John Sinclair Nr. 1668: Wolfsnacht

John Sinclair Nr. 1668: Wolfsnacht


Das alte Schloss oberhalb der Straße war besser bei Tageslicht zu sehen. Jetzt, in der Dämmerung, schien es fast verschwunden zu sein, sodass niemand auf den Gedanken kam, einen Blick auf das Bauwerk zu werfen. Helen Winter überkam trotzdem ein ungutes Gefühl, als sie ihr Fahrrad in den Weg lenkte, der unterhalb des Schlosses vorbei führte. Die junge Frau hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Deshalb nahm sie die Abkürzung, auch wenn das Gelände hier recht unübersichtlich war und eng wurde. Im Hellen den Weg zu nehmen war kein Problem. In der Dämmerung und der Dunkelheit sah es anders aus, besonders dann, wenn man wusste, was alles über das Schloss geredet wurde. Da nutzte es auch nichts, dass sich ein neuer Besitzer, ein Bulgare, dort eingenistet hatte …


von Jason Dark, erschienen am 29.06.2010, Titelbild: ???
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Die Heimfahrt auf dem Fahrrad führt Helen Winter am Schloss der Baranovs vorbei, die erst kürzlich in das alte Gemäuer eingezogen sind und von den übrigen Dorfbewohnern gemieden werden. Zu recht scheint es, denn Helen Winter begegnet einem Mann, der sich noch im Sprung in eine wilde Bestie, einen Werwolf, verwandelt. Lediglich der schrille Pfiff eines Unbekannten hindert den Werwolf daran, über Helen Winter herzufallen. Zu Hause wird sie abermals von der Bestie besucht, doch auch hier wird das Ungeheuer zurückgehalten, dieses Mal von einer Frau, die gemeinsam mit dem Werwolf verschwindet. Helen Winter wendet sich an Scotland Yard und wird mit der Abteilung von Sir Powell verbunden. John Sinclair und Suko machen sich gemeinsam auf den Weg, doch bereits beim ersten Treffen mit der jungen Frau in einer alten Mühle, kommt es zum Zwischenfall. Die Geisterjäger werden übertölpelt und niedergeschlagen. Helen Winter wird von Igor Baranov auf das Schloss seines Vaters entführt. Dort will Igor mit Helen ein Kind zeugen, um die Sippe der Baranovs am Leben zu erhalten. Werden John und Suko rechtzeitig eingreifen können?


Meinung:
Dieser Werwolf-Roman ist Jason Dark ausnehmend gut gelungen, vor allem aufgrund der ungewöhnlichen Thematik. Zum einen wurden mit den Baranovs neuartige Werwölfe präsentiert, die sich binnen Sekunden verwandeln können, zum anderen ist es ja schon ein Novum, dass mehr als ein echter Werwolf im Roman vorkommt. Die schnellen Transformationen sorgen zudem für optimales Kopfkino. Viele Opfer gibt es dagegen nicht zu beklagen, die Action spielt sich vor allem zwischen den Bestien und den Geisterjägern ab. Helen Winter wird sehr sympathisch und authentisch beschrieben und der Roman langweilt auch keineswegs durch ausladende Gespräche. Bis auf die Szene, in der der Werwolf bei Helen zu Hause erscheint, hat jede Szene und jedes Gespräch seine Berechtigung. In meinen Augen kommt der Story zugute, dass eben nicht eine gewisse Morgana Layton im Hintergrund die Fäden zieht, auch wenn Johns Bemerkung, er habe lange nichts von ihr gehört, so ja nicht stimmt, denn erst in Band 1639 gab es ja ein Telefonat zwischen den beiden. Selbst die Szene in der Mühle wurde sehr stimmungsvoll und rasant geschildert, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass man gleich bewusstlos wird, wenn ein Mehlsack auf einen drauffällt. Hier haben sich John und Suko nicht gerade wie Profis verhalten, beziehungsweise durch ihre langjährige Routine nicht richtig aufgepasst. Da es gegen Werwölfe ging, haben beide nicht damit gerechnet, dass sie tagsüber attackiert werden. Hoffentlich behält Jason Dark die neue Evolutionsstufe der Werwölfe im Hinterkopf. Leider ist das Ende recht unbefriedigend, denn so, wie es geschrieben steht, kann man davon ausgehen, dass auch der Vater, Boris Baranov, zu den Werwölfen gehört. Daher ist es unwahrscheinlich, dass eine durchgeschnittene Kehle und ein Treppensturz ihn umgebracht haben. Sehr ergreifend war der Abschnitt, in dem John Sinclair die schwerverletzte Jane Collins im Krankenhaus besucht. Mittlerweile wurde die Detektivin in ein künstliches Koma versetzt und vor allem Justine Cavallo scheint sich sehr große Sorgen um Jane zu machen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie Jane Collins sehr starke Gefühle entgegenbringt, denn sie sagt selber, dass sie die ehemalige Hexe lieber zur Vampirin macht, bevor sie stirbt. Jedenfalls bleibt es spannend und es ist schön zu lesen, dass es wieder eine romanübergreifende Handlung gibt.
Fazit: Origineller und fesselnder Werwolf-Roman. Kleine Logiklöcher sind in anbetracht des guten Gesamteindruckes zu verschmerzen.


