John Sinclair Nr. 1482: Clarissas Sündenfall

John Sinclair Nr. 1482: Clarissas Sündenfall


Plötzlich war die Maske der Comicfigur Donald Duck vor ihr. Kitty Hanks, die sich momentan allein in der kleinen Filiale befand und sich schon auf den Feierabend vorbereitete, erschrak zwar, wusste jedoch nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Ein paar Herzschläge später sahen die Dinge anders aus. Da zerrte der Mann mit der Maske sie vom Garderobenständer weg und schleuderte sie gegen die Wand mit den Reklameplakaten. Kitty schrie auf. Ein böser Schmerz schoss durch ihren Hinterkopf. Reflexartig schloss sie die Augen, öffnete sie jedoch schnell wieder, als etwas Spitzes ihre Kehle berührte und sich schmerzhaft in ihre Haut bohrte. Kitty hielt den Atem an, verkrampfte sich und schielte nach unten. Sie sah gegen die Klinge eines Messers!


von Jason Dark, erschienen am 05.12.2006, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Dämonengeist:


Kurzbeschreibung:
Nachdem in dem kleinen Ort Thorpe nahe London ein Maskierter die Bank überfallen hat, wird er von einer Frau in Nonnenkleidung erstochen. Zufällig ist auch Jane Collins auf der Suche nach diesem Mann, und als sich ihr die örtliche Polizei in den Weg stellt, ruft sie ihren Bekannten John Sinclair zu Hilfe. Gemeinsam fahren sie in ein nahe gelegenes Kloster, in dem sie die Mörderin vermuten. Die Abtei wird allerdings von einigen Rockern besetzt gehalten, die verlangen, dass man ein verletztes Bandenmitglied behandelt. Prompt werden unsere Freunde überwältigt und eingesperrt. Währenddessen wird auch der verletzte Rocker von Clarissa, der mörderischen Nonne, getötet. Sie hat einst alte Leute in Pflegeheimen ermordet, und nun fordern die Geister der Toten weitere Morde, um ihre Taten zu sühnen. Bevor es noch mehr Opfer gibt, können sich jedoch John und Jane befreien und die restlichen Rocker ausschalten. Als Clarissa vor dem Geisterjäger zu fliehen versucht, verfolgt er sie bis zu einer Kapelle, wo sie schließlich Selbstmord begeht. Auch die Oberin, unter deren Obhut Clarissa im Kloster wohnen durfte, hat sich inzwischen das Leben genommen.


Meinung:
Nach einigen mageren Wochen gibt es endlich wieder einen erfrischend guten Roman. Das liegt vor allem daran, dass es mal nicht um die üblichen Dämonen oder Teufelsdiener geht, sondern um eine Mörderin, die durch Geister zu ihren Taten verleitet wird. Gut, das gab es schon öfter, aber das muss ja nicht schlimm sein und wurde hier auch unterhaltsam umgesetzt. Dafür sind die Szenen mit Clarissa sehr atmosphärisch und spannend, zudem wird sie - wie bei dieser Art Romanen unüblich - am Ende nicht von den Geistern vernichtet, sondern sie richtet sich selbst. Auch gibt es diesmal keinen der üblichen Logikfehler. Dafür haben mal wieder einige Dark'sche Klischee-Rocker einen Auftritt, wobei man sagen muss, dass es auch einige Typen solcher Art in deren Branche gibt, man denke nur an die Hell's Angels. Allerdings gab es bis jetzt noch keinen einzigen Sinclair-Roman, in dem Biker mal friedlich dargestellt wurden. Vielleicht hatte der Autor diesbezüglich ein traumatisches Erlebnis in seiner Jugend - oder einfach keine Ahnung, weil er solchen Leuten noch nie im Leben begegnet ist. Auffällig ist noch, dass wie im letzten Roman die Hauptgegnerin in Altenheimen gemordet hat, wobei das diesmal viel besser in die Story eingearbeitet wurde. Insgesamt gesehen ist das also ein kurzweiliger und spannender Roman, bei dem ich endlich mal wieder guten Gewissens drei Kreuze vergeben kann.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Man glaubt es kaum, aber von Candy gibt es jetzt auch mal ein ganz gutes Sinclair-Cover. Es stellt die Szene am Ende des Romans dar, als Clarissa sich selbst richtet. Die beiden Riesendolche sind im Roman übrigens Gartenscheren. Insgesamt gibts dafür drei Kreuze...


