Occu Nr. 41: Das tödliche Traumbuch

Occu Nr. 41: Das tödliche Traumbuch


Laura Ascin lief schnell über die Straße. Sie hatte sich den Abend vertreiben wollen und war im Kino gewesen. Wie in Trance setzte sie Fuß vor Fuß, um sich abzureagieren. Sie zitterte. Ängstlich drehte sie sich um, aber niemand folgte ihr. Fast 20 Minuten hastete sie kreuz und quer durch London. Dann bemerkte sie, daß sie sich in Soho befand. Sie hielt nach einem Taxi Ausschau. Plötzlich hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich. Sie schrak zusammen. Im Schatten einer Mauernische kauerte ein Mann mit einem unheimlichen Gesicht. "Ehe du wegfährst, schöne Frau, hast du die verdammte Pflicht, mir Geld zu geben. Ich bin ein armer, alter Mann!" knurrte er drohend. Der Bettler erschien Laura unheimlich. Sie nestelte in ihrer Tasche, entnahm eine Münze und reichte sie dem Mann. In diesem Augenblick umklammerten dessen Hände Lauras Handgelenk mit eisernem Griff. Die junge Frau wollte sich losreißen. Es gelang ihr nicht. Sie beugte sich vor und blickte in das Gesicht des Alten. Es war ein furchterregendes Gesicht mit glühenden Augen und weißen Lippen. "Du bleibst hier und sollst deinen Lohn haben", keuchte er und zerrte Lauras Rechte zu sich herab. "Ich bin ein Genie und werde dir für deine Spende die Zukunft aus der Hand lesen."


von Hademar Bankhofer, erschienen im Juni 1979, Titelbild: ???