 zu sehen:

John Sinclair Nr. 1235: Das Mord-Phantom