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In Thorpe, einem kleinen Städtchen nahe Londons wird ein Banküberfall ausgeübt. Doch der Täter hat nicht lange Freude an seiner Beute, denn eine Nonne erscheint und sticht den Räuber nieder. Jane Collins ist von Berufs wegen in Thorpe und auf der Suche nach dem Bankräuber. Sie wittert mehr hinter diesem seltsamen Mordfall, doch die örtliche Polizei rückt nicht mit der Sprache heraus. Sie setzt John Sinclair auf den Fall an, der sich kurz darauf auf den Weg nach Thorpe macht. Anschließend statten Jane Collins und der Geisterjäger dem nahgelegenen Nonnenkloster einen Besuch ab. Dort haben sich in der Zwischenzeit vier Rocker eingenistet, die einen verletzten Kumpan versorgen wollen. Für die Nonne Clarissa bilden die Rocker perfekte Opfer, mit denen sie ihre Schuld abtragen kann ...


Meinung:
Jason Dark nimmt sich in diesem Roman einem sehr interessanten Thema an. Zum einen wäre da die aktuelle Handlung um Todesfälle in Altenpflegeheimen, die aber im vorliegenden Heft nicht so im Vordergrund stehen, wie in Band 1417 "Der Würgeengel". Der Wahnsinn der Clarissa wird von Jason Dark hervorragend beschrieben und die Stimmen der Verstorbenen erinnern sehr an die akustischen Halluzinationen von Schizophrenen. Auch der Wahn, dass der Tod "böser" Menschen die Schuld sühnen wird, passt ins Krankheitsbild. Allerdings kommen John und Jane noch nicht einmal ansatzweise auf die Idee, es lediglich mit einer kranken Person zu tun zu haben. Mittlerweile dürfte John schon derart betriebsblind sein, dass er überall Dämonen und Gespenster sieht. Wer oder was letztendlich hinter dem Wahn Clarissas stand, wird nicht weiter erklärt und macht die Geschichte noch um einiges unheimlicher und mysteriöser. Die Nebenhandlung mit den Rockern wirkt allerdings viel zu zufällig und konstruiert. Die Charaktere bedienen sämtliche Klischees und die Dialoge wirken ebenso unnatürlich und gestelzt. Hält sich die erste Hälfte des Romans noch vornehm mit dem Gebrauch des Wortes "verdammt" zurück, so holt die zweite Hälfte dieses Versäumnis schnell nach. Dass die Morde mit Gartenscheren verübt wurden trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei und wurde wohl nur eingebaut, weil die Nonne auf dem Titelbild seltsame Messer in Händen hält, die der Autor nicht zuordnen konnte. Gartenscheren (gemeint sind wohl Heckenscheren) eigenen sich eher weniger für die Tötung eines Menschen, zumindest, wenn gleich zwei eingesetzt werden und mit ihnen zugestochen wird. Zudem kann man derartige Scheren gar nicht gut genug in einer Nonnentracht verstecken, ohne dass es auffallen würde. Auch die Szenen in der Mitte des Romans ziehen sich viel zu sehr in die Länge. Jane spricht mit mehreren Leuten die ihr immer wieder dasselbe sagen. Dabei kommt der Autor mit seinem Szenario selber ins Schleudern, denn auf einmal gibt es keine Zeugin mehr, die beobachtet hat wie der erste Mord verübt wurde sondern nur noch Personen, die gesehen haben wollen, wie eine Nonne den Tatort verließ. Alles in allem ein sehr ungewöhnlicher Sinclair-Roman, den ich persönlich als reinen Kriminalfall ansehen würde, dessen Täter eben eine psychisch kranke Nonne war, wodurch die Stimmen der Toten nur in ihrem Kopf existierten. Leider hapert die Umsetzung dieser originellen Story einmal mehr an dem sprachlichen und stilistischen Niveau, welches wieder mal unter dem Durchschnitt liegt.


Besonderheiten:
Roman ohne übernatürliche Begebenheiten.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover von Candy Kay ist sehr stimmungsvoll gelungen. Nur die beiden Klingonen-Dolche wirken befremdlich.


Coverbewertung:
4 Kreuze