Monstrula Nr. 12: Haus der Höllenqualen
|
Der mit schwarzem Stoff ausgekleidete Raum wurde von dem Schein von hundert
Kerzen erhellt. Die Kerzen steckten in einer großen Geburtstagstorte,
die auf einem schimmernden Holzsarg lag.Vor dem Sarg standen vier Personen.
Der Greis, dem die Feier galt, hielt sich kerzengerade und starrte aus unheimlich
glühenden schwarzen Augen auf die leicht flackernden Flammen. Links
und rechts von ihm standen zwei Frauen, ganz In Schwarz gekleidet, beginnendes
Grau in den Haaren. Sie waren dem uralten Mann wie aus dem Gesicht geschnitten,
hatten die gleichen pechschwarzen, funkelnden Augen, die gleichen geisterhaft
bleichen Gesichter. Neben dem Sarg hatte sich ein würdig aussehender
Mann mit einer breiten Hakennase eng beisammenstehenden stechenden Augen
und einem verkniffenen Mund aufgestellt. Er loste seinen Blick nicht eine
Sekunde lang von dem Jubilar. "Erfolg dem Größten unter den
Sterblichen", sagte der hakenasige Mann mit blechern klingender Stimme. "Erfolg
dem Meister der Meister. Arthur Wittenham!" Er verbeugte sich vor dem Greis.
Die Frau links des Jubilars begann zu weinen, die andere brach in schrilles
Kichern aus. "Kelvin, erfülle deine Pflicht", forderte der Greis dumpf
und hohl. Er streckte seine knochige Hand nach der Geburtstagstorte aus.
Hundert Kerzen, eine Kerze für jedes Jahr meines bisherigen Lebens.
Es war nicht umsonst und wird noch reiche Früchte tragen.
von M.R. Richards, erschienen am 03.02.1975, Titelbild: Olof Feindt
Rezension von
Adee:
Kurzbeschreibung:
Jack Callum fährt in das kleine Nest Lonsdale, um den Schriftsteller
Wittenham zu interviewen. Wittenham ist gerade hundert Jahre alt geworden,
lebt aber seit fünfzig Jahren zurückgezogen in Foxbury Mansion.
Es ranken sich merkwürdige Geschichten um den Mann. Auf dem Höhepunkt
seines Ruhmes, auf dem Weg zu einer Ordensverleihung, verschwand er spurlos,
um wenige Jahre später in Lonsdale aufzutauchen und nie wieder einen
Roman zu veröffentlichen oder ein Interview zu geben. Kein Wunder, dass
Jacks Arbeitgeber NEWS darauf versessen ist, der Einladung des greisen Mannes
zu folgen.
Aber die Stadt ist merkwürdig. Wittenham wohnt angeblich in einem Spukhaus,
umsorgt von seinem zwielichtigen Privatsekretär Gravel und seinen alt
gewordenen und wunderlichen Töchtern Mary und Ann. Das Interview kommt
nicht zustande, Gravel wimmelt den Geisterseher mit einer Ausrede nach der
anderen ab. Callum versteht das nicht, sieht er doch den Greis abends durch
das Dorf spazieren. Und der Annäherungsversuch bei der hübschen
Dorfreporterin Patty scheitert auch.
Plötzlich gibt es den ersten Toten. Callum entdeckt zwei Bissmale an
dem Opfer. Messerscharf tippt er auf einen Vampir. Aber dann gibt es da noch
den großen Hund, der durch das Dorf streunt. Sehr zur Panik der
Wittenham-Schwestern, die eine panische Angst vor Hunden haben. Callums
Ermittlungen ergeben schnell, dass offensichtlich Wittenham der Vampir ist.
Aber wie soll er ihn vernichten?
Der Kampf nimmt bizarre Züge an. Zuerst vergiftet Callum das Blut, das
der Privatsekretär beim Dorfmetzger bestellt und dem Hund zu trinken
gibt. Denn der Vampir läuft ständig als der Hund herum.
Geschwächt vom Gift verwandelt sich der Hund zurück in den Vampir.
Aber das hindert den Blutsauger nicht daran, sich weitere Opfer zu holen.
Am Ende treibt Callum den Blutsauger mit einem Kreuz in die Ecke. Als der
sich in den Hund verwandelt, um zu fliehen, greifen seine umnachteten
Töchter in ihrer hysterischen Angst vor Hunden zum Gewehr und
erschießen ihn. Ende der Geschichte.
Meinung:
Es ja lobenswert, mal eine Variation des ewig gleichen Vampirthemas zu bringen,
aber was hier geboten wird, ist eher abstrus zu nennen. In dieser Geschichte
ist die innere Logik dünn gesät. Das fängt bei der Frage an,
warum der alte Schriftsteller überhaupt den Reporter einlädt
wohlgemerkt nachdem er fünfzig Jahre niemanden mehr empfangen hat -,
wenn er doch weiß, dass er sich nach seinem unmittelbar bevorstehenden
Tod in einen Vampir verwandelt. Und hört damit auf, warum eine simple
Kugel den Vampirhund in die ewigen Jagdgründe schickt. Oder wieso Callum
auf die Idee kommt, den Vampir vergiften zu können. Das Ende einen
Antihöhepunkt zu nennen wäre geschmeichelt.
Dabei ist der Roman nicht einmal schlecht geschrieben. Der Anfang ist wirklich
spannend gestrickt, das Geheimnis um den Schriftsteller und Foxbury Mansion
mit seinen verrückten Bewohnern ist geschickt aufgebaut. Das liest sich
durchaus dicht und interessant.
Aber der Roman fügt sich auch schlecht in den üblichen Mythos der
Serie ein. Kein einziges Mal benutzt der Held seine Seherkräfte, die
sonst immer so viel Raum einnehmen. Dafür gibt es eine merkwürdige
Anspielung auf Band 2, wo es
ebenfalls um Vampire ging. Nun wurde dieser Roman Bibliografien zufolge von
Friedrich Tenkrat geschrieben. Ob das korrekt ist, sei dahingestellt. Sollte
dieser Roman ebenfalls aus seiner Feder stammen? Andererseits fehlt hier
völlig Tenkrats Markenzeichen, nämlich die Action. Aber es ist
schon fraglich, ob hier wirklich Richard Wunderer der Autor ist. Als Vampirroman
ist das eher albern, als typischer Monstrula funktioniert es auch nicht besonders
gut.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Fügt sich nahtlos in die Serie ein und bezieht sich sogar auf den Inhalt.
Im Gegensatz zum Titel. :-)
Coverbewertung: