Mark Tate Nr. 1: Auf Schloß Pannymoore ist der Teufel los

Mark Tate Nr. 1: Auf Schloß Pannymoore ist der Teufel los


Lieber Frank, obwohl ich erst vor zwei Wochen gestorben bin, halte ich es vor Sehnsucht nicht mehr aus. Wann endlich wirst Du wieder bei mir sein können? Immer wieder versuche ich, Dich zu besuchen, doch ist mir der Zugang zu Dir verwehrt. Vielleicht ist das nur gut so. Denn wenn ich Deiner ansichtig werde, gelingt es mir nicht mehr, mich zurückzuhalten, da bin ich ganz sicher. Dann wird Dich mein eisiger Hauch treffen, Geliebter, und Dich zu mir ins Reich der Toten holen. - Jetzt aber muß ich wieder schließen, denn ich höre das Wispern der schaurigen Dämonen, die jetzt meine Brüder sind. Ehrlich, manchmal graut mir vor ihnen, obwohl ich doch selbst ein Geist bin.
Mit vielen Grüßen aus dem Jenseits, in verzehrender Liebe
Deine Lady Ann.
P.S. Leider kann ich nicht offener schreiben, denn die Dämonen wachen eifersüchtig darauf.


von Wilfried A. Hary, erschienen am 29.01.2002, Titelbild: ???

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Als der Londoner Privatdetektiv Mark Tate eine Schiffsreise nach Indien antritt, wird er von einem Mann angesprochen, der sich als Don Cooper vorstellt und ein wahres Nervenbündel zu sein scheint. Cooper möchte die Nacht in der Kabine Tates verbringen. Hintergrund dieser ungewöhnlichen Bitte ist ein Zeitungsartikel, in dem Tate als Fachmann für das Okkulte herausgestellt wurde und die jüngsten Erlebnisse Coopers, von denen der Mann nach anfänglichem Zögern berichtet:
Lord Frank Burgess, ein Freund Coopers, hat auf Haiti eine junge Frau kennen und lieben gelernt. Die beiden haben geheiratet, doch schon kurze Zeit später ist Lady Ann verstorben. Lord Burgess hatte Don Cooper gebeten, ihn auf Schloss Pannymoore, dem Stammsitz der Familie, zu besuchen, was sich aufgrund geschäftlicher Termine einige Wochen hinausgezögert hat. Als Cooper dann wirklich auf dem Schloss angekommen ist, erschreckte ihn der Anblick des gleichaltrigen Frank Burgess. Der Lord wirkte um Jahre gealtert und gebrechlich. Es stellte sich heraus, dass durch die Heirat mit der bürgerlichen Haitianerin, die später den Namen Lady Ann getragen hatte, ein alter Familienfluch wirksam geworden ist. Denn ein Ahnherr von Frank Burgess hat die Pflegetochter einer Kräuterhexe vergewaltigt und geschwängert und wurde daraufhin von dem alten Weib verflucht, dass fortan die Mitglieder des Burgess-Clans nur noch standesgemäß heiraten und Kinder zeugen dürften, ansonsten würden alle Geister des Clans erweckt, um den jeweiligen Frevler in den Tod zu treiben. Auch Lady Ann, die einst eine Mamaloi, eine Zauberin des Voodoo war, war schwanger, ist aber im Moment der Geburt gestorben. Nun befindet sich auch ihr Geist im Reigen der Gespenster, die den Lord jede Nacht zur Geisterstunde heimsuchen.
Frank Burgess hatte sich Hilfe von Don Cooper erhofft, doch auch der Geschäftsmann wurde von der Geisterschar gequält und in den zwei Nächten, die Cooper auf Schloss Pannymoore verbracht hat, wurde ein Band zwischen ihm und dem Fluch geknüpft, so dass die Geister nun auch ihm nach dem Leben trachten. Mithilfe des Geistes von Lady Ann konnte Don Cooper vom Schloss fliehen und sich nun an Mark Tate wenden. Cooper keine Geisterstunde alleine verbringen darf, da ihn die Geister überall töten könnten.
Mark Tate erkennt, dass die Geister um Mitternacht aus Don Cooper selbst heraus zuschlagen können und entwickelt in seiner Kabine aus verschiedenen Hilfsmitteln eine magische Falle, die Cooper schützen und die Geister gleichzeitig vernichten soll. Die größte Hilfe ist dabei der Schavall, ein magisches Amulett, das die Form eines Auges hat und als Pupille einen geheimnisvollen roten Stein besitzt. Dieses Amulett ist die wichtigste Waffe Tates, auch wenn es sich nicht immer in seinem Sinne kontrollieren lässt und sich auch schon mal gegen seinen Träger wendet. Im Zusammenspiel mit dem Schavall, der magischen Falle und dem Geist Lady Anns kann der Fluch schließlich gebrochen werden, so dass weder Don Cooper noch Lord Burgess weiterhin um ihr Leben fürchten müssen.


Meinung:
Der erste Roman mit dem Teufelsjäger Mark Tate hat mich gleich begeistert, weil er auf der einen Seite mit der Gegenwartshandlung auf einem Schiff, also eher einem exotischen Schauplatz spielt, auf der anderen Seite aber die Geschichte von Don Cooper den größten Teil des Romans einnimmt und somit eine klassische Gruselgeschichte auf einem englischen Schloss geboten wird. Die unheimliche Stimmung auf Schloss Pannymoore wird sehr gut rübergebracht und durch den flotten Stil des Autors lässt sich der Roman angenehm lesen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gruselserien wird Mark Tate in diesem Band nicht das erste Mal mit den Kräften des Bösen konfrontiert, sondern ist schon ein etablierter Dämonenjäger, der sich nach Coopers Geschichte recht schnell zu helfen weiß. Gut gefallen hat mir, dass Mark Tate die Geister von Schloss Pannymoore besiegen kann, ohne selbst das Schloss zu betreten. Alles in allem ein toller Einstiegsroman, der von mir 4 Kreuze bekommt.


Besonderheiten:
Erster Roman mit dem Teufelsjäger Mark Tate.
Erster Auftritt von Don Cooper.
Erster Auftritt von Lord Frank Burgess.
Erste Erwähnung der Goriten, ein aus der Geschichtsschreibung verschwundener, geheimnisvoller Stamm von Magiern, die sich aus verschiedenen Völkern zusammenschlossen, um das Böse zu bekämpfen.
Erster Auftritt des Schavalls, eines Erbes der Goriten und Mark Tates Hauptwaffe.
Dieser Roman erschien erstmals als Geister-Krimi Band 135.
Ein weiterer Nachdruck dieses Romans erschien 2001 in dem Buch ‚Mark Tate' aus dem Blitz-Verlag.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover hat mir dem Roman rein gar nichts zu tun. Für mich sieht es eher aus wie eine Abbildung die zum Roman "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" passen könnte.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv wurde auch noch auf dem Cover des Vampir-Horror-Romans Nr. 374 verwendet:

Vampir-Horror-Roman Nr. 374: Sirrins letzter Streich