John Sinclair Nr. 1708: Angst um Johnny C.

John Sinclair Nr. 1708: Angst um Johnny C.


Johnny Conolly spürte das Kribbeln vom Hals bis zum letzten Wirbel, als die Maklerin die Flurtür öffnete. Es war der erste Schritt in sein neues Reich, auch wenn es sich dabei nur um ein Zimmer handelte, dem ein kleines Bad angeschlossen war. Er würde es bewohnen, denn es sollte sein neues Zuhause werden. Er würde für sich sein, obwohl das nicht ganz zutraf, denn es war eine Wohngemeinschaft, in die er einziehen würde. Die Mitbewohner kannte er von der Uni her. Die Trennung vom Haus seiner Eltern hatte Johnny zeitlich begrenzt. Die Wohnung hatte er zumindest mal für drei Monate gemietet. Es war ein Test, danach wollte er weitersehen. Seine Eltern hatten nach einigen Diskussionen zugestimmt, selbst seine Mutter Sheila hatte letztendlich nicht ablehnen können ...


1. Teil von Jason Dark, erschienen am 05.04.2011, Titelbild: Bondar
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Johnny Conolly will endlich auf eigenen Beinen stehen und mietet sich in einer Wohngemeinschaft ein. Doch das Schicksal holt ihn unerbittlich ein. Bereits der erste Mitbewohner, der sich ihm vorstellt, ein gewisser Elton Marlowe, macht sonderbare Andeutungen darüber, dass es in dem Zimmer, in dem Johnny zu wohnen beabsichtigt spuken würde. Tatsächlich erscheint in der ersten Nacht eine weibliche Vampirin, die sich an dem Blut des jungen Conolly laben will. Zwar gelingt es Johnny die Blutsaugerin zu überrumpeln, doch Marlowe schlägt ihn nieder, so dass die beiden Verbündeten ihr Opfer ohne Widerstand mitnehmen können. Sheila Conolly wacht in derselben Nacht, getrieben von der Angst um ihren Sohn auf, und drängt ihren Mann Bill zu der neuen Wohnung von Johnny zu fahren. Da er nicht in seinem Zimmer weilt gehen sie natürlich von einer Entführung aus und informieren am darauffolgenden Tag John Sinclair. Kaum sitzt Bill im Büro des Geisterjägers meldet sich bereits die Drahtzieherin. Es ist niemand Geringeres als Justine Cavallo, die blonde Bestie, die endlich reinen Tisch machen will …


