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Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 64: Die Mühle der Toten
(Romanheft)
"Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen!" schrie Armand Garascon. "Alles
ist widerlich und Dreck! Es gibt nur Niedertracht Gemeinheit und Verat auf
der Welt! Ich will nicht mehr!" Der Bucklige mit dem groben Kittel taumelte
aus dem Zimmer, einen Strick in der Hand. Er stolperte die steilen Stufen
der Wendeltreppe hinunter, stöhnte und heulte auf wie ein wildes Tier.
Unten riß er die schwere Tür auf und trat hinaus in die Nacht.
Finster war es. Schwere Gewitterwolken hingen am Himmel, und eine drückende
Schwüle lastete auf dem Land. In den Uferwiesen der Charente zirpten
die Grillen. Die Flügel der Mühle, die Armand Garascon gehörte,
regten wie schwarze Finger in den Himmel. Jenseits des Flusses schimmerten
die Lichter des Dörfchens Bresteville. Der Klang einer Glocke halte
durch die Nacht. Armand Garascon schüttelte die rechte Faust, die er
um den Strick gekrampft hatte, Sein häßliches Gesicht war eine
verzerrte Grimasse. Der breite Bach, der das Mühlrad trieb, rauschte.
"Ihr dreckigen Lumpen!" schrie Garascon zu dem Dorf hinüber. Ihr habt
es alle gewußt und über mich gelacht. Euer Hohn und euer Spott
hat mir den Rest gegeben. Habe ich euch je gekränkt oder übervorteilt?
War ich je nicht freundlich und hilfsbereit? Und was habe ich von euch
dafür bekommen?" Der Bucklige schluchzte. Er war völlig herunter
mit den Nerven. Seit Wochen schon steuerte er auf die Krise zu, und jetzt
war es soweit. Ein Gespräch zwischen ein paar Bauern, das er unbemerkt
belauscht hatte, hatte ihm den Rest gegeben. Gelacht hatten sie über
ihn, den buckligen Garascon, den häßlichen, aber steinreichen
Müller. Über Garascon, der das schönste Mädchen des ganzen
Charente-Tals zu seiner Frau gemacht hatte und betrogen worden war wie der
dümmste Hanswurst. Und nicht nur betrogen, sondern getäuscht noch
und noch.
Professor Zamorra Nr. 65: Hata, die Hexe aus dem Sumpf
(Romanheft)
Das Unheil nahm an einem drückend heißen Julitag seinen Anfang,
als ein morscher Holzkahn auf dem schlammigen Wasser, über dem die Mangroven
zu einem dichten Blätterdach zusammengewachsen waren, dahintrieb. Niemand
ahnte, welch grausige Fracht der Kahn barg, der in dem gottverlassenen Gebiet
dahinschwamm. Im Boot lag eine menschliche Gestalt. Sie war klein, gedrungen
und in Lumpen gehüllt. Das Schreckliche an ihr jedoch war der Kopf,
wenn man den überdimensionalen klobigen Schädel überhaupt
so bezeichnen konnte. Langes, verfilztes Haar umrahmte die Fratze in dichten
Strähnen. Die Haut war verrunzelt, verdorrt, die Augenlider geschlossen.
Der Mund schließlich war nur ein schmales, lippenloses Loch, aus dem
gelbe, faulige Zähne hervorstechen. Das Scheusal atmete nicht. Und doch
lebte es auf eine magische Weise. Denn die Bestie war Hata, die
Sumpfhexe!