Besonderheiten:
John und Suko bekommen es mit einer neuen Art von Werwölfen zu tun, die sich binnen Sekunden verwandeln können und nicht abhängig von den Mondphasen sind.
Jane Collins wurde in ein künstliches Koma versetzt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Im Impressum steht der Name Jason Dark als Künstler dieses Machwerkes. Eher unwahrscheinlich, dass der Computergegner Dark selbst für das Cover verantwortlich ist. Die Wolfsfratze und das Gesicht von Helen Winter sehen zwar ganz akkurat aus, doch allein die verkrüppelte Klaue und der schlampig ausgearbeitete Hintergrund zeigen, dass hier kein Könner am Werk war.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Das verlassene Schloss oberhalb des Dorfes Fulmer hat neue Besitzer bekommen; den Bulgaren Boris Baranov und seine beiden Kinder Elena und Igor. Da die neuen Schlossherren sehr zurückgezogen leben, blühen im Dorf die Gerüchte. Doch dann wird die junge Helen Winter zweimal von einem Werwolf angegriffen und überlebt nur, weil die Bestie im letzten Moment von jemandem zurückgepfiffen wird.
Helen informiert Scotland Yard, woraufhin John Sinclair und Suko nach Fulmer geschickt werden. Noch während des ersten Gesprächs mit Helen werden die Geisterjäger überwältigt und bewusstlos geschlagen und Helen Winter entführt.
Vor dem Schloss treffen John und Suko auf Elena Baranov und erleben, wie sie sich in Sekundenschnelle in eine Werwölfin verwandeln kann. Zusammen vernichten sie die Bestie und dringen ins Schloss ein. Hier stellt sich heraus, dass Igor Baranov Helen Winter entführt hat, um mit ihr ein Kind zu zeugen und so frisches Blut in die Werwolflinie zu bringen.
Mit der Dämonenpeitsche vernichtet Suko Igor, während Boris Baranov auf der Flucht vor den Geisterjägern eine Treppe herunterfällt und sich das Genick bricht.


Meinung:
Hatte ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich kein großer Fan von Werwolf-Geschichten bin...? ;o) Mit diesem Band ist Jason Dark allerdings eine spannende Geschichte gelungen, die mich gut unterhalten hat.
Dass John und Suko so leicht überrumpelt werden konnten, ist wohl der Situation anzulasten, in der sie relativ entspannt waren und zeigt auch, dass die beiden Geisterjäger keine Supermänner sind. Die zweite böse Überraschung für John ist die neue Werwolf-Rasse, die sich ohne Schmerzen und viel schneller als bisher bekannt verwandeln kann. Woher diese Fähigkeiten stammen, wurde noch nicht erwähnt und man darf gespannt sein, ob und wann dieser Handlungsfaden wieder aufgenommen wird. Zu Beginn des Romans wird auch über das Schicksal von Jane berichtet und hier gelingt es Jason, Johns Sorge gut rüberzubringen. Darum gibt es in dieser Woche mal wieder drei Kreuze.


