Larry Brent Nr. 103: Panoptikum der Geister
Larry Brent Nr. 103: Panoptikum der Geister


Leila Shelton, zweiunddreißigjährige Sekretärin, war alles andere als eine furchtsame Frau. Nur diese Tatsache erklärte wahrscheinlich, daß sie sich nichts dabei dachte, weit draußen und vor allem auch noch allein zu leben. Um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, war sie jeden Tag zwei Stunden unterwegs. Aber auch das nahm sie in Kauf, denn sie lebte gern in dem kleinen Haus am Waldrand. Hier gab´s keine Busse, keine Eisenbahnen und keine U-Bahn. Der nächste Ort lag zwölf Meilen entfernt, und auch dort gab es nicht mal alles zu kaufen. Da mußte einer schon in die Stadt, ein Weg von rund dreißig Meilen. Leila Shelton verdiente gut in der großen Export- und Importfirma, für die sie tätig war. Sie hätte sich ein Apartment oder sogar eine Penthouse-Wohnung in der Stadt leisten können. Aber sie wollte nicht. Sie wollte hier draußen- in ihrem ehemaligen Elternhaus- wohnen. Die brünette junge Frau mit den schmalen Lippen, stellte ihren Triumph Vitesse in die Garage. Leila Shelton konnte das Tor durch eine Ultraschall-Fernbedienung öffnen und schließen, ohne den Wagen zu verlassen.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In der Nähe Londons wird eine junge Frau, die allein in einem abgelegenen Haus wohnte, tot in selbigem aufgefunden. Der Leichnam ist vollkommen blutleer und besitzt an der Schläfe ein kleines, erhabenes Mal in Form einer Fledermaus. Das Signum des "Geflügelten Tods". Chiefinspector Edward Higgins informiert die PSA, welche wiederum ihre Topagentin Morna Ulbrandson vor Ort schickt. Auch Larry Brent macht sich auf den Weg, denn er besitzt die einzige Waffe, mit der man den "Geflügelten Tod" alias Mike Coogan besiegen kann: Das zehrende Feuer, einen unscheinbaren weißen, mit Runen besetzten Stab. Bis zu Larrys Ankunft quartiert sich Morna in dem Haus der toten Leila Shelton ein und begegnet sogar dem Geist der jungen Frau. Ab da überschlagen sich die Ereignisse. Noch in der Nacht fliegt das Haus durch telekinetische Kräfte auseinander, die Agentin verschwindet spurlos und als Larry Brent und Higgins am Tatort eintreffen finden sie nur noch Kleiderfetzen und das PSA-Armkettchen mit dem Anhänger der Schwedin. Morna wurde durch die Gedankenkraft des "Geflügelten Tods" in ein unterirdisches Verlies transferiert. Der Kerker gehört zum Schlossturm des Künstlers George Hunter, der ein Wachsfigurenkabinett betreibt, in dem er die Wahnsinnigen und Mörder der Kriminalgeschichte Englands vereint hat. Durch das Wirken des "Geflügelten Tods" sind die Geister aus dem Jenseits zurückgekehrt und beleben die Wächsernen mit neuem, untoten Leben. Auch Hunter selbst fällt den Unheimlichen zum Opfer und wird durch eine Wachspuppe mit seinem Aussehen ersetzt. Eine junge Frau entkommt den Monstern durch Zufall und trifft in einem nahegelegenen Gasthaus auf den Filmproduzenten Leonhard Kelly, der in dem Panoptikum Hunters einen Film drehen will. In seiner Begleitung befinden sich auch die beiden Hauptdarsteller Oliver Reece und Miriam Brent, Larrys kleine Schwester.
Derweil begegnen Larry Brent und Edward Higgins in der Nähe des zerstörten Hauses von Leila Shelton ihrem Gegner, dem "Geflügelten Tod". Ein mörderischer Kampf auf Leben und Tod beginnt…


Meinung:
In diesem Roman zieht Dan Shocker wieder alle Register seines Könnens und konfrontiert den Leser mit einer Fülle an Handlungssträngen, bei denen man nicht den Überblick verlieren darf, was dank der prägnanten und flüssigen Schreibe des Autors kein Kunststück ist. Mit dem Erscheinen des "Geflügelten Tods", der gleich am Anfang auftritt wird der Rote Faden um einen der großen Hauptgegner der PSA fortgesetzt. Dies ist der dritte Fall mit diesem Dämon und gleichzeitig der intensivste, denn erstmals ist der "Geflügelte Tod" Urheber des Grauens und agiert ohne die Familie Crowden. Ein großer Pluspunkt ist das frühe Auftauchen von Morna Ulbrandson, der dieses Mal unheimlich viel abverlangt wird und mit Edward Higgins tritt einer der sympathischsten Charaktere der Serie auf. Larry Brent muss einen wirklich dramatischen Kampf durchstehen, der logisch nachvollziehbar ist und packend inszeniert wurde. Obwohl die Storyline um das Wachsfigurenkabinett, hier als Panoptikum bezeichnet, alles andere als neu ist, und zunächst auch eher störend wirkt, hat es sehr viel Spaß gemacht, den Roman zu lesen. Vor allem das Ende wurde sehr spannend und temporeich geschildert. Larrys Kampf mit den untoten Wachsfiguren und dem ständigen Wechsel der Geister von einer Figur in die Nächste ist sehr eindringlich beschrieben worden. Der Part von Miriam Brent fällt dagegen recht kurz aus und hier muss der Leser wieder beide Augen zudrücken, um den unglaublichen Zufall zu rechtfertigen, mit dem Larrys Schwester in diesen Fall involviert wird. Auch sprachlich hat sich der Autor nicht mit Ruhm bekleckert. Einige Sätze lesen sich recht gestelzt und umständlich. Dieser Eindruck wird durch die hohe Anzahl an Druckfehlern noch verstärkt, die in diesem Roman wirklich enorm ist.


Besonderheiten:
Dritter Auftritt des "Geflügelten Tods" alias Mike Coogan.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt das Motiv eines Bildes, dass Larry Brent im Keller des zerstörten Hauses von Leila Shelton findet. Die Szene wurde von Lonati ebenso stimmig und düster gezeichnet, wie im Roman beschrieben.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Das Titelbild zu diesem Larry Brent Roman wurde schon einmal für die Neuauflage des Silber Grusel-Krimi 's Nr. 109 "Geisterhände aus dem All" von Bob Fisher verwendet.

Silber-Grusel-Krimi Nr. 109 (NA): Geisterhände aus dem All