Larry Brent Nr. 85: Hexensabbat
|
In dem dunklen Raum war es so still, daß man eine Nadel hätte
fallen hören. Einsam brannte die schwarze Kerze auf einem flachen, grob
gezimmerten Holztisch. Vermummte Gestalten saßen im Halbkreis um ihn
herum. Im Hintergrund des schmucklosen, kahlen Raumes brannte ein offenes
Feuer. Die durchglühten Scheite knisterten kaum. In einem Gestell hing
ein Eisentopf, in dem es leise brodelte. Eine dunkle Brühe wurde gekocht.
Sie sah aus wie Blut. Kräuter waren hinzugefügt und bildeten einen
scharf riechenden, betäubenden Sud. Insgesamt waren es acht Menschen,
die sich versammelt hatten und drauf warteten, daß es geschah. Die
Tür hinter dem Altar, auf dem außer der Kerze noch zwei
Totenschädel lagen, wurde geöffnet. Der Meister kam! Ein schwarzer
Umhang bedeckte seinen Körper. Unter dem Gewand hatte er die Hände
verborgen.. Nur sein Kopf war frei. Es war der Kopf einer gehörnten
Zeige. Satan war mitten unter den Anwesenden. Die Atmosphäre war von
Furcht und Grauen erfüllt.
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Inspektor Paul Tabbert leitet bei Scotland Yard eine Sonderkommission, die
sich mit der aktuell anwachsenden Zahl von Kindesentführungen um London
herum befasst. Sein neuester Klient ist die Leid geplagte Helen Garison,
deren Mann vor nicht allzu langer Zeit bei einem eigenartigen Unfall ums
Leben kam. Jetzt ist auch noch ihr Sohn Jonny seit Tagen verschwunden, dieser
zweite Schicksalsschlag treibt die Frau langsam in den Wahnsinn. Was Tabbert
noch nicht weiss, ist daß die Entführungen auf das Konto eines
gnadenlosen Satanskultes gehen. Der Kopf dieses Hexenzirkels bezeichnet sich
selbst als der Great Ram, er verbirgt seine wahre Identität hinter der
Maske eines Ziegenbocks, und dieser Wahnsinnige bringt die entführten
Kinder dem Teufel als Menschenopfer dar. Tabberts Vorgesetzter, Chiefinspektor
Higgins hat die PSA eingeschaltet, daher legt sich Larry Brent zusammen mit
Tabbert auf die Lauer, und sie haben tatsächlich Erfolg. In der
Spielwarenabteilung eines Kaufhauses werden sie Zeugen einer weiteren
Kindesentführung, welche sie nach einer aufreibenden Verfolgungsjagd
glücklicherweise vereiteln können. Die blonde Kidnapperin kann
leider entkommen. Durch dieses Ereignis wird die Teufelssekte aufgeschreckt
und setzt drastischere Methoden gegen die Störenfriede ein. Wie schon
bei einem Verräter aus den eigenen Reihen töten sie Inspektor Tabbert
durch eine Art Voodoo-Zauber, ein plötzlicher Herzinfarkt beendet die
Karriere des Scotland Yard-Beamten. Larry fällt bei seinen weiteren
Nachforschungen in die Hände einiger Vebündeter des Great Ram.
Seine einzige Hoffnung ist Morna Ulbrandson, die sich an die Fersen einiger
möglicher Anhängerinnen des Hexenclubs geheftet hat und heimlich
dem Sabbat beiwohnt , nur leider verfällt sie selbst dem Bann des Great
Ram. Im Rausch wird sie hilflose Zeugin einiger abartiger Rituale, während
Larry besinnungslos in einem Kerker auf sein Opferung wartet ...
Meinung:
Grosse Skepsis meinerseits am Anfang, denn der erste Gedanke war: Oh
nein, nicht einer dieser ausgelutschten Teufels-Sekten-Stories!, doch
ich wurde sehr angenehm überrascht. Die Szenerie die DS hier aufbaut
hat nicht diesen faden unspektakulären Geschmack vieler Gruselgeschichten
mit eben diesem plattgetretenen Thema. Hier wird eine clevere und absolut
düstere Geschichte gestrickt. Speziell das erbarmungslose Schicksal
von Helen Garison, die ihren Mann und dann auch noch ihren kleinen Sohn verliert,
nimmt einen mit. Sie ist schon völlig am Boden zerstört, bevor
sie überhaupt weiss, was mit ihrem Kind passiert ist; daß es von
ihm nur noch zwei Augäpfel in einem Einmachglas gibt, weiss nur der
Leser (wirklich sehr starker Tobak) vielleicht ist Shocker gerade
deswegen nicht mehr auf ihr abschließendes Schicksal eingegangen. Der
Great Ram und sein Hexenclub sind keine stumpfsinnigen, lächerlichen
Marionetten, die irgendeinen lahmen Götzen anhimmeln, sondern eine
dermaßen gnadenlose Vereinigung mit äußerst brutalen,
präzisen Methoden, der wirklich nur schwer beizukommen ist. Hinzu bastelt
DS noch eine kleine persönliche Rachegeschichte als Teilmotiv mit ein
und verteilt ein paar Seitenhiebe auf das reale Problem der Satanskulte in
unserer Gesellschaft. Was mich etwas störte, ist daß DS aufgrund
der zahlreichen Handlungsstränge mal wieder einige Dinge ins Leere laufen
lässt und somit manche Frage unbeantwortet bleibt. Zum Beispiel: Woher
hatte der Great Ram seine Voodoo-Fähigkeiten eigentlich ? Hatte der
Hexenzirkel wirklich Kontakt zur Hölle, wie es am Anfang den Anschein
macht und zu welchem Zweck schlossen sie sich überhaupt zusammen ? Aber
man muss ja nicht immer nach den Krümeln suchen, der Kuchen hat allemal
gut geschmeckt ...