Besonderheiten:
Jane Collins wurde in ein künstliches Koma versetzt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild gefällt mir so gar nicht. Es wirkt wie schnell am Computer zusammengestellt und besonders die Kralle über Helen Winters Hals macht einen sehr komischen Eindruck. Der Mond würde auch bestimmt besser wirken, wenn er nicht rot, sondern hell gestaltet worden wäre.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Die junge Helen Winter informiert Scotland Yard, nachdem sie von einem Werwolf attackiert wurde. John und Suko fahren nach Fulmer, um der Sache auf den Grund zu gehen, werden vor Ort aber zunächst außer Gefecht gesetzt. Igor Baranov entführt Helen derweil auf das Schloss am Ortsrand, in dem er mit seiner Schwester und seinem Vater lebt. Igor, der wie seine Familie aus Bulgarien immigriert ist und einer neuen Art Werwölfe angehört, die sich innerhalb von Sekunden verwandeln kann, will mit Helen ein Kind zeugen, um den Fortbestand seiner Art zu sichern. John und Suko können das jedoch rechtzeitig verhindern. Igor und seine Schwester sterben durch die Silberkugeln der Geisterjäger, bevor ihr Vater sich beim Sturz von der Schlosstreppe selbst tötet.


Meinung:
Ein altes Schloss, eine schöne junge Frau und drei unheimliche Werwölfe sind die Zutaten, aus denen Jason Dark einen absolut überzeugenden Gruselroman zaubert. Wirkt das erste Drittel des Hefts stellenweise noch recht halbherzig, erreicht die Handlung im Rest ein Niveau, das kaum Wünsche offen lässt. Dark schafft nicht nur ein unheimlich atmosphärisches Setting, er punktet vor allem mit einem überzeugenden Plot und intensiven Momenten. Als Beleg dafür kann auf die Szene verwiesen werden, in der sich Helen Winter ihrem Peiniger ausgeliefert sieht. Jason Dark macht ihre furchtbare Angst in dieser beklemmenden Situation hier fast körperlich spürbar.
Schade nur, dass er unheimlich viel Potenzial verschenkt, indem er den Sex von Helen und Igor dann doch nicht stattfinden lässt. Die von einem Werwolf schwangere Frau als wiederkehrende Rolle wäre eine starke Bereicherung der Serie gewesen und hätte der Thematik um die neue Art Werwölfe eine ganz eigene Note gegeben.
Alles in allem aber ein klasse Roman, dessen Minus vor allem in der Auflösung des Cliffhangers vom letzten Heft zu finden ist. Jane liegt im Koma, was dramaturgisch gut ist. Der Umgang mit dieser ungewöhnlichen Tatsache jedoch misslingt. Johns Besuch im Krankenhaus und seine überflüssige Begegnung mit der Vampirin Justine Cavallo erscheinen letztlich deplaziert. Johns Emotionen sind lauwarm und lustlos - steht er hier wirklich vor dem leblosen Körper seiner langjährigen Freundin?! Leider verpasst Jason Dark es, eine weitaus emotionalere Begegnung des Geisterjägers mit der komatösen Jane zu beschreiben. "Wolfsnacht" ist dennoch ein lesenswerter Roman, der Lust macht, den neuen Werwölfen bald wieder zu begegnen.


Besonderheiten:
John wird mit einer neuen Art von Werwölfen konfrontiert, die sich innerhalb von wenigen Sekunden verwandeln können.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Durchschnittliches Titelbild, das an die Qualität des Romans nicht heranreicht. Kurioserweise ist Jason Dark im Impressum angegeben, offensichtlich wendet der Verlag das Pseudonym nun auch schon auf die Cover an. ;-)


Coverbewertung:
3 Kreuze