Professor Zamorra Nr. 477: Das Schwert des Träumers

Professor Zamorra Nr. 477: Das Schwert des Träumers


Drei unheimliche Wesen unterhielten sich. Sie planten Tod und Vernichtung. In ihrer Gestalt glichen sie Menschen, aber damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. In ihrem Inneren waren sie unmenschlich. Nur ihre eigene Existenz war für sie wichtig. Ihr Ziel war es, das Universum vollkommen zu beherrschen. Äußerlich glichen sie aufrecht gehenden, dreidimensionalen Schatten, die selbst wiederum Schatten warfen. Der eine war tiefschwarz; er war der Befehlsempfänger. Die anderen waren die Herren. Einer glühte in tiefem Dunkelrot, der andere flirrte in allen Regenbogenfarben. Dennoch waren sie Ungeheuer. Um ihre absolute Herrschaft zu sichern, beschlossen sie das Ende alles anderen Lebens. Auch und gerade das der Menschen der Erde ...


3. Teil von W. K. Giesa, erschienen am 08.09.1992, Titelbild: L. M. Roca

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Im Abschlussband der Trliogie klärt sich alles in Wohlgefallen auf, und lassen sich die verheerenden Auswirkungen des Paradoxons wieder gänzlich rückgängig machen.
1992 erschafft Julian eine Traumwelt, ja ein ganzes Traumuniversum, in welchem er Merlins Rechenfehler behebt, und in welches er den Silbermond herüber rettet. Ein Kräfteverbund zwischen Asmodis, Lucifuge Rofocale, Astaroth und Astardis, in welchem sich deren Machtpotenziale nicht nur addieren, sondern zum 24-fachen multiplizieren (wie genau der Autor auf 24 kommt, ist mir übrigens schleierhaft: potenzierend lange ich dort nicht an, binär lange ich dort nicht an ... ?!) gibt dem Träumer dazu die nötige Energie. In dieser Traumwelt schließlich manifestiert am Ende auch der Drache der Zeit, den Julian ganz Siegfred-like mit dem titelgebenden Schwert aufspießt.
In der Zukunft des Jahres 2058 sind Nicole, Teri, Gryf und Sara immer noch Gefangene in der Kontrollstation der Meeghs auf dem Silbermond. Von den MÄCHTIGEN wird entschieden, dass Sara Moon zum Cyborg gemacht werden soll, was auch geschieht (somit ist sie tot). Ted Ewigk wird zerstrahlt, weil er sich totstellte und die Meeghs keine Verwendung für Tote haben (somit ist auch er tot). Nicole soll als nächste auf die Operationsbank, doch mithilfe des Amuletts wird sie zum FLAMMENSCHWERT und kann die Meeghs töten, und die MÄCHTIGEN verletzen und in die Flucht schlagen.
Anderswo wird der im Sterben liegende Gryf von einem Fremden, der sich selbst "Gevatter Tod" nennt und in Wirklichkeit Padrig YeCairn heißt, der ohne jegliche Erklärung auf der Erde auftaucht, in letzter Minute gerettet und wieder zusammengeflickt. Der Gevatter und Gryf machen sich auf die Suche nach Merlin, finden ihn aber weder in dessen verwüsteter Burg in Wales, noch im Raumschiff der DYNASTIE, wohin Merlin nämlich ...
... zwischenzeitlich von Zamorra gebracht worden ist, weil der seinen wahnsinnigen alten Mentor nicht einfach auf der verwüsteten Erde seinem Schicksal überlassen möchte. Das EWIGEN-Schiff, mit dem Zammy, sein beigestellter Alpha und nun auch Merlin unterwegs sind, wird von einem Dutzend Meegh-Spider bedrängt, und macht Angriff zur besten Verteidigung, indem es auf Kurs direkt zum Kontollzentrum auf dem Silbermond gebracht wird. Dummerweise randaliert der durch den Tod Sara Moons noch wahnsinniger gewordene Merlin und beginnt nun von Innen das Ewigen-Schiff zu zerstören. Dem Alpha wird es zu dumm, und er will Zamorra jetzt doch ausschalten, wozu er aber nicht kommt, weil Padrig YeCairn und Gryf in letzter Sekunde per zeitlosem Sprung ins Schiff kommen und Zammy retten.
Das havarierte EWIGEN-Schiff stürzt nun unkontrolliert auf dem Silbermond auf und setzt dort einen alles vernichtenden Atombrand in Gang, was aber schon vernachlässigbar ist, weil ...
... Julian mittlerweile mit Drachentöten fertig ist, und alles wieder gut ist. Er erklärt allen zwölf Beteiligten (Zamorra, Nicole, Gryf, Padrig YeCairn, Teri, den plötzlich wieder lebendigen Ted Ewigk und Sara Moon, Merlin, Asmodis, Lucifuge Rofocale, Astaroth und Astardis), was genau er getan hat, um Merlins Paradoxon zu entschärfen, schickt nach einer Runde Freuen-ob-des-Happy-Ends alle Beteiligten (außer YeCairn, der heimatlos auf dem Silbermond bleibt) wieder Heim, und macht sich selbst auf nach Baton Rouge, wo seine Angelique ist.