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auch wenn von den Dämonen im verwaschen Hintergrund nichts in der Geschichte
erwähnt wird alles andere entspricht exakt der Handlung: der
Great Ram mit seinen in Kutten gehüllten, ansonsten splitternackten
Anhängerinnen feiert ausgelassen den Hexensabbat ...
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In London kommt es zu einer Häufung von Kindesentführungen. Viele
Anzeichen deuten auf ein verstärktes Treiben von Hexenzirkeln hin und
die Computer der PSA stellen einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen
fest. Larry Brent soll den ermittelnden Inspektor Paul Tabbert
unterstützen. Gemeinsam befragen sie eine Zeugin in einer
Spielwarenabteilung, wo das letzte Kind verschwunden ist. Dort kommt ihnen
Kommissar Zufall zu Hilfe, denn die Zeugin entdeckt just in dem Moment jene
Frau, welche sie mit dem entführten Kind hat weggehen sehen.
Unauffällig verfolgen sie die Frau in ein abgelegenes Waldstück,
wo sie ihre Spur verlieren. Larry Brent wird bei der Suche nach der Frau
von einem gewissen Lord Shanny niedergeschossen. Als der Agent wieder erwacht
kümmern sich der besorgte Lord und seine Frau um Brent. Der begeisterte
Jäger hat den Agenten mit einem Wildschwein verwechselt und
glücklicherweise nur einen Streifschuss gelandet. Im weiteren Verlauf
kommt es zu einem Gespräch an dessen Ende sich für Larry immer
mehr Verdachtsmomente gegen die Adeligen verhärten. Kurz darauf wird
Paul Tabbert telefonisch bedroht und wenig später stirbt der Inspektor
an plötzlichem Herzversagen. Ist Hexerei und Teufelsspuk mit im Spiel?
Derweil schafft es Larrys Kollegin Morna Ulbrandson, die ebenfalls auf den
Fall angesetzt wurde, sich in einen der Hexenzirkel einzuschleichen und an
dem größten Hexensabbat Englands teilzunehmen, zu dem sich
sämtliche Satansschwestern unter der Führung des Great Ram versammelt
haben, um dem Teufel zu huldigen ...
Meinung:
Zunächst beginnt der Roman wie ein gewöhnlicher Sektenroman, wie
sie in den siebziger Jahren zu Dutzenden erschienen sind, doch schon bald
merkt man, dass man einen echten Larry-Brent-Roman in Händen hält.
Es kommt zwar nicht allzu viel Action in dem Roman drin vor, dafür aber
eine Menge Atmosphäre und ein kräftiger Schuss Okkult-Horror, wie
man ihn aus Filmen wie "Das Omen" oder "Rosemaries Baby" her kennt. Die
Identität des Great Ram überrascht den erfahrenen Gruselromanleser
zwar nicht allzu sehr, ist aber durchaus logisch und fesselnd beschrieben
worden. Die unsichtbare Bedrohung durch den magisch begabten Teufelsdiener,
der mittels Voodoo-Magie seine Opfer zu töten vermag erhöht den
Gruselfaktor und lässt auch den Serienhelden in ernste Gefahr geraten.
Äußerst gelungen ist auch der Humor, der durch eine gewisse
Situationskomik das Geschehen an den richtigen Stellen aufzulockern versteht.
Besonders lesenswert ist die Stelle, an der Larry Brent völlig sediert
durch ein Gift von Morna Ulbrandson geweckt wird und er sich einfach wieder
schlafen legen will.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt den Hexensabbat in voller Aktion. Das Bild vermittelt exzellent
die Atmosphäre der satanistischen Veranstaltung und zeigt im Hintergrund
die typischen Frauengestalten, wie sie Lonati am liebsten Darstellt.
Coverbewertung: