John Sinclair Nr. 1448: Flucht ins Bluthaus
Wohin ging die Fahrt? Weder Suko noch ich wussten es. Informiert war einzig
und allein Justine Cavallo, die Vampirin. Sie saß neben Suko auf dem
Beifahrersitz und gab hin und wieder eine ihrer knappen Anweisungen. Die
Januarnacht war erfüllt von winterlicher Kälte. Wir hatten London
verlassen und fuhren über einsame Straßen, die in ländliche
Gebiete führten. Ab und zu lag dichter Dunst über der Straße.
Wenn die Feuchtigkeit auf dem Asphalt zu Eis wurde, konnte es gefährlich
werden. Das wusste auch Suko. Er fuhr dementsprechend langsamer...
Teil 2 von Jason Dark, erschienen am 11.04.2006, Titelbild: Del Nido
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Nachdem John, Suko und Justine Cavallo in
JS 1447 fünf Hypnotisierte
aus Mallmanns Klauen befreien konnten, wollen sie sie nun in Sicherheit bringen.
Deshalb fahren sie in ein altes, verlassenes Haus - das Haus, das Justine
Cavallo als Aufbewahrungsort für ihre Opfer benutzt. Doch Mallmann und
Saladin folgen den Befreiern. Da Justine sich wieder einmal ohne erklärende
Worte vom Acker macht und John und Suko schnell noch den Geist eines
Mörders besiegen müssen, der in dem Haus spukt, gelingt es Dracula
II, sich die Hypnotisierten wieder unter den Nagel zu reißen und mit
ihnen zu fliehen. Doch John, Suko und Justine heften sich an ihre Fersen
und verfolgen sie zu einer Farm. Und dort kommt es zum ... na ja ...
"großen" Showdown.
Meinung:
Auch wenn in diesem Band deutlich mehr passiert als im ersten Teil dieses
Zweiteilers, ist die Handlung ähnlich dünn wie Saladins Haupthaar.
Das titelgebende Bluthaus und der darin um-gehende Spuk sind zwar ansatzweise
stimmungsvoll geschildert, haben aber letztlich keinerlei Sinn. Und so
dümpelt die Geschichte bis etwa auf Seite 55 harmlos vor sich hin. Doch
- kaum zu glauben - da zieht sie dann noch einmal an. Zuerst ergibt sich
für John wieder einmal die Chance, Saladin auszuschalten - die er
natürlich wie immer kläglichst versiebt, weil er es vorzieht, der
Kugellocke in schillernden Worten darzulegen, wie kaltblütig er ihn
gleich zu erschießen gedenkt, anstatt es einfach mal zu tun. Und im
Anschluss haben John und Suko die Möglichkeit, Dracula II den Blutstein
abzunehmen - na ja, zumindest fast, denn auch das be-kommen sie nicht wirklich
gut hin. Und so vergeben die Geisterjäger nicht nur die große
Ge-legenheit, einen oder zwei ihrer nervