Occu Nr. 17: Das verschwundene Medium

Occu Nr. 17: Das verschwundene Medium


Nebel brütete über dem Victoria Place in London. Der Straßenverkehr rollte nur im Schritt dahin. Die Fußgänger, die auf den Bürgersteigen dahinhasteten, um rasch nach Hause zu kommen, hatten die Hüte fest in die Stirn gedrückt. Die Klavierlehrerin Kathy Smith trat ans Fenster und blickte zur Straße hinunter. Sie atmete auf: die kleine Susan, die soeben bei ihr Klavierunterricht genommen hatte, wurde von ihrem Vater abgeholt. Sie strebte auf ihren Lehnsessel zu, setzte sich und schloß die Augen. Sie war müde. Das Wetter lastete drückend auf ihr. Der kleine Roy hatte seine Klavierstunde abgesagt. So konnte sie allein sein und sich ausruhen. Sie dämmerte nur wenige Minuten dahin. Dann fuhr sie hoch und lauschte. Musik machte sie hellwach. Töne brandeten gegen die Zimmerdicke. Dazwischen ein Zischen und Fauchen. Kathy Smith griff an ihre Schläfen, die wild zu pochen begannen. Sie hatte eine derartige Musik noch nie vernommen. Wie in Trance erhob sie sich und wandelte zu ihrem Klavier. Sie ließ sich davor nieder und ließ die Hände zitternd auf die Tasten sinken. Und dann wartete sie.


von Hademar Bankhofer, erschienen im Juni 1977, Titelbild: Bracci