|
Die Clochards, die Penner von Paris, suchten sich Schlafplätze unter
den Seine-Brücken, nahmen noch einen kräftigen Schluck aus den
mitgebrachten Flaschen und deckten sich dann mit zerlumpten Mänteln
oder Zeitungen zu. Die letzten Gespräche verstummten, bis auf das Brausen
des Autoverkehrs auf der am Fluß entlangführenden Schnellstraße
und das leichte Plätschern der Wellen kehrte Stille ein. Von der nahe
gelegenen Notre Dame erklangen hell die ersten Schläge der vollen Stunde
- Mitternacht. Die Turmuhr tönte nicht anders als in Tausenden Nächten
zuvor, und doch hoben einige der Clochards die Köpfe und lauschten
beunruhigt auf die Schläge. Keiner von ihnen sah die dunkle, vermummte
Gestalt, die sich im Schatten der feuchten Kaimauer langsam heranschob, aber
es war, als fühlten sie den stechenden Blick des brennenden Augenpaares
auf sich gerichtet. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, rafften die Penner
hastig ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Eine Schnapsflasche kippte um,
rollte laut scheppernd und klirrend über die Steinplatten unterhalb
der Brücke und fiel platschend ins Wasser. Der so plötzlich um
seinen Alkoholvorrat gebrachte Clochard warf der Flasche trotzdem keinen
Blick nach. Ebenso wie seine Gefährten kannte er nur noch einen Gedanken:
er wollte so schnell wie möglich von dem Ort verschwinden, der ihm oftmals
zuvor als Zuflucht für die Nacht gedient hatte.