Larry Brent Nr. 69: Die Leiche aus der Kühltruhe
Larry Brent Nr. 69: Die Leiche aus der Kühltruhe


"Wie fühlst du dich?" fragte Linda Wallace. Die junge Frau musterte ihren wesentlich älteren Mann eingehend. Gerome Wallace seufzte. Sein dickes, schwabbliges Gesicht wirkte bleich und abgespannt. Gerome sah nicht gut aus. Die Gesellschaft im Hause des ehemaligen Botschaftssekretärs Frank Morton strengte ihn mehr an, als er wahr haben wollte. Auch wurde gemunkelt. daß das beachtliche Vermögen des Endfünfzigers die Hauptschuld daran trug, daß die fünfundzwanzig Jahre jüngere Linda ihm das Ja-Wort gegeben hatte. Gerome Wallace war über solche: Gerede erhaben. Für ihn war die Eheschließung die Erfüllung eines sehnlichen Wunsches gewesen. An der Seite der rassigen, attraktiven Linda fühlte er sich verjüngt und in bester Stimmung. Doch seit einiger Zeit merkte er, daß sich etwas in ihm veränderte. Vor Monaten hatte es schon begonnen, daß sein Herzschlag unregelmäßig war, und oft Schwächezustände ihn heimsuchten. Eine ärztliche Untersuchung war längst erfolgt, aber der Arzt sprach von Überarbeitung, Überanstrengung und davon, daß er sich mehr schonen müsse. Wallace befolgte den Rat, aber sein Zustand veränderte sich nicht.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Gerome Wallace leidet an einem inoperablen Krebsgeschwulst. In der Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Heilmittel gefunden wird, schließt der Großindustrielle einen Vertrag ab, in dem er festlegt, dass er sich einfrieren lässt, bis eine Heilung möglich ist. Als der klinische Tod von Wallace schneller eintritt als erwartet wird alles nach den Wünschen des Todkranken erfüllt. Doch etwas läuft gewaltig schief, denn plötzlich erwacht Gerome Wallace in seiner Kühltruhe und entsteigt seinem kalten Grab. Ein lebender Toter, dessen Psyche erheblich Schaden genommen hat. Als Gerome dann erfährt, dass seine um viele Jahre jüngere Frau Linda ihn seit längerem mit einem guten Freund betrügt, brennen bei der lebenden Leiche sämtliche Sicherungen durch und ein grausamer Rachefeldzug nimmt seinen Anfang. Larry Brent wird auf den Fall aufmerksam, als ihn ein befreundeter Psychiater auf den Fall einer jungen Frau hinweist, die sich von einer grauenhaften Gestalt verfolgt sieht. Was zunächst als Halluzinationen abgetan wird, erweist sich bald als Irrtum. Denn die junge Frau namens Sandy Jovlin ist das uneheliche Kind eines gewissen Gerome Wallace, der vor kurzem angeblich verstorben ist ...


Meinung:
Der Roman beginnt zunächst sehr verhalten und beschreibt ausführlich die Situation des Gerome Wallace, bevor es zur Sache geht. Auch die Handlung um Sandy Jovlin und Larry Brent kommt erst zögerlich in Gang und hat zunächst nichts mit den Ereignissen um Gerome Wallace zu tun. Die Fäden werden erst später verknüpft und dort wird auch wieder der Einfallsreichtum des Autors deutlich und sein Talent neueste Theorien und Erkenntnisse der Wissenschaft in einer für den Leser unterhaltsamen Form zu verpacken. Dass das oftmals die Grenzen der Glaubwürdigkeit sprengt nimmt Dan Shocker dabei billigend in Kauf. Gerade im vorliegenden Roman wirkt die Erklärung, weshalb Gerome Wallace an zwei Orten gleichzeitig sein kann, bestenfalls fantastisch. Im schlimmsten Fall könnte man sie als hanebüchen abtun. Leider ist auch das Finale eher fad und wird innerhalb weniger Zeilen abgehandelt. Auch wenn die Rachestory ziemlich vorhersehbar war, hätte der Autor mehr Zeit in die Ausarbeitung derselben verwenden können und die Nebenhandlung mit Sandy Jovlin nicht so auswalzen müssen.
Fazit: Sehr durchschnittlicher Larry Brent-Roman, der routiniert erzählt wurde aber den Leser mit einer sehr gewöhnungsbedürftigen Auflösung konfrontiert.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein sehr gutes Cover von Lonati, welches auch perfekt zum Roman passt. Hier stimmen selbst die Kleinigkeiten, wie der Namenszug auf dem Kühlelement und die Gradanzeige. Der rote Hintergrund und das dämonische Antlitz vermitteln eine stimmige Gruselatmosphäre.


Coverbewertung:
4 Kreuze