John Sinclair Nr. 1710: Im Bann der schönen Keltin

John Sinclair Nr. 1710: Im Bann der schönen Keltin


Der Traum wiederholte sich immer und immer wieder. Birgitta Quayle konnte nichts dagegen tun. Da musste etwas in ihr stecken, was ihr diesen Traum schickte und sie aufrütteln wollte. Bisher hatte sie die Träume hingenommen, doch sie waren im Laufe der Zeit immer intensiver geworden. Ihr war klar, dass ihr bald keine andere Wahl mehr blieb, sich intensiver mit ihnen zu beschäftigen, denn irgendetwas hatten sie zu bedeuten. Sie war mittlerweile so weit, dass sie den Traum als eine Botschaft ansah …


von Jason Dark, erschienen am 19.04.2011, Titelbild: Bondar
Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Birgitta Quayle wird von einem Albtraum verfolgt, in dem sie sich immer wieder gegen ein Seeungeheuer kämpfen sieht. Purdy Prentiss vermutet einen Zusammenhang mit einem früheren Leben von Birgitta und informiert John. Der Geisterjäger und sie beobachten Birgitta beim Schlafen und werden in die Vergangenheit geschleudert, wo sie auf eine schöne Keltin treffen, die Birgittas Körper übernimmt. John gelingt es, die mit der Keltin auftauchende Seeschlange zu töten, aber auch Birgitta verliert beim finalen Kampf ihr Leben.


Meinung:
Was zunächst nach dem Titel eines romantischen Frauengruslers aus den 1990er-Jahren klingt, entpuppt sich schließlich als durchwachsener Sinclair-Roman, der wenig Licht, dafür aber umso mehr Schatten hat.
Zunächst einmal ist ihm seine erste Hälfte zum Vorwurf zu machen. Bis Seite 25 ereignet sich nichts, was der Leser nicht schon weiß, wenn er den Roman der Vorwoche gelesen und das Titelbild betrachtet hat. Birgitta Quayles (was für ein bescheuerter Name) Traum beispielsweise ist nicht mehr als eine langweilige Beschreibung des Covers ohne jegliche Überraschungseffekte. Auch Johns Aufarbeitung des letzten Abenteuers, die in epischer Breite dargeboten wird, liest sich nicht wirklich spannend. Hier wird seitenweise reflektiert, durchgekaut und spekuliert, ohne dass die Gesamthandlung vorankommt. Und nicht zuletzt die müßige Hinführung auf den Start des Abenteuers - hier: das wenig erhellende Gespräch von Birgitta und Purdy - wird zum überflüssigen Teil, da in der letzten Vorschau bereits verraten wurde, wie John ins Geschehen kommt. Der Autor verschenkt gerade im ersten Teil seines Romans massig Potenzial, der Auftakt des Hefts wird zur spannungslosen "Quaylerei" ;-)
Ab dem Moment, wo John und Purdy der schlafenden Birgitta beiwohnen und schließlich in die Vergangenheit katapultiert werden, kommt hingegen Spannung auf. Der Verfasser schafft es, ein dichtes und stimmiges Setting zu schaffen: Die raue Küstenluft und die tosenden Wellen laden den Roman atmosphärisch auf und bringen die 180-Grad-Wende in Hinsicht auf den verpatzten Start. Die mysteriöse Keltin und zum Ende hin auch die Seeschlange fügen sich nahtlos in diesen düster-romantischen Schauplatz. Dabei stellt das Ungeheuer eine willkommene Abwechslung zu den üblichen 0815-Geistern dar, und John sieht sich mit einem etwas anderen Gegner konfrontiert.
Der Zusammenhang von äußerem Konflikt (Birgittas Traumdilemma) und seiner Genese (die Keltin sucht einen Körper, den sie übernehmen kann) wirkt leider ziemlich hanebüchen und fühlt sich nur wenig organisch an. Warum beispielsweise sieht Birgitta sich in ihren Träumen gegen die Seeschlange kämpfen, wenn die Keltin doch auf der Seite des Ungeheuers steht? Warum kündigt sich die Übernahme ihres Körpers überhaupt durch einen Traum an? Warum braucht die schöne Keltin einen neuen Körper? Warum haben sie und Birgitta das gleiche Äußere? Das sind Fragen, die gar nicht oder nur an der Oberfläche behandelt werden und den Gesamteindruck des atmosphärisch guten zweiten Teils letztlich wieder nach unten ziehen.
Leider bleiben aber auch die handelnden Figuren ohne Tiefe. Vor allem Purdy ist blass wie ein Vampir im Mondschein und wirkt ferngesteuert, einzig am Ende blitzt ein Funken echten Mitgefühls auf. Dass der liebe Jason die arme Birgitta Quayle über die Klinge springen lässt, tut dem Roman gut, hätte ihm aber noch besser getan, wenn die gute Frau zuvor mit mehr Tiefe versehen worden wäre. So stirbt eine Figur, die den Leser nur bedingt berührt.
Alles in allem also kein Roman, der sich in die Riege der oberen Elite einreiht. Ein originelles Ungeheuer macht eben noch keinen Sommer. Und ein unlogischer Hintergrund und Figuren ohne Reiz verderben den Brei. Oder so ähnlich.


Besonderheiten:
- Roman ohne Leserseite
- Bastei druckt auf S.64 keine Bastei-Zinne mehr ab, sondern das "Jedem seine Welt"-Bastei-Lübbe-Logo.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Gefällt mir überhaupt nicht. Das Cover wirkt billig und künstlich, allenfalls die Häuser im Hintergrund haben eine im Ansatz atmosphärische Wirkung. Gruselstimmung kommt aber nicht wirklich auf.


Coverbewertung:
2 Kreuze