Meinung:
Obwohl die Trilogie das von mir befürchtete Ende gefunden hat, in welchem die Ereignisse und Vorfälle der letzten beiden Hefte alle wieder rückgängig gemacht werden, hab ich doch ziemlichen Spaß bei der Lektüre dieses Trilogiefinales gehabt.
War im letzten Band noch recht wenig los, überschlagen sich hierin regelrecht die Ereignisse, und Giesa springt in der ihm eigenen, gekonnten Art mit zahlreichen Cliffhangern zwischen den verschiedenen Handlungsfäden im Heft hin und her und verwebt sie alle in überraschenden Art und Weise miteinander.
Persönlich gefielen mir die Passagen um die Gefangenen auf dem Silbermond am besten, und wie sie starr vor Angst auf ihren Tod warten, grauenhaft miterleben müssen, wie Sara Moon stirbt. Auch Merlins Reaktion auf seines Tochters Tod hat mir ein wenig Gänsehaut bereitet.
Mit Padrig YeCairn wird eine Figur in die Serie eingeführt, an der mir persönlich im weiteren Serienverlauf noch sehr liegen wird, aber sein Erstauftritt hier (den ich damals bei Ersterscheinen des Heftes am Kiosk verpasst hatte und erst jetzt zum ersten Mal nachlesen konnte) ist zwar interessant geschrieben, passt aber überhaupt nicht in die Handlung und ganze Thematik hier rein. Ist mir nicht ganz nachvollziehbar, weshalb ihn Giesa ausgerechnet derart in Professor Zamorra eingeführt hat.
Übrigens beginnt dieser dritte Teil mit vier Seiten, in denen Zamorra kurz Revue passieren lässt, was in den bisherigen zwei Bänden vorgefallen ist, und das wird so präzise und kurz-prägnant getan, dass man theoretisch auch auf die Lektüre der ersten beiden Teile verzichten mag, und nur diesen Abschlussband hier für sich allein lesen kann.


Besonderheiten:
- Julian Peters "korrigiert" mit der ihm dazu von Asmodis, Lucifuge Rofocale, Astaroth und Astardis bereitgestellten Macht den Fehler Merlins dahingehend, dass zwar das Paradoxon beseitigt wurde, das System der Wunderwelten und damit das Machtzentrum der MÄCHTIGEN auch richtigerweise zerstört werden, der Silbermond selbst aber dennoch nicht in unsere Dimension übertritt, sondern in einer seiner Traumwelten um die Erde kreist, obendrein drei Minuten in die Zukunft verschoben. Sollte Julian diese Traumwelt je beenden, würde auch der Silbermond wieder in die echte Realität übertreten und erneut ein (wenn auch weniger gravierenderes) Paradoxon auslösen, gleiches gälte für den Fall Julians Ablebens.
- Padrig YeCairn, ob seiner nur aus Haut und Knochen bestehenden ausgemergelten Erscheinung auch als "Gevatter Tod" bezeichnet, hat seinen Erstauftritt in der Serie. Er verbleibt vorerst auf dem Silbermond in Julians Traumwelt, auch weil er nicht weiß, wie er in seine eigene Welt zurückfinden soll.
- Ansonsten werden alle Ereignisse des Dreiteilers, die aus dem Paradoxon resultierten, wieder rückgängig gemacht, bzw. sind sie ja nie wirklich geschehen. So leben Ted Ewigk und Sara Moon wieder, usw.
- Bei der Verabschiedung aller Beteiligten am Schluss ermahnt Sid Amos Astaroth und Astardis, dass sie sich besser eine gute Ausrede einfallen lassen sollten, wie sie Stygia, der Fürstin der Finsternis ihre Kollaboration mit den guten Helden am besten erklären. Dadurch wird impliziert, dass auch das Zwischenspiel Sid Amos' als Asmodis, sprich als Fürst der Finsternis ebenfalls nur paradoxonbedingt war. Allerdings kann sich Giesa Folgendes nicht verkneifen:
"Sie gingen. Auch Lucifuge Rofocale. Jener nickte Sid Amos bedeutungsvoll zu, ehe er verschwand."
Daraus ließe sich spekulieren, dass Stygia und die ganze Schwarze Familie vielleicht glauben mögen, sie sei die Nachfolgerin des abgedankt habenden Julians auf dem Fürstenthron, in Wirklichkeit aber auf Luzifers Anweisung hinauf Asmodis insgeheim diese Funktion innehat, und nur er, LUZIFER und dessen Ministerpräsident Lucifuge Rofocale wissen das. Es darf also auch in Zukunft über den vermeintlichen Seitenwechsel Asmodis'/Sid Amos' und dessen Nachhaltigkeit verschwörungstheorisiert werden ...
- Auf Seite 24 findet sich eine recht langweilige und eher nichtssagende Innenillustration von Fabian Fröhlich, die wohl Julians Traumschwert zeigt und wie er danach greift, sowie eine mir nicht identifizierbare Figur im Hintergrund.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Eigentlich finde ich Rocas Bild recht nett gemalt, nur erneut hat es lediglich einen aufgesetzten Bezug zu den Ereignissen im Heft. Dargestellt ist, wie Julian Peters im Endkampf gegen den Drachen der Zeit einige dessen Schergen abmurkst. Wer die Frau sein soll, ist unbekannt, auch hatte Julian keine Laserwaffe in der Hand.
Im Prinzip hatte somit jeder Teil der Trilogie ein Cover, das Giesa nur mit Müh und Not in die Romane einbauen konnte, was doch ziemlich enttäuschend ist.


Coverbewertung:
1 Kreuz