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Dieses Band ist ein Nachdruck der drei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 19: Die Schreckenskammer
(Romanheft)
Der Wagen schlingerte. Zischend entwich die Luft aus dem Vorderreifen. Anabel
Verton zuckte zusammen und krampfte erschrocken die Finger um das Steuerrad.
Baumstämme glitten auf sie zu, die Scheinwerfer strichen über Buschwerk
und wucherndes Unkraut Anabels Fuß nagelte das Bremspedal fest. Die
Pneus kreischten, das Heck versetzte, Dornen kratzten über den Lack,
und Sekunden später kam der flache weiße Sportflitzer am
Straßenrand zum Stehen. Anabel atmete auf. Ihr Herz hämmerte.
Erst allmählich ebbte der Schrecken ab. und das Mädchen wischte
sich eine hennarote Haarsträhne aus dem schönen, rassigen Gesicht.
Mist, dachte sie. Eine Reifenpanne - und das In dieser gottverlassenen Gegend!
Vier, fünf Meilen waren es noch bis Redhorn. Anabel wollte dort Ihre
Eltern besuchen - einfache Farmer, die sich immer noch nicht ganz damit
abgefunden hatten, daß ihre einzige Tochter in New York Karriere als
Fotomodell machte. Anabel verbrachte jedes Jahr zwei Wochen zu Hause, aber
In der Umgebung von Redhorn kannte sie sich trotzdem nicht mehr aus. Ob es
hier Irgendwo eine Telefonzelle gab? Vermutlich nicht! Anabel seufzte.
stieß die Wagentür auf und stieg aus, um sich zunächst einmal
den Schaden zu besehen. Das Rascheln im Gebüsch hörte sie zu
spät. Zwei Männer tauchten auf, wie aus dem Boden gewachsen.
Große, breitschultrige Männer In dunklen Trenchcoats. Ihn Augen
waren im Dunkeln nicht zu erkennen, aber die Gesichter schimmerten wie blasse
Ovale im Mondlicht, und auf diesen Gesichtern lag eine seltsame, leblose
Starre, die Anabel erschreckte. Sie zuckte zurück.
Professor Zamorra Nr. 20: Die Rache der Medusa
(Romanheft)
Als der junge Ahmet das schöne Mädchen sah, hatte er nur einen
Gedanken. Die mußt du besitzen! Wie ein Wiesel huschte er hinter der
Unbekannten her, wand sich schlangengleich durch die engen Gassen der Istanbuler
Altstadt. Und dann sah er es In einer schmalen dunklen Straße. Es stand
da, als würde es auf ihn warten. Seltsam dachte Ahmet. Sehr seltsam.
Das ist mir noch nie passiert Er ging auf sie zu und mußte in einem
fort daran denken, wie wunderschön sie wer und wie sehr er sie begehrte.
"Guten Abend!" sagte sie mit einer weichen Stimme, die seinem Ohr schmeichelte.
"Guten Abend!" gab er zurück, und sein Herz schlug so hoch oben Im Hals,
daß er kaum noch Luft bekam so aufgeregt wie dieses Mädchen hatte
ihn noch keine. Sie sah nicht aus wie eine Türkin. Aber sie beherrschte
die Sprache so perfekt, daß man sie mit geschlossenen Augen für
eine Türkin halten mußte. "Weshalb bist du mir nachgelaufen?"
fragte das Mädchen.Er entschuldigte sich mit einem verlegenen Achselzucken.
"Du bist so wunderschön ... Du hast mich angesehen, ich dachte. Ich
müsse dich unbedingt kennenlernen." "Wie heißt du?" fragte das
Mädchen. "Ahmet. Und du?" "Ich heiße Medusa!"
Professor Zamorra Nr. 21: Satans eigene Schrift
(Romanheft)
Wie eine Festung lag das alte Kloster dicht unter der Kuppe des Hügels
vor der Stadt Nantes. Keines der winzigen Fenster wer erleuchtet denn um
diese Zeit lagen dis Mönche bereits auf ihren kargen Pritschen und sammelten
im Schlaf Kraft für die Arbeiten des nächsten Tages. War ea auch
ein Ort der Ruhe und des geistigen Friedens ging trotzdem von dieser Trutzburg
Gottes eine finstere Drohung aus, die kaum zu definieren war und dem sensiblen
Betrachter Kälteschauer über den Rücken jagte. Darum war auch
noch niemand auf die Idee gekommen, dieses Kloster dem Fremdenverkehr
zugänglich zu machen Gelohnt hätte es sich sicher, denn dieses
Ordenshaus war in Kunsthistorikerkreisen für seine prächtigen
Wandmalereien berühmt Auf wunderbare Weise hatten sich die Bilder über
die Jahrhunderte erhalten, und die Zeit war spurlos an ihnen
vorübergegangen. Auch diese Tatsache mußte rätselhaft und
sonderbar erscheinen, konnte man doch immer wieder feststellen, daß
Wandmalereien in anderen Bauwerken ähnlicher Art zum großen Teil
dem Untergang geweiht waren. Niemand wagte es, dieses Geheimnis zu
ergründen. Niemand wagte auch nur, von einem Geheimnis zu sprechen,
das dieses Kloster umgab. Als einzige hätten der Abt der Ordensgemeinschaft
und einige wenige alte Ordensbrüder das Geheimnis enthüllen
können.