John Sinclair Nr. 1634: Strigen-Terror

John Sinclair Nr. 1634: Strigen-Terror


Waren sie Vögel? Ja, auch. Oder waren sie fliegende Bestien? Der Begriff hätte ebenfalls gepasst. Beide Beschreibungen entsprachen allerdings nicht ganz der Wahrheit. Sie waren weder das eine noch das andere. In Wirklichkeit waren sie Strigen, auch Bluteulen genannt …


von Jason Dark, erschienen am 03.11.2009, Titelbild: Lantz
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Maxine Wells und Carlotta befinden sich in Stockholm, wo die Tierärztin an einem Kongress teilnimmt. Bei einem nächtlichen Ausflug wird das Vogelmädchen von dämonischen Eulen attackiert, die auch Maxine kurz darauf zu Gesicht bekommt. Die Tierärztin informiert umgehend John Sinclair, der bei der Beschreibung der Eulen sofort alarmiert ist, denn Carlotta wurde von Strigen angegriffen. Bereits am nächsten Tag fliegen John und Suko nach Stockholm. Von dort fahren die Geisterjäger mit Maxine und Carlotta zu den Schären, einer Inselgruppe vor Stockholm. Auf einer der verlassenen Inseln hat das Vogelmädchen bei ihrem nächtlichen Ausflug Rast gemacht und ist dort den Strigen in die Quere gekommen. Während John und Carlotta die Insel aus der Luft begutachten, bleiben Suko und Maxine zunächst zurück. Doch John muss erkennen, dass er seinen Gegnern auf den Leim gegangen ist, denn auf der verwaisten Insel lauern nicht nur die Bluteulen, sondern auch ihr Anführer Strigus, der auf Rache sinnt …


Meinung:
Lange Zeit hat es gedauert, aber endlich darf man wieder was von den Bluteulen lesen, die Jason Dark immer wieder aus der Versenkung holte, aber nie richtig zum Zug kommen ließ. Als die Strigen im Taschenbuch "Satans Eulen" ihren ersten Auftritt hatten und kurz darauf zu Todfeinden der Roten Vampire avancierten bekam man noch den Eindruck, dass mit den Bluteulen ein neuer wichtiger Machtfaktor in der Serie etabliert werden sollte. Doch bereits mit der Vernichtung des Schädelthrons und der weißen Eule, mit der Strigus seinen Nachwuchs zeugte, wurden die Satanseulen zu einem Schattendasein verdammt. In Band 495 "Teufelsspuk und Killerstrigen" verbündete sich der Anführer der Bluteulen mit Asmodis und schuf eine Doppel-Existenz seiner selbst, die aber von Jane Collins dank ihrer Hexenkräfte vernichtet wurde. Erneut ließ Jason Dark wieder viel Zeit verstreichen bis "Die Bluteulen" im gleichnamigen Roman als Band 631 erneut auftauchten. Dieses Mal in Verbindung mit den Tengus. An diesen Fall erinnert sich der Geisterjäger im vorliegenden Roman ebenfalls, genau, wie an die Episode mit dem Schädelthron und der Kreuzfahrt in Norwegen, auf der der Geisterjäger das erste Mal auf die Strigen traf. In dem Zweiteiler 763 / 764 kamen die Strigen in Verbindung mit dem KGB erneut aus der Versenkung. Danach dauerte es wieder knapp drei Jahre ehe John Sinclair in Deutschland auf eine vereinzelte Strige traf (siehe Band 911 "Die blutenden Bäume"). Wenig später bekamen er und Suko es mit einer gigantischen Monster-Strige aus dem alten Atlantis zu tun (TB 73178 "Die Monster-Strige"). Damit schien das Kapitel der Strigen in Vergessenheit geraten zu sein. Doch im Taschenbuch 73254 "Mister Medusa" erinnerter er sich wieder an die Bluteulen. John jagte in Schweden gerade eine männliche Medusa und da versteinerte Menschen nicht mehr ausgesaugt werden können, fühlten sich die Strigen um ihre Beute betrogen. Es kam zum Kampf, in dem fünf Bluteulen vernichtet wurden. Jetzt und endlich sind die Strigen nach 7 Jahren (!) wieder aktiviert worden. Zum Leidwesen vieler Leser in Verbindung mit Maxine und Carlotta, dem unvermeidlichen Vogelmädchen. Doch die beiden stören wenig bis kaum und bekommen sogar einige starke Auftritte. Die Geschichte beginnt obligatorisch damit, dass Carlotta bei einem Ausflug auf etwas Ungewöhnliches, in diesem Fall Bluteulen, stößt. Hier beweist der Autor wenig Einfallsreichtum. Doch dafür dürfen John und Suko erneut außerhalb Englands ermitteln. Nachdem der letzte Fall den Geisterjäger nach Südfrankreich führte, fühlt man sich beinahe an alte Zeiten erinnert, in der John Sinclair häufiger durch die Weltgeschichte jettete. Natürlich darf Suko dieses Mal nicht fehlen und Fans des Chinesen dürften beim Lesen dieses Romans feuchte Augen bekommen, denn Suko darf endlich wieder beweisen, was in ihm steckt. Nachdem er Carlotta erst mal das Leben rettet, in dem er sie bewusstlos aus dem Wasser fischt, in das sie von der Helferin der Bluteulen befördert wurde, erhält er sogar einen Dankeskuss von Maxine, was den Inspektor sichtlich peinlich berührt. Einfach klasse. Schließlich zerlegt er sogar die restlichen Bluteulen, die John nicht geschafft hat und nimmt sich in einem kurzen, aber eindrucksvollen Showdown die Superstrige Strigus zur Brust, der in diesem Roman erstaunlich wortkarg ist. Trotzdem der Roman in der ersten Hälfte recht ruhig ist, wirkt die Geschichte zum Ende hin sehr gehetzt, obwohl es dadurch nicht an Action mangelt. Nichtsdestotrotz hätte der Roman Stoff genug für einen Zweiteiler geboten. Allein die Hintergrundgeschichte der Kirsten Lund klang unheimlich interessant, und dass sechs Strigen, die komplette restliche Belegschaft der Strigen sein sollte, erscheint letztendlich etwas mager. Ein wenig kommt der Autor mit seiner eigenen Schöpfung durcheinander, denn plötzlich heißt es, dass ein Biss der Strigen allein nicht ausreicht, um Menschen in Bluteulen zu verwandeln. Dafür müssten sie schon Blut saugen. Das war meines Wissens früher anders. Außerdem wirkt das Kreuz auf einmal nicht mehr gegen die Strigen und die Silberkugeln zerstören die Eulen allein durch ihre Aufschlagwucht, was im Umkehrschluss bedeutet, dass auch normale Bleigeschosse den Strigen gefährlich werden können. Das entmystifiziert die Satanseulen etwas und macht sie irgendwie weniger bedrohlich. Trotzdem ist es eine gute Idee gewesen, das Kapitel endgültig abzuschließen, auch wenn der Roman einige Jahre eher hätte erscheinen müssen. Leider bedeutet dies wohl auch das endgültige Aus für die Strigen. Aber wer weiß, vielleicht hat in der Unendlichkeit der nordischen Wälder noch die eine oder andere Bluteule überlebt und schickt sich an, ihren Anführer zu rächen. In einer Gruselserie ist schließlich alles möglich.
Fazit: Für Sinclair-Fans und Strigen-Freunde ein absolutes Muss! Da nimmt man selbst Carlotta in Kauf. In der zweiten Hälfte gibt es Action satt und der Schauplatz sorgt für die richtige Atmosphäre. Das Ende wirkt leider etwas überstürzt und konstruiert.


