John Sinclair Nr. 1552: Erzfeind der Hölle

John Sinclair Nr. 1552: Erzfeind der Hölle


Sarrazin starrte auf das Messer! Er hatte es in Weihwasser getaucht. Die Klinge war so blank poliert, dass er sein eigenes Spiegelbild darin sah. "Der Teufel...", flüsterte er dem Bild zu und sah, wie sich seine Lippen bewegten," ...der Teufel sieht nie gleich aus. Er ist der große Lügner, der Vertuscher. Er ist die Lüge, er ist die Schlange und der Verführer. Er hat kein Bild. Er treibt sich in zahlreichen Gestalten herum und schafft es immer wieder, Menschen auf seine Seite zu ziehen, die andere Menschen in Gefahr bringen oder sie in den Tod treiben. Aber ich...", seine Stimme verstärkte sich, "...ich werde ihn entlarven!" Nach diesen Worten schwieg der Mann. Er hob den Kopf an und schaute zum Fenster, hinter dem eine kalte Nacht lauerte. Es war die Dunkelheit, die den Teufel schützte, aber sie würde auch ihm einen großen Gefallen tun. Er war der Feind der Hölle, und das sollte sie zu spüren bekommen. Sarrazin stand auf. Er wusste genau, wohin er zu gehen hatte. Zu einem Spielplatz!


von Jason Dark, erschienen am 08.04.2008, Titelbild: Bondar

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Nachdem Chiefinspektor Tanner zu einem Mordfall gerufen wurde, informiert er auch John Sinclair und Suko, denn die junge Polin Ellen Lissek wurde nicht einfach ‚nur' erstochen, sondern ihr wurde noch ein Kreuz in den Mund gesteckt. Fast zeitgleich wird ein polnisches Ehepaar in seinem Haus verbrannt aufgefunden - mit Drähten gefesselt und mit Eisenkreuzen in den Mündern. Für John ist klar, dass hier ein Mörder unterwegs ist, der Menschen, die sich mit der Hölle beschäftigt haben, auf den richtigen Weg zurückführen will; wenn auch mit drastischen Mitteln.
Bei einem Besuch bei Ellens Eltern stellt sich heraus, dass die junge sich von ihrem Elternhaus abgewandt hatte und mit dem ebenfalls ermordeten Ehepaar, den Adamskis, den Teufel angebetet hat. Im Haus der Lisseks treffen John und Suko auch auf den zwielichtigen Sarrazin, der aus Krakau stammt und in London kurzfristig die Stelle des Pfarrers der polnischen Gemeinde eingenommen hat.
Eine weitere Spur führt die beiden Geisterjäger in eine afrikanische Bar, in der Ellen eine Droge mit dem Namen ‚Höllenrutsche' bekommen hat, die ihr den Weg in das Reich des Satans ebnen sollte. Auch in der Bar schlägt der Killer zu und ermordet die beiden Leibwächter der Besitzerin. Durch Zeugenbeobachtungen und einen schon länger gehegten Verdacht gegen Sarrazin gelangen John und Suko schließlich in die polnische Kirche, wo sie gerade noch rechtzeitig den Streetworker Tom Pisulski retten können, der ebenfalls in Sarrazin den Mörder erkannt hat.
Sarrazin sieht sich als Erzfeind der Hölle und ist der Meinung, dass alle Menschen, die den rechten Glauben verloren haben, getötet werden müssen, um wieder mit Gott vereint zu werden. Mit dieser Aufgabe glaubt er sogar, sich als Nachfolger des Erzengels Michael ansehen zu können. Als John den Mörder mit seinem Kreuz konfrontiert, löst sich eine Lichterscheinung aus dem Talisman, die Sarrazin umhüllt und schließlich vernichtet.


Meinung:
Ein relativ langweiliger und unspektakulärer Roman. Ich hatte immer das Gefühl, dass John hier gar nicht ermitteln muss, weil er sowieso schon alles wusste und bei jeder Person allein vom Ansehen erkennen konnte, ob sie etwas mit dem Fall zu tun hat, oder nicht. Dass man als Leser schon von Anfang die Identität des Killers und seine Motive kennt, fördert die Spannung auch nicht gerade…
Außerdem hatten wir das Motiv des fehlgeleiteten Mörders, der eigentlich auf der Seite des Guten stehen will, vor gerade mal acht Wochen in dem Roman 1544 ‚Der Monster-Killer'.
Was diesen Roman noch von einem auf zwei Kreuze hochzieht ist die schillernde Figur der Barbesitzerin und angeblichen Hexe Foxy sowie eine Szene am Schluss des Romans. Mit Foxy hat Jason Dark eine interessante Figur geschaffen, die es eigentlich wert wäre, noch einmal näher betrachtet zu werden. Gerade die Tatsache, dass sie als Hexe verschrien ist und John und Suko im ersten Augenblick erkannt hat, müsste den Geisterjägern eigentlich Grund genug sein, um die Barbesitzerin noch einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht hat sie ja wirklich einen schwarzmagischen Hintergrund…
Am Schluss des Romans wird aus dem Killer Sarrazin noch kurz vor seinem Ende eine tragische Figur, als durch eine einzige Frage der ganze Wahnsinn des Mörders ersichtlich wird. Das hat mir sehr gut gefallen, denn als das Licht des Kreuzes den Mann umhüllt, um ihn zu vernichten, fragt er völlig verzweifelt: "Bist du da, Michael?" Leider wird nicht geklärt, warum das Kreuz den Mann angreift und vernichtet, da er ja immer noch ein Mensch und kein Dämon oder Dämonendiener ist…


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild auf dem Cover hat mit dem Roman nichts zu tun und wirkt auf mich auch ziemlich plump und unfertig; es hat eher den Charakter eine Skizze zu einem Bild…


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Bloemsemann:
Der Mann auf dem Titelbild ähnelt frappierend dem Schauspieler F. Murray Abraham als Bernardo Gui in "Der Name der Rose":

F.Murray Abraham als Bernardo Gui.