Occu Nr. 54: Die Teufelsfratze

Occu Nr. 54: Die Teufelsfratze


Morro Torqueros abgerissene Kleidung wurde im Nu klatschnaß, als der sintflutartige Regen über der Karibikinsel einsetzte. Er hatte sich einen schlechten Zeitpunkt für das Rendezvous mit seiner Liebsten ausgesucht. Der junge Mulatte starrte durch die grauen Regenschleier und sah doch nichts außer seiner allernächsten Umgebung. Der Sturm zerrte an den Palmen. Morro Torquero fragte sich, ob nicht die Götter ihn straften, weil er ausgerechnet diesen Ort für ein Stelldichein gewählt hatte. Doch er drängte seine Bedenken zurück. Er war schließlich noch keine fünfundzwanzig Jahre alt und teilte den Aberglauben seiner Ahnen nicht mehr. Diese hatten die Dschungellichtung zur Tabuzone erklärt, die man nicht ungestraft betreten durfte. Den Überlieferungen nach sollte hier ein Dämon beheimatet sein. Morro Torquero lachte auf, um sich zu beruhigen. Aber in seinem Lachen schwang uneingestandene Angst mit ... Durch den Regenschleier nahm er schemenhaft die halbzerfallene Kapelle wahr, die mitten in der Lichtung stand.


von Hademar Bankhofer, erschienen im Juli 1980, Titelbild: ???