John Sinclair Nr. 1661: Der Torwächter

John Sinclair Nr. 1661: Der Torwächter


Für den toten alten Mann war kein Sarg vorgesehen. Da er in den letzten Wochen seines Lebens viel an Gewicht verloren hatte, reichten zwei Männer aus, die ihn auf seinem letzten Weg begleiteten. Außerdem hatten sie diese Aufgabe nicht zum ersten Mal übernommen. Nur tragen wollten sie den Toten nicht. Deshalb holte Phil Husby den Karren, während Peter Blaine vor dem alten Schuppen wartete und dabei an seiner Zigarette saugte …


von Jason Dark, erschienen am 11.05.2010, Titelbild: Jarling
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Fotograf Mike Rander ist Zeuge, wie zwei Männer einen Toten nahe eines verfluchten Waldes verscharren. Angeblich wird dadurch der geheimnisvolle Torwächter besänftigt, der das Stück Natur unweit des Dorfes Folly Gate bewacht. Nur knapp kann Mike Rander seinen Häschern entkommen. Er stellt die Fotos, die er von dem Vorfall geschossen hat ins Netz und dadurch kommt ihm Bill Conolly auf die Spur, der nichts Besseres zu tun hat, als das Internet auf der Suche nach sonderbaren Vorkommnissen zu durchforsten. Der Reporter lädt kurzerhand seinen Freund John Sinclair und den Fotografen zu sich nach Hause ein und gemeinsam beschließen sie nach Folly Gate zu fahren. Denn Mike Rander hat sich dort in die junge Cora verliebt. Doch die Bewohner halten zusammen wie Pech und Schwefel. Als die drei Männer den Ort erreichen ist Cora spurlos verschwunden. Wurde die junge Frau ebenfalls dem Torwächter geopfert? John Sinclair und Bill Conolly müssen am eigenen Leib erfahren, dass die Bewohner und der Torwächter noch einige unangenehme Überraschungen parat haben …


Meinung:
Ein Dorf, dessen Bewohner ein düsteres, schwarzmagisches Geheimnis hüten und aus Angst und Hörigkeit sogar vor einem Mord nicht zurückschrecken. Ein beliebtes Sujet, das des Öfteren von Jason Dark bemüht wurde. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Roman "Das Buch der grausamen Träume". Auch im vorliegenden Roman stoßen John Sinclair und Bill Conolly nicht nur auf eine Wand des Schweigens, sondern auf handfesten Widerstand, der gerne auch mit einer Maschinenpistole untermauert wird. Der Torwächter bleibt als dunkle Bedrohung im Hintergrund und spielt eine passive Rolle, so wie wir es bereits bei dem weiblichen Golem erlebt haben (siehe Band 1657). Etwas zäh und langatmig ist der Anfang, bei dem sich der Autor viel Zeit nimmt, um die Bestattung des Toten und die Flucht des Fotografen zu schildern. Staunen muss man auch über Bills Talent im Wirrwarr des Internets auf die Fotografien zu stoßen. Wenn man sich die technischen Möglichkeiten von heute betrachtet, ist es wohl nur mit dem Spürsinn des Reporters zu erklären, dass er ins Schwarze getroffen hat. Denn eine halbverbuddelte Leiche ist sicherlich nicht so ein großes Novum in einem Medium, das geisteskranken und perversen Individuen Tür und Tor geöffnet hat. Der Plot ist dennoch spannend in Szene gesetzt worden, auch wenn es nur vergleichsweise wenig Action gibt. Dafür ist die bedrohliche Atmosphäre von Folly Gate und die Angst der Bewohner treffend beschrieben worden. Stilistisch solide, ohne große Wiederholungen ist die Geschichte vielleicht kein Highlight aber auch kein Totalausfall. Gute Unterhaltung für Zwischendurch, für die man auch keine Vorkenntnisse der Serie benötigt. Serieninterne Begrifflichkeiten werden im Kontext hinreichend erklärt. Der geübte Leser kann leicht erraten, wer hinter dem Torwächter steht und leider zeugt das Finale nicht von Kreativität, denn obwohl das obligatorische Kreuz des Geisterjägers wirkungslos bleibt, braucht sich der Serienheld nicht sonderlich ins Zeug zu legen, um den Spuk zu beenden. Schmunzeln musste ich bei folgender Formulierung: "Das andere Reich war etwas völlig anderes, …"
Fazit: Eine seichte Gruselatmosphäre, ein interessanter Plot und liebevolle Charakterisierungen sorgen für angenehme Unterhaltung.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Spitze! Düster, kunstvoll und morbide. Die mechanischen Elemente werden im Roman zwar zu einem Astgeflecht uminterpretiert, aber dennoch ist das Motiv absolut treffend. Allerdings wird eine Horror-Atmosphäre suggeriert, an die der Roman nicht heranreicht.


Coverbewertung:
5 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Bill Conolly hat im Internet Bilder gefunden, auf denen zwei Männer zu sehen sind, die einen Toten im Wald verscharren, und ein Treffen mit dem Fotografen Mike Rander verabredet, zu dem der Reporter auch John Sinclair eingeladen hat. Rander erzählt, wie er eher zufällig auf das Dorf Folly Gate gestoßen ist und sich dort in die junge Cora Grisham verliebt hat. Schnell hat der Fotograf herausgefunden, dass neben der in solchen Nestern üblichen Abneigung gegen Fremde noch etwas anderes die Dorfbewohner beherrscht - die Angst vor dem so genannten Torwächter, dem in regelmäßigen Abständen Tote geopfert werden müssen.
Zusammen mit Mike Rander machen sich John und Bill auf den Weg nach Folly Gate, um das Rätsel um den Torwächter zu lösen. Gegen den Widerstand der Dorfbewohner finden der Geisterjäger und sein Freund Bill den Torwächter auf einer Waldlichtung. Es handelt sich dabei um ein Gesicht, das aus Weidenflechten gebildet wird. Als Bill eine Silberkugel auf die Fratze schießt, zeigt sich das Gesicht in seiner früheren Gestalt - es handelt sich dabei um den Kopf eines Druiden, der einen Weg nach Aibon bewacht. Bill zerstört das Gesicht mit einer Maschinenpistole, die einem Dorfbewohner gehört hat und den John und Bill in Notwehr erschießen mussten. Dann erscheint ein alter Bekannter - Mandragoro, der erklärt, dass der Druide von den anderen Eichenkundigen ausgestoßen wurde und er, der Umwelt-Dämon, das Waldstück nun von der Magie Aibons befreit habe.


Meinung:
Romane, in denen die Bewohner eines einsamen Dorfes ein magisches Geheimnis hüten, sind immer wieder Bestandteil der Serie, und auch dieser Roman lebt hauptsächlich von der Atmosphäre des kleinen Dorfes. Manchmal ist das auch zu viele des Guten, z.B. wenn hier die Anfangsszene etwas zu stark ausgewalzt wird, oder wenn geschildert wird, wie sich Peter Blaine an John Bill heranschleicht, nachdem die beiden kurz zuvor schon von ihm mit der Maschinenpistole überrascht wurden.
Der Torwächter selbst tritt erst ziemlich spät auf und spielt abgesehen von seiner Veränderung auch keine große Rolle. Auch das Eingreifen von Mandragoro kommt mir nicht ganz schlüssig vor. Warum muss er überhaupt die Aibon-Magie ausschalten, und wieso gerade jetzt? Alles in allem gebe ich in dieser Woche wieder einmal zwei Kreuze.


Besonderheiten:
Mandragoro beseitigt ein Stück Aibon-Magie.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
So ähnlich wird der Torwächter im Roman beschrieben. Auch wenn der Schädel auf dem Cover eher aussieht, als ob er aus Draht besteht und der Torwächter als ein Gesicht aus Weidengeflecht geschildert wird. Das Bild sieht sehr gruselig aus und hat mich sehr neugierig auf den Roman gemacht.


Coverbewertung:
4 Kreuze