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Dieses Band ist ein Nachdruck der drei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 13: Die Knochengrube
(Romanheft)
"Der Teufel soll diesen verflixten Kahn holen!" brüllte Joop Pravemann.
Fluchend hastete er von der Brücke auf das Oberdeck. Er mußte
sich mit alter Kraft am Treppengeländer festhalten, um nicht von einem
der Brecher fortgespült zu werden, die unter ohrenbetäubendem Donnern
gegen die Bordwand und über die Planken rollten. Der niederländische
Frachter "Drachten" wurde von der Macht des Orkans nach Backbord und nach
Steuerbord geworfen, tauchte immer wieder mit dem Bug in gigantische Wellenberge,
die ihn erdrücken wollten - und In den Spanten knackte es, als müsse
der Rumpf jeden Moment In zwei Teile zerbrechen. Joop Pravemann wußte,
daß die "Drachten" davon nicht mehr weit entfernt war. Der
vollbärtige Kapitän kannte sein Schiff. Seit fünf Jahren kreuzte
er damit auf Nordsee, Atlantik und Mittelmeer. Aber einen Orkan wie diesen
halte er selbst in der ohnehin schon stürmischen Biskaya nie erlebt.
Plötzlich stieß er einen verblüfften Laut aus. Trotz der
hoch aufsprühenden Gischt konnte er deutlich das Schiff erkennen, das
sich von Backbord durch die Finsternis näherte. Es war hell erleuchtet
- ein Riese mit vier Schornsteinen, schätzungsweise zweihundert Meter
lang, doch aus einer längst vergangenen Epoche. "Das gibt es nicht",
stammelte Pravemann, "ein Geisterschiff"Er kniff die Augen zu und riß
sie wieder auf, weil er glaubte, daß seine Sinne ihm einen üblen
Streich spielten. Irrtum! Das gewaltige Passagierschiff war immer noch da.
Es stampfte direkt auf die "Drachten" zu.
Professor Zamorra Nr. 14: Der Schreckenskult
(Romanheft)
Bill und Sandra Turner waren an zwei große Sumpfzypressen gefesselt
deren dichtes Nadellaubdach das Sonnenlicht filterte. Es roch dumpf nach
Moder und Morast. Pfützen schimmerten ölig im gedämpften Licht.
Der Trommelklang pochte dumpf wie Herzschlag. Die Seminolen hatten sich
zurückgezogen und standen abwertend unter den hohen, uralten Sumpfzypressen
am Runde des Okaloacoochee Slough. Nur der Medizinmann, phantastisch gekleidet
in die Haut eines Alligators, dessen langen Schuppenschwanz er hinter sich
herschleifte und aus dessen zähnestarrendem riechen er hervorsah, umkreiste
die beiden Opfer. Zwischen den beiden Zypressen, an dis Bill und Sandra gefesselt
waren, direkt vor der drei Meter hohen Statue aus grünem Jadegestein,
brannte ein kleines Feuer. Von Zeit zu Zeit warf der Medizinmann eine Handvoll
Kräuter hinein, und regenbogenfarbiger Rauch stieg dann von dem Feuer
auf. "Cochanoee!" schrie der Medizinmann. Großer Dämon, komm
zurück! Komm zu uns und hilf uns, den weißen Mann ins Meer zu
werfen, damit deine roten Kinder wieder das Land ihr eigen nennen können,
das ihren Vätern gehörte. "Bill und auch Sandra Turner sprechen
leidlich das Idiom der Seminolen. Beide waren Orchideensammler. Auf der Suche
nach einem besonders ausgefallenen Exemplar In den Sümpfen Floridas
hatten zur Indianerreservation gehörende Seminolen sie gefangengenommen.
"Cochanoee!" schrie der Medizinmann wieder.
Professor Zamorra Nr. 15: Der Morddämon
(Romanheft)
"Ja, und deshalb", sagte Stephan Mc Trash und hielt das Mikrofon des
Diktiergeräts an den Mund, "werde ich in etwa einem Jahr meine Zelte
hier in Hongkong abbrechen und nach London zurückkehren, lieber Paul.
Ich habe großartig im Fernen Osten verdient, aber das Klima setzt mir
zu, und mein Herz ist auch nicht mehr . . ." Die Tür des Büros
flog auf. Mc Trash blickte auf. Sein Herzschlag stockte. Vier Chinesen in
grauen Kitteln standen da. Auf den runden bleichen Gesichtern stand
lächelnde Kälte. Nur Chinesen konnten einen Ausdruck im Gesicht
haben, bei dem es einen so fröstelte. "Was fällt ihnen denn ein?"
fragte Mc Trash tonlos. Das Mikrofon fiel aus seiner Hand. Es baumelte an
einem langen Kabel vom Schreibtisch. Wie eine Mauer rückten die vier
Chinesen näher. Fürchterliche Angst kroch in Stephan Mc Trash hoch.
Es wimmelte in der Kronkolonie Hongkong von lichtscheuem Gesindel. Wollten
Ihn die Chinesen ausplündern? Aber da war auch noch etwas anderes als
die körperliche Bedrohung. Die Blicke dieser Männer rührten
in Mc Trash etwas auf, was ihn in Panik versetzte. Und jetzt öffneten
die Chinesen ihren Mund und grinsten. "Stehen Sie auf. Kommen Sie mit. Ming-Li
erwartet Sie." Ihre langen Schneidezähne, die über die Unterlippe
ragten, wurden sichtbar. Unwillkürlich wurde Mc Trash an Vampire erinnert.
Da hatte er neulich erst einen Schocker im Kino gesehen ...