Meinung:
Die liebe Güte, was für ein himmelschreiender Unsinn. Dabei ist die Grundidee gar nicht schlecht, und es ist nur konsequent den neuen roten Faden, um Justine Cavallos neuen Sinneswandel schnellstmöglich weiterzuspinnen. Warum es aber ausgerechnet wieder um Johnny gehen muss, um den man nun absolut nicht zu bangen braucht, entzieht sich dem Verständnis des Lesers. Immerhin baut sich der junge Conolly endlich ein eigenes Leben auf. Schnell nerven jedoch die häufigen Wiederholungen um den Familienfluch der Conollys, ebenso wie die Sorgen seiner Eltern, die gerade so tun, als ob er noch ein Kleinkind wäre. Doch auf die Idee ihm wenigstens ein silbernes Kreuz, einen Dolch oder eine Beretta mit Silberkugeln zu schenken, darauf kommen die beiden genauso wenig, wie sein Patenonkel John Sinclair. Der hat schließlich noch genug Waffen herumliegen, die er eh nicht benutzt, wie beispielsweise das Vampirpendel. Dessen ungeachtet ist der Roman von vorne bis hinten undurchdacht und unlogisch. Jason Dark zieht und streckt durch sinnlose Füllsätze Seite um Seite, bis das Ende des ersten Teils endlich erreicht ist, ohne dass der Leser den Wunsch verspürt den zweiten Teil zu konsumieren. Einen packenden Cliffhanger sucht man vergebens und schlussendlich kann man sich des Eindruckes nur schwer erwehren, dass die Handlung auch auf 20 Seiten Platz gefunden hätte. Warum, zum Beispiel, ist es wichtig zu erwähnen, dass Elton Marlowe mit alten Möbeln handelt und Johnny nicht auf einen Kellerraum zu hoffen braucht? Wäre Elton Marlowe Student hätte man sich das Palaver und etliche Zeilen sparen können. Auch das Picknick des biederen Johnny, währenddessen er sich eines von Darks heißgeliebten Putenfleisch-Sandwiches einverleibt, sowie der anschließende Besuch im Pub sind absolut überflüssig. Auch die Story von Marlowe, dass es in Johnnys Zimmer spuken würde, erweist sich als Seifenblase, die für die fortlaufende Handlung keinerlei Bedeutung hat. Des Weiteren stellen sich mit fortschreitender Seitenzahl immer mehr Fragen, die den gesamten Plot ad absurdum führen. Weshalb wird Johnny weggebracht und nicht gleich vor Ort von Justine oder ihrer Helferin Sina zum Vampir gemacht? Wieso geben ihm seine Entführer Joggingschuhe? Damit er besser weglaufen kann? Im Handgemenge mit Elton erweist sich Johnny plötzlich als Karatemeister, der seinen Gegner mit der bloßen Hand k.o. schlagen kann. Und Elton bleibt sogar verhältnismäßig lange bewusstlos. Normalerweise hätte er dadurch eine mittelschwere Gehirnerschütterung haben müssen, ebenso wie Johnny selbst, der zuvor ja auch niedergeschlagen wurde. John und Suko haben in diesem Roman übrigens lediglich die Aufgabe im Büro zu sitzen, mit Justine zu telefonieren und sich wieder mal vor ihrem Chef rechtfertigen zu müssen. Außer am Telefon tritt die blonde Bestie selbst auch nicht in Erscheinung, so dass sich auch in dieser Hinsicht nichts Bemerkenswertes tut. Bills Angst wurde nachvollziehbar und eindringlich beschrieben, doch bekommt man als Leser das Gefühl, dass Johnny zum ersten Mal entführt wurde. Beim letzten Mal, als der Engelfresser Matthias ihn in seiner Gewalt hatte, hat sich Glenda übrigens einfach zu ihm hinteleportiert. Diese Möglichkeit wird dieses Mal nicht mal in Erwägung gezogen. Das würde die Angelegenheit natürlich auch zu einfach gestalten. All diese Kleinigkeiten machen diesen Roman zum absoluten Ärgernis. Zwar wird noch einmal das Gespräch auf Sir Powells Order gebracht, dass Justine unter allen Umständen vernichtet werden muss, ungeachtet der Verluste, doch früher hat doch auch niemand den Vorschlag gemacht, sich mit den Gegnern zu verbünden, wenn einer vom Sinclair-Team in der Gewalt des Feindes war. Alberne Umschreibungen, wie folgende, lassen den Unterhaltungswert des Romans gegen den Nullpunkt sinken: " … und wahrscheinlich wirst du dich auf deine Mutter stürzen, ihr den Hals aufreißen und ihr Blut dann einfach wegschlecken."
Fazit: Unendlich langweiliger Roman mit dem ewigen Spießerstudenten Johnny Conolly. Selbst für hartgesottene Fans eine Zumutung - sowohl inhaltlich, als auch stilistisch.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Elton Marlowe und die aparte Blutsaugerin Sina wurden perfekt getroffen. Einen Feuerdämon, wie er winzig unter dem Titel zu sehen ist, trifft man im Roman allerdings nicht. Dafür wirkt das Motiv mit seinem schlichten, schwarzen Hintergrund sehr einprägsam.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Johnny Conolly zieht in eine WG und macht die Bekanntschaft mit dem mysteriösen Elton Marlowe. Zu spät erkennt er, dass sein neuer Nachbar mit der Vampirin Sina Wang paktiert, die Johnny im Auftrag von Justine Cavallo zum Blutsauger machen soll. Marlowe und Wang verschleppen Johnny in eine entlegene Waldhütte. Es gelingt ihm jedoch, sich aus der Gewalt der jungen Leute zu befreien. Johnny flieht ins nahegelegene Örtchen Welling, wo er in der Obhut des Dorfpolizisten zunächst vor den Vampiren sicher ist.


