Professor Zamorra Nr. 41: Die Treppe ins Nichts

Professor Zamorra Nr. 41: Die Treppe ins Nichts


Blitze zuckten pausenlos vom Himmel, und das schmetternde Krachen des Donners ließ die Erde erbeben. Piere Laguére hatte seine Hände um das kleine Steuerrad des Lieferwagens gekrallt. Graue Regenschleier verbargen die Bergspitzen der Pyrenäen. Vor drei Stunden waren sie aufgebrochen. Da hatte die Sonne noch von einem nur dünn verhangenen Himmel gelacht, und jetzt waren sie in ein Gewitter geraten, wie es Piere Laguére noch nie erlebt hatte. Die Natur war entfesselt. Das Wasser lag wie ein armdicker Film auf der mit Schlaglöchern übersäten Bergstraße Nordspaniens. Der Lieferwagen kam nur mehr im Schrittempo voran. Bald würde Piere Laguére ganz anhalten müssen, wenn er es nicht riskieren wollte, in den bodenlosen Abgrund links der Straße zu stürzen. "Merde" entfuhr es ihm, und seine Fäuste spannten sich noch fester um das Lenkrad. "Ist das ein Urlaub! Da hätten wir genauso gut zu Hause bleiben können. Einmal im Leben möchte man sich ein paar schöne Tage machen, und was passiert dann: es regnet Hunde und Katzen vom Himmel." "Es vergeht schon wieder, Pa." Das war Nana gewesen, die jüngste Tochter des Bäckers aus dem Loiretal. Nana glaubte selbst nicht, was sie sagte. Ängstlich starrte sie zur grau verhangenen Windschutzscheibe hinaus, auf die pausenlos dicke Tropfen prasselten. Wieder ein Blitz und wieder dieser ohrenbetäubende Donner, der den ganzen Wagen erzittern ließ. Nana zuckte zusammen. Das Mädchen im Fond des Wagens sagte nichts. Josefine war mit ihren zwanzig Jahren drei Jahre älter als Nana. Sie gab sich den Anschein, als würde sie keine Angst vor diesem Unwetter haben. Doch auch ihre kleinen Hände waren zu Fäusten geballt und Schweißperlen glitzerten an den dünnen blonden Haaren der Schläfen.


von Frank Helgath, erschienen am 13.01.1976

Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Pierre Laguère, der Bäcker bei dem Zamorra seine Brötchen kauft, verirrt sich, bei einer Urlaubsreise mit seinen beiden Töchtern, in den Pyrenäen. Ein Unwetter tobt und verhindert die Weiterfahrt. Als das Unwetter plötzlich nachläßt, stehen die drei vor einer Burg aus weißem Marmor. Der unheimliche Burgherr lädt die Bäckerfamilie in seine Burg ein. Danach bleiben sie spurlos verschwunden. Madame Laguère berichtet in ihrer Verzweifelung Zamorra vom Verschwinden ihrer Familie. Der Professor verspricht, sich um die Sache zu kümmern. Zusammen mit Nicole Duval fährt er nach Ainsa, wo die Laguères gewohnt hatten. Bei seinen Ermittlungen trifft Zamorra auf den Eremiten Vincente, der in einer Höhle am Rande des Ortes lebt. Der Mann ist sehr belesen und erzählt Zamorra von dem Inquisitor Jaime y Ronza, welcher vor Jahrhunderten in dieser Gegend eine weiße Marmorburg besessen hatte. Er kennt sogar den genauen Standpunkt der Burg. Zamorra ahnt, das mit Vincente etwas nicht stimmt. Als der Professor versucht, die Burg zu finden, überschlagen sich die Ereignisse...


Meinung:
Dieser Roman gehört zu denen, die ich schon in den 70ern gelesen habe (an einem Sommertag, bei einer Riesenportion Eis) und den vor kurzem noch einmal mit dem selben Vergnügen zelebrieren konnte. Die Handlung ist solide und spannend aufgebaut und durch die phantasievolle Beschreibung der Marmorburg und ihres unheimlichen Besitzers entsteht eine Atmosphäre, die den Leser in ihren Bann zieht. Für mich, ein echtes Highlight der Zamorra-Serie (und nicht nur aus nostalgischen Gründen).


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover hat nichts mit dem Inhalt zu tun, aber das hat der Titel der Romans auch nicht. Auf jeden Fall ist das Cover gut gemalt und zeigt, daß der Künstler sein Handwerk versteht. Erinnert mich ein wenig an die Cover der alten Creepy- und Eerie-Comics.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild dieses Professor Zamorra Romans wurde auch schon auf dem Cover des spanischen Comic-Magazins RUFUS Nr. 47 verwendet. Das interessante an dem Bild ist, dass nicht nur der Vampir einen Schatten wirft, sondern auch die 3 Kerzen, obwohl diese doch die Lichtquelle in dem Bild sind..........

Rufus Nr. 47