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Dieses Band ist ein Nachdruck der drei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 4: Im Totenreich des Ghouls
(Romanheft)
Hexensabbat! Der Fürst der Finsternis hatte zum großen Fest geladen,
und all seine scheußlichen Untertanen waren dem Ruf gefolgt. Er hatte
in der Nähe von London ein leerstehendes Haus aufgetrieben. Ein Haus
von üblem Ruf, das die Leute aus der Nachbarschaft ängstlich mieden,
weil in ihm schaurige Spukgestalten hausen sollten. Es war ein Haus, das
auf einem weitflächigen Grundstück stand. Finster, unheimlich.
Etwas drohendes ging davon aus und jeder, der in die Nähe kam spürte
schreckliches Angstgefühl in seinem Inneren aufkeimen, ohne den Grund
dafür zu kennen. Obwohl kein Wölkchen den sternklaren Nachthimmel
trübte, fauchten grelle Blitze auf dieses schreckliche Haus herab und
erhellten mit ihrem kurz zuckenden Licht die gespenstische Szene. Auf der
großen Wiese vor dem Haus wimmelte es von Hexen, Vampiren, Werwölfen,
Hermaphroditen, Ghouls und unzähligen Abarten von grausamen Geistern
und schrecklichen Dämonen. Ein wildes Fest war im Gange. Mit schaurigen,
ekelerregenden Ausschweifungen, die sich die menschliche Phantasie kaum
vorstellen konnte. Geisterhafte Nebel wellten um das Haus des Grauens. Nebel,
die sich in häßliche Gestalten verwandeln konnten, um schon in
der nächsten Sekunde zu verfallen, sich in bizarre Gebilde aufzulösen,
die jedem normalen Menschen furchtbare Angst eingelegt hätten. Schreckliche,
unmenschliche Leute füllten die unheilschwangere Atmosphäre. Der
Höllenfürst befand sich mit seinen engsten Freunden auf der steinernen
Terrasse des Hauses. Er genoß den abscheulichen Anblick, den ihm sein
Volk bot, mit dem er nach Belieben Angst und Schrecken verbreiten konnte.
Professor Zamorra Nr. 5: Der Scharfrichter
(Romanheft)
Die Stimme kam mit einer Windbö über das Land - eisig, fauchend
und herrisch. Geoffrey Harding - es ist Zelt für dich, Geoffrey Harding!"
Schaurig hallte der Ruf durch die Baumkronen, die die Farm schützend
umgaben. Nur kurz schlug der Hofhund an, um sofort wieder zu verstummen wie
durch den Zwang einer unsichtbaren Macht. Als Francis Harding erwachte, stand
ihr Mann vor dem Fenster der kleinen Schlafkammer. Geoffreys Haltung wer
merkwürdig starr und verkrampft - die Fäuste wie in ohnmächtiger
Resignation geballt. Wieder erscholl draußen der Ruf. "Geoffrey Harding.
Ich wartet" Fahler mattgelber Lichtschein breitete sich vor dem Fenster aus.
Es schien, als sei das ganze Hügelland in diese unwirkliche Licht getaucht.
Gellend schrie Francis Harding auf. Ihr Mann ruckte herum. "Still!" brüllte
er. "Willst auch du seinen Zorn auf dich laden?" Abrupt drehte er sich wieder
um, starrte erneut in die schwefliggelbe Helligkeit hinaus. Seine Frau sperrte
den Mund aut. Plötzlich hatte sie keine Kraft mehr, sich zu bewegen.
Eine unerklärliche Trägheit befiel sie. Eben noch voller Angst
um ihren Mann, spürte sie nun eine grenzenlose Apathie, die sie mit
müdem Desinteresse zuschauen ließ - so als sei sie nicht selbst
beteiligt. Geoffrey Harding verließ seinen Platz am Fenster. "Ich muß
gehen", murmelte er, "man läßt ihn nicht warten!" Die
Gesichtszüge des Farmers waren verhärtet. Seine Bewegungen wirkten
steif und ungelenk, als er zur Kammertür schritt. Leise knarrten die
Angeln. Nachdem der Farmer mechanisch In die Holzschuhe geschlüpft war,
fielen seine Schritte schwer auf die Bretterdielen.
Professor Zamorra Nr. 6: Die Teufelsklause
(Romanheft)
Olga Baxter zuckte herum und schaute Millie Springs erschrocken an. "Hast
du das gehört, Millie? Millies grüne Augen waren schreckgeweitet.
Mit halb offenstehende Mund nickte sie. "Das Stöhnen? Ja, das habe ich
auch gehört!" Die beiden Mädchen wandten sich um. Sie hatten eben
an der alten jüdischen Synagoge vorbeigehen wollen. Rabenschwarz lag
der Abend über dem Gebäude und über der ganzen parkähnlichen
Umgebung mit Pappeln, Eichen und Rosensträuchern. Olga und Millie schauten
zu einem hohen Busch, der sich neben dem Eingang zu den unterirdischen
Gewölben der Synagoge befand. Entweder war das Stöhnen aus dem
Gebüsch gekommen oder vom Eingang her. "Laß uns fortlaufen, Olga!"
raunte Millie der blonden Freundin zu. "Vielleicht ist jemand verletzt."
Willst du etwa dorthin gehen?" fragte Millie Springs erschrocken. "Es hat
doch jemand gestöhnt." Olga preßte die geschwungenen Lippen zu
schmalen Strichen zusammen. Aufgeregt und mit angespannten Nerven setzte
sie langsam einen Fuß vor den anderen. Millie blieb stehen. Sie hatte
nicht den Mut, mit ihr zu gehen. Ihr Herz hämmerte wahnsinnig in ihrer
jungen Brust. Kalter Schweiß trat aus ihren Poren. Sie fühlte
eine kolossale Gefahr, die sich dort in diesem Gebüsch neben dem Eingang
zu den Gewölben der Synagoge befinden mußte. "Olga!" zischte sie
hinter der Freundin her. Olga ging weiter. Mit zögernden Schritten
näherte sie sich dem Gebüsch. Ihre Augen versuchten, die
anthrazitfarbene Dunkelheit zu durchdringen. Auch sie hatte Angst. Aber nicht
soviel wie Millie.