Meinung:
Wow! Was für ein großartiger Roman! Mit "Angst um Johnny C." liefert Jason Dark nicht nur den starken Auftaktroman eines Zweiteilers, der in allen Belangen überzeugt, sondern zeigt in erster Linie, dass er als Mann im Rentenalter nicht nur altbackene Horrorromane schreiben, sondern den Nerv der Jugend mit seinen Storys zielsicher treffen kann.
In den Hochzeiten des Twilight-Hypes war es eigentlich schon längst überfällig, bei Sinclair mal die "jungen Wilden" agieren lässt. Als Glücksgriff erweist es sich dann auch, Johnny Conolly zur Hauptperson der Geschichte zu machen. Der Autor trifft den Duktus der heutigen Jugend zwar nicht immer, aber er schildert den jungen Johnny als em- und sympathischen Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein so glaubhaft, dass man meinen möchte, er habe bei den Jungen abgelauscht. Es gelingt ihm, die Gefühlswelt von Johnny glaubhaft und mit starken Bildern (lesenswert vor allem der Einstieg des Romans) zu schildern. Johnny wird zur Herzfigur par excellence, in der sich viele junge Leser wiedererkennen dürften.
Mit Elton Marlowe (steht dem gefährlichen Charme von Edward Cullen in Nichts nach) und Sina Wang (bleibt leider zu diffus und unscheinbar) schafft Dark zwei gleichaltrige Antagonisten, die dem Roman zusätzlichen Pepp geben. Vor allem der brutal-faszinierende Elton erreicht in seiner Schilderung eine unglaubliche Dichte und Tiefe. Schade, dass Dark die Figur vermutlich nicht bis über das nächste Heft hinaus in der Serie belassen wird.
Während Johnny an vorderster Front mitmischt, wird John Sinclair in diesem Heft zum hilflosen Beobachter. Das wertet den Roman kurioserweise auf, denn aus der Tatsache, dass dem Geisterjäger und seinen Freunden die Hände gebunden sind und die Freunde wie paralysiert neben den Dingen stehen, zieht Jason Dark die ganz großen Emotionen. Vor allem Bill Conollys Gefühle werden eindringlich und nachvollziehbar geschildert. Die Angst um seinen Sohn ist so lebensecht beschrieben, dass es dem Leser schier das Herz zerreißt.
Auch in Sachen Dramaturgie und Spannung kann man Jason Dark nichts vorwerfen. Der Einstieg gelingt flüssig und setzt die Spannungen an der richtigen Stelle. Im Handlungsverlauf bremsen die Szenen um John den Fluss zwar insgesamt etwas aus, funktionieren aber als die oben genannten emotionalen Quellen. Ganz besonders der Schluss baut noch einmal eine ungeheuer große Spannung auf und macht das Warten bis zur Folgewoche fast unerträglich.
Fazit: Die Jugend verneigt sich vor dem Meister. Endlich ein Roman, der konkret uns junge Leser anspricht - und im Herzen berührt. Ganz toller Roman, der aus jedem Twilight-Fan einen Sinclair-Fan machen dürfte. Volltreffer! Ob das Heft aber den ewig gestrigen / angestaubten Sinclair-Lesern gefällt, bleibt die große Frage ;-)


Besonderheiten:
Johnny zieht testweise für drei Monate in eine Wohngemeinschaft.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ganz tolles Cover, es passt sich perfekt dem großartigen Roman an. Vor allem der süße Blondschopf Marlowe ist ein Hingucker, der Edward Cullen sogar noch in den Schatten stellt. Sehr düster, sehr unheimlich! Am liebsten 6 von 5 Kreuzen.


Coverbewertung:
5 Kreuze