John Sinclair Nr. 1687: Leibwächter der Halbvampire

John Sinclair Nr. 1687: Leibwächter der Halbvampire


Die Frau war eine Schönheit! Rabenschwarzes Haar, Brüste wie gemalt, eine Figur, von der die meisten weiblichen Personen nur träumen konnten, und die Lippen in dem weichen Gesicht waren zu einem Lächeln verzogen. Was allerdings nicht zu dieser Erscheinung passte, war die Schnellfeuerpistole in ihrer Hand, und die zielte auf mich. Beide standen wir uns gegenüber. Beide waren wir bewaffnet, und ich sah, dass sie die Hand mit der Waffe allmählich senkte, um mich genau ins Visier nehmen zu können …


von Jason Dark, erschienen am 09.11.2010, Titelbild: Okon
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
John Sinclair ist gerade aus Moskau zurückgekehrt, als er noch bei der Gepäckabfertigung eine Warnung seines silbernen Kreuzes erhält. Offenbar ist eine Passagierin nicht das, was sie zu sein vorgibt. Ein Mann nimmt die Frau in Empfang und gemeinsam wollen sie mit einem Leihwagen verschwinden. John verfolgt die zwei, kann aber nicht verhindern, dass er von dem Mann, den die Frau Yancey genannt hat, niedergeschlagen wird. John kann sich die Nummer des Autos merken und erfährt von der Leihwagenfirma, dass der volle Name des Mannes Yancey Parker lautet. Noch auf dem Weg ins Büro informiert der Geisterjäger seinen Freund und Kollegen Suko über die Vorfälle, der sofort zu recherchieren beginnt. Yancey Parker ist offensichtlich der Boss der Firma Guardians, die Leibwächter vermittelt. Als die Geisterjäger dem Mann einen Besuch abstatten, bekommen sie mit, wie Parker versucht seine Sekretärin klammheimlich in ein Krankenhaus zu bringen. Die Geisterjäger untersuchen die Frau genauer und bemerken eine Schnittwunde, aus der sie offensichtlich eine Menge Blut verloren hat. Für John und Suko wirft dieser Fund ein völlig neues Licht auf die Angelegenheit. Die Frau, die Parker beschützen soll, ist eine Halbvampirin. Doch damit nicht genug, denn als John und Suko erfahren wer wirklich hinter Parkers Auftrag steckt, verschlägt es ihnen glatt den Atem …


Meinung:
Und weiter geht es mit guten Ideen, obwohl die Umsetzung dieses Mal nicht ansatzweise so glänzend gelungen ist, wie in den letzten beiden Wochen davor. Zunächst einmal scheint der Autor, oder wer auch immer für die Titel verantwortlich ist, Schwierigkeiten mit Mengen zu haben, denn wie schon beim "Angriff der Racheengel" suggeriert auch "Leibwächter der Halbvampire", dass es John Sinclair und Suko mit mehreren Gegnern zu tun bekommen, doch in beiden Fällen ist es lediglich ein Racheengel bzw. Halbvampir. Dieser Umstand sorgt auch für die erste Ernüchterung, denn so reizvoll die Idee ist, dass John unvermittelt eine Warnung seines Kreuzes erhält und nicht weiß, wer jetzt schwarze Magie am Stecken hat, so wenig ernst nehmen kann man einen einzigen Halbvampir als Gegner. Doch hier zeigt Dark Einfallsreichtum und bringt einen Joker ins Spiel, der sich immer mehr zu einer ernstzunehmenden Bedrohung entwickelt. Dass sich die spannende Einleitung als Traum entpuppt ist zwar enttäuschend, aber zu verschmerzen, denn das bedeutet im Umkehrschluss, dass Chandra noch öfters mitmischen wird. Die Abwesenheit von Justine Cavallo tut der Geschichte ebenfalls gut, immerhin laufen die Storys mit der blonden Bestie häufig nach dem Gleichen Schema ab. Ärgerlich ist lediglich die ausgewalzte Szene mit Parkers Sekretärin, die zudem jeglicher Logik entbehrt, denn warum sieht Parker tatenlos zu, wie sich Irina an Sandra vergeht, nur um zum Schluss bittere Rache zu schwören? Dafür wird die Geschichte von Irina eindringlich und fesselnd beschrieben, zumal der selige Dracula II somit zu einem kleinen Cameo-Auftritt kommt. Auch die Anfahrt auf das Anwesen, in dem Irina ihren Unterschlupf gefunden hat, wird zu ausladend dargestellt. Dafür wird mit Valentin Krommow ein neuer Name ins Spiel gebracht, der eventuell etwas mit Rasputins Erben zu tun hat. Jetzt liegt es erneut beim Autor aus den interessanten Handlungssträngen einen Roten Faden zu knüpfen. Das Potenzial ist unverkennbar vorhanden, und auch wenn der vorliegende Roman nicht ganz so rasant und spannend, wie die letzten beiden Hefte war, so bewegt sich die Serie momentan in eine sehr vielversprechende Richtung.
Fazit: Interessante und facettenreiche Gruselgeschichte, mit deutlichen Längen im Handlungsverlauf.


Besonderheiten:
Rasputins Erben wollen in England Fuß fassen und scheuen auch vor Bündnissen mit schwarzmagischen Geschöpfen nicht zurück.
Die Halbvampirin Irina wird vernichtet.
Der Name Valentin Krommow wird erwähnt. Eventuell russischer Mafioso in London mit Verbindungen zu den Erben Rasputins.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Zur Zeit scheinen die Titelbilder aus dem Krimi-Milieu angesagt zu sein, denn auch das vorliegende Cover erinnert mehr an einen Action-Thriller, als an einen Gruselroman. Die beiden Figuren im Vordergrund wirken sehr kunstvoll und lebensecht. Nur der fotorealistische Hintergrund stört den Gesamteindruck.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Die russische Halbvampirin Irina reist im Auftrag der Loge Rasputins nach London und soll von einem Leibwächter namens Yancey Parker beschützt werden. Als Parker merkt, wie brutal seine Auftraggeberin ist, will er aussteigen und wechselt auf die Seite der Geisterjäger. Suko tötet Irina schlussendlich mit einer Silberkugel.


Meinung:
Die Handlung des Romans knüpft genau dort an, wo das Heft der Vorwoche endete, aber glücklicherweise setzt sich das unterirdische Niveau des Vorgängers nicht fort.
Mit "Leibwächter der Halbvampire" wird die Serie GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR ihrem Claim wieder gerechnet. Action kommt nur wohldosiert zum Einsatz, im Vordergrund stehen Grusel und Suspense!
Grausiges Highlight des Hefts ist der Aderlass der hübschen Sekretärin Sandra Hale, dem Yancey Parker beiwohnen muss. Die Brutalität, mit der Irina sich über die unschuldige Frau hermacht, ist überaus detailreich beschrieben und rückt die Leidenschaft der Halbvampirin in die gefährliche Nähe des Vampirismus als Paraphilie bzw. der Hämatophilie. Verwunderlich, dass der Jugendschutz eine solche Szene zugelassen hat! Das Entsetzen, das der eingangs als brutal und unsympathisch beschriebene Parker beim Anblick dieses Vorgangs empfindet, lässt ihn mit einem Mal viel menschlicher erscheinen. Es leitet geschickt sein Umdenken in Bezug auf seine Auftraggeber ein, und die Idee, den Leibwächter der Halbvampirin schließlich mit John und Suko zusammenarbeiten zu lassen, ist clever und reizvoll zugleich. Sie gelingt, auch wenn Parker keine Herzfigur im klassischen Sinne wird. Das jedoch ist schade, denn was dem Roman fehlt, ist eine Person, in der der Leser sich wiedererkennt. Die Figuren (wenn wir ehrlich sind: auch John) agieren zu unterkühlt, als dass sie mitreißen. Der Roman lebt von seinen Ereignissen, nicht aber von den Personen, die sie durchleben.
Ganz nebenbei schafft es die Geschichte dennoch, die Chronologie der Serie ein entscheidendes Stück voranzubringen: Im Hintergrund haben sich zwei der drei großen aktuellen Handlungsstränge unbemerkt verknüpft. Der ahnungslose John wird mit der Neuigkeit konfrontiert, dass Rasputins Erben und die Halbvampire zusammenarbeiten. Hier bekommt er erstmals eine Ahnung von dem, was ihn in Zukunft erwarten könnte. Dahinter steckt viel Potential, und man darf gespannt sein, welche Wege die Serie in Zukunft beschreiten wird.


Besonderheiten:
- Die Erben Rasputins haben ihren Einsatzort ausgeweitet und agieren international.
- Die Erben Rasputins instrumentalisieren erstmals offensichtlich einen Halbvampir für ihre Zwecke.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Bastei versucht scheinbar, sich in Sachen Titelbild von Woche zu Woche nach unten zu steigern. Wieder ein totaler Griff ins Klo. Dann doch lieber gar kein Cover.


Coverbewertung:
0 Kreuze