John Sinclair Nr. 1526: Mirandas Schutzengel
Miranda Zanussi erlebte den letzten Atemzug ihrer Mutter Elisa, und die Augen
der jungen Frau füllten sich mit Tränen. Es war ein lang gezogenes
schreckliches Röcheln, das einfach nicht mehr aufhören wollte.
Es schien, als wollte die Sterbende durch diesen Atemzug noch einmal ihr
Leben zurückholen, das voller Höhen und Tiefen gewesen war. Das
Gesicht, schon fast mit dem eines Skeletts zu vergleichen, verzog sich dabei
so stark, dass die dünne Haut zu platzen drohte. Aber sie hielt. Und
sie hielt auch dann, als kein Leben mehr in den weit geöffneten Augen
war. Es war Elisas Ende, und Miranda weinte...
von Jason Dark, erschienen am 09.10.2007, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Elisa Zanussi ist gestorben und hinterlässt ihrer Adoptivtochter Miranda
ihren Anteil an dem Restaurant, welches Elisas Bruder Bruno führt.
Allerdings haben Elisa und Bruno auch Schutzgeld an die Mafia gezahlt und
nun soll auch Miranda ihre Abgaben verrichten. Auf dem Friedhof, nach der
Beerdigung von Elisa Zanussi kommt es zu einer ersten Begegnung zwischen
Miranda und zwei Mafiosi. Als diese handgreiflich werden erscheinen aus dem
Nichts zwei schreckliche Monster: Mit schleim überzogene Skelette. Die
Ungeheuer töten die Gangster und verneigen sich vor Miranda. Aus dem
Jenseits heraus hat Elisa ihrer Tochter Schutzengel gesandt, die sie im
Unsichtbaren überall hin begleiten. Johns Stammitaliener Luigi ist mit
Bruno befreundet. Die verstörte Miranda hat ihrem Onkel von dem Vorfall
berichtet und dieser hat sich an Luigi gewendet. Nun soll sich John Sinclair
um die Schutzengel kümmern. Gemeinsam mit Suko macht er sich auf den
Weg in Brunos Lokal. Und genau an diesem Abend erscheint wieder eine Abordnung
der Mafia. Doch Miranda ist selbstsicher, denn durch ihre Schutzengel ist
sie unantastbar. Die Situation droht zu eskalieren ...
Meinung:
Wenn Jason Dark es vermeidet Vogelmädchen, beamende Sekretärinnen
und Kinder ins eine Geschichten mit aufzunehmen schafft er es durchaus immer
noch spannende Gruselgeschichten zu entwerfen. "Mirandas Schutzengel" ist
einer dieser Romane, der sogleich unheimlich mit der Sterbeszene Elisas beginnt.
Gerade die Stelle, wo die alte Frau tot auf dem Bett liegt und dennoch mit
ihrer Tochter redet ist sehr gut gelungen. Jason Dark ist es gut gelungen
aus der jungen trauernden Frau, eine selbstbewusste Kämpferin zu machen,
die sich auch nicht scheut einen Pakt mit der Hölle zu schließen.
Die Mafiosi werden zwar wieder einmal recht einseitig und klischeehaft
geschildert, aber die Dialoge wirken keineswegs so konstruiert, wie es
häufig bei solchen Gangster-Storys vorkommt. Dadurch, dass viele der
agierenden Personen zur Mafia gehören kommt es auch zu mehreren Morden,
was die Romane durchaus kurzweilig gestaltet. Anders als in den Geschichten,
wo nur Gutmenschen und Kinder mitspielen und man als langjähriger Leser
sofort weiß, dass sowieso niemand das Zeitliche segnet. Die Schutzengel
sind die idealen Gruselmonster und es ist erfrischend, dass der Schriftsteller
nach langer Zeit mal wieder richtige Alptraumwesen aus dem Hut zaubert. Auch
die Idee mit dem "Club der Unheiligen" ist sehr vielversprechend und sollte
weiterverfolgt werden. Leider wurde es John am Ende wieder zu einfach gemacht,
aber immerhin kommt er nicht ganz ohne Gewissensbisse aus der Sache heraus.
Fazit: Einer der besseren Sinclair-Romane der letzten Zeit. Spannend, kurzweilig
und schaurig. Einige wenige Längen und klischeebehaftete
Gangster-Darstellungen seien dem Autor an dieser Stelle verziehen.
Besonderheiten:
Erster Auftritt des Clubs der Unheiligen (?).
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein stimmungsvolles und auch unheimliches Cover von Spoerr. Die Skelette
mit ihren Krallenhänden wurde zwar nur angedeutet aber der Reiz des
Bildes geht eindeutig von Miranda aus, die mit ihren dämonisch leuchtenden
Katzenaugen den Betrachter zu taxieren scheint.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Elisa Zanussi hat mit ihrem Bruder Bruno und dessen Frau Maria ein italienisches
Restaurant im Londoner Stadtteil Whitechapel geleitet, bis sie mit über
achtzig Jahren gestorben ist. Ihrer 25jähirgen Adoptivtochter Miranda
ist sie zu deren Erstaunen als geisterhafte Stimme erschienen und hat ihr
mitgeteilt, dass sich Miranda auch weiterhin auf den Schutz der Mutter verlassen
könne. Und als sich nach Elisas Beerdigung zwei Schutzgelderpresser
an Miranda wenden, erscheinen zwei Schleim bedeckte Skelette, die die Mafiosi
töten. Der jungen Frau ist klar, dass diese Wesen nur von ihrer Mutter
als Schutzengel geschickt worden sein können. Trotzdem vertraut sie
sich ihrem Onkel Bruno an, weil ihr die Wesen unheimlich waren. Bruno Zanussi
ist ein Freund von Luigi, dem Stammitaliener John Sinclairs, und so wird
der Geisterjäger in den Fall verwickelt. Zusammen mit Suko besucht er
das Restaurant Da Bruno' und erlebt das Erscheinen der Schutzengel
selbst mit, als erneut drei Mafiosi im Lokal erscheinen. John und Suko
können die Dämonen vernichten, doch Miranda, die nun auf der Seite
der Skelette zu stehen scheint, flieht. Während John und Suko sich noch
im Restaurant umsehen, kommt Miranda zurück. Ihre Mutter hatte sieben
Figuren von so genannten Unheiligen, die die Schutzengel bilden sollten.
Drei davon wurden von den Geisterjägern vernichtet. Nun ruft Miranda
die restlichen vier herbei, damit sie John und Suko töten. Doch John
kann die vier Dämonen mit dem Kreuz vernichten. Zuvor haben sie es
allerdings noch geschafft, Miranda zu verletzen, und die junge Frau stirbt.
Meinung:
Bei diesem Roman bin ich hin und her gerissen, wie ich ihn bewerten soll.
Auf der einen Seite fand ich die Geschichte recht unterhaltsam und selbst
die Dialoge wirkten bis auf ein oder zwei Fälle recht natürlich.
Auf der anderen Seite ist auf den 60 Seiten des Romans einfach zu wenig passiert,
um ihn wirklich spannend oder gar gruselig zu finden. Außerdem würde
ich mir wünschen, dass man als Leser nicht gleich schon auf den ersten
fünf Seiten den gesamten Hintergrund erfahren würde, sondern auch
selbst mal ein wenig vor Rätsel gestellt würde. Da es keine wirklich
gruseligen Szenen gab, gebe ich diesem Roman 2 Kreuze.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
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Coverbewertung:
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