Besonderheiten:
Suko vernichtet Strigus mit der Dämonenpeitsche.
John Sinclair nimmt an, dass mit der Vernichtung der sechs Bluteulen und ihres Anführers die Strigen endgültig ausgerottet wurden.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Eine bunt zusammengewürfelte Grafik mit Fotoelementen, die durchaus ihren Reiz hat, auch wenn die Bluteulen im Roman einen skelettierten Schädel besitzen. Die schwarzhaarige Schönheit stellt Strigus' neueste Verbündete dar.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
John Sinclairs Bekannte, die Tierärztin Maxine Wells aus Dundee, befindet sich auf einem Seminar in Stockholm, zu dem sie auch ihre Ziehtochter, das Vogelmädchen Carlotta mitgenommen hat. Die lässt es sich auch in der Fremde nicht nehmen, ihre nächtlichen Flüge zu unternehmen und hat dabei ein erschreckendes Erlebnis: sie wird von übergroßen Eulen mit Totenschädeln angegriffen! Dass es sich dabei um die Strigen, die Bluteulen der nordischen Sagenwelt handelt, erfahren die beiden Frauen kurze Zeit später, als Maxine mit John Sinclair telefoniert.
Der Geisterjäger macht sich sofort mit Suko auf den Weg nach Schweden. Zusammen erkunden die Freunde die Gegend, in der Carlotta auf die Strigen gestoßen ist. Tatsächlich sind machen hier mehrere Bluteulen die Küstengegend unsicher. Dabei haben sie sogar eine menschliche Helferin namens Kirsten Lund, die Carlotta leicht verletzt und John schließlich in eine Falle lockt und ihn zu einem lange vergessenen Gegner bringt: Strigus, dem Anführer der Satans-Eulen.
Während John von Kirsten Lund mit seiner eigenen Beretta erschossen werden soll, kann Suko mit Carlottas Hilfe die Strigen und schließlich auch Strigus selbst mit der Dämonenpeitsche vernichten. Als Kirsten Lund das erfährt, tötet sie sich selbst mit der Beretta.


Meinung:
Im Moment geht es ja wirklich Schlag auf Schlag - Vampirwelt-Monster, Lorettas Vernichtung, der Tod Gabriels; und nun wird auch noch Strigus vernichtet, nachdem man jahrelang gar nichts mehr von den Strigen (und noch länger von Strigus selbst) gehört hat. Doch leider gehört dieser Roman nicht zu den Highlights, da er sich einfach zu sehr zieht und in der ersten Hälfte praktisch gar nichts passiert. Der Weg auf die Insel der Strigen ist zu lang beschrieben und wirkt einfach nur langweilig. Das Finale ist dagegen rasant und actionreich - was in meinen Augen dann in dieser Woche zwei Kreuze rechtfertigen.
Gut gefallen hat mir, dass John viele alte Fälle erwähnt hat, in denen er gegen Strigen kämpfen musste. Gerade in Hinsicht auf die neue menschliche Helferin hätte ich allerdings erwartet, dass auch kurz auf Bettina Constanza eingegangen wäre.


Besonderheiten:
Strigus wird vernichtet.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Tja, eine Frau und eine Eule... passt zum Thema, spricht mich aber gar nicht an...


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv stammt ursprünglich vom Cover des englischsprachigen Romans "Apricot Brandy" von Lynn Cesar:

"Apricot Brandy" von Lynn Cesar