Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 25

Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 25


Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:


Professor Zamorra Nr. 56: Die Teufelshöhle
(Romanheft)
Rawisa spürte, wie die Dornen sich durch das dünne, bunte Gewand bissen. Sie fühlte im Laufen die kleinen Rinnsale von Blut, die von ihren Knien und Waden an ihren Beinen hinabliefen. Sie spürte es und kümmerte sich nicht darum. Sie wußte nur zu gut, was sie erwartete, wenn sie in die Hände der Gelben Furien fiel. Man würde sie zum Tempeltanz zwingen. Und der Große Shuri machte sich eine verderbliche Freude daraus, sich die jungen Tamilenmädchen zu Willen zu machen. Nein, sie mußte diesen Bestien entkommen, die sich äußerlich als Gelbe Mönche gaben und in Wirklichkeit nur Handlanger eines schmutzigen Tempelgeschäftes waren, bei dem Rache und Grauen herrschten. Nur nicht in die Gewalt des Großen Shuris geraten! Nicht in die Gewalt dieses grauenvollen Geistes einer vergangenen Zeit, da die Könige der Tamilen und der Singhalesen um die Herrschaft der grünen Insel stritten. Rawisa lief und lief. Ihre Füße schmerzten. In ihrem Kopf pochte das Blut und drohte ihre Adern zu sprengen. Und fast körperlich spürte sie den Atem der hetzenden Furien hinter sich. Sie wußte, daß man ihr den Weg abschneiden würde. Sie mußte versuchen, von diesem Waldweg auf den Pfad zu gelangen, der zurück auf die Straße führte. Dort könnte sie um Hilfe rufen, würde Menschen finden, die sie beschützten. Aber hier, auf den schmalen Trampelpfaden zwischen Dickicht und Bäumen, zwischen den gefährlichen Lianenpflanzen und dornigen Büschen, hier in der Mitte des Regenwaldes, war sie auf sich allein gestellt. Sie versuchte, sich selber anzuspornen. Lauf, Rawisa, sagte sie zu sich. Du mußt den Furien entkommen! Nimm deinen ganzen Mut zusammen! Du willst nicht in ihre Gewalt kommen, wie die vielen anderen Mädchen vor dir!


Professor Zamorra Nr. 57: Der Höllenschlund
(Romanheft)
Der kahle, kleine Raum wurde von zwei Kerzen nur spärlich erhellt. Geisterhaft zuckten die beiden Flämmchen hin und her, schienen sich in einem bestimmten Rhythmus zu wiegen. An einem wurmstichigen Holztisch saß ein Mann. Das schlohweiße Haar hing ihm wirr in die Stirn, die mit winzigen Schweißtröpfchen bedeckt war. Der Mann war alt. In seinem faltigen, runzeligen Gesicht zuckte es. Immer wieder murmelte er einen Namen! "Ethel! Ethel!" Es war der Name seiner verstorbenen Frau. Dar Alte war in tiefer Trance. "Ethel, Ethel, hörst du mich? Gib mir ein Zeichen, daß du da bist!" brüllte er plötzlich wie von Sinnen. Ein Zucken durchlief den mageren Körper. Der Mann wurde von einem gewaltigen Schüttelfrost gepackt. "Charles?" stöhnte er dann gequält auf. Wo bist du, mein Sohn?" Jäh begann es im Haus zu rumoren. Wie von unsichtbaren Händen wurden Möbel verrückt, Bilder stürzten von den Wänden, Geschirr zersprang. Doch von all dem schien der Greis nichts zu bemerken. "Ethel, Charles!" raunte er nun ganz leise. Seine Finger hielten einen dicken Filzstift fest umklammert, während er mit den spindeldürren Fingerkuppen seiner anderen Hand ein faltiges, unbeschriebenes Blatt Papier festhielt. "Ethel, gib mir eine Botschaft! Ethel, ich beschwöre dich!" Er preßte mit aller Kraft den Filzstift auf den Papierbogen. Plötzlich war es ihm, als ob seine Hand von einer eiskalten Klaue umklammert würde und sie stockend über das Papier zog. Der Filzstift hielt in knallroten Lettern die Botschaft aus dem Jenseits fest: Grab mich aus! Der Alte fiel in eine tiefe Ohnmacht.


Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild der Professor Zamorra Liebhaber-Edition Nr. 25 wurde auch noch auf dem Cover des Professor Zamorra Romans Nr. 354 "Toteninsel Teneriffa" verwendet, obwohl die beiden Publikationen inhaltlich keine weiteren Gemeinsamkeiten hatten:

Professor Zamorra Nr. 354: Toteninsel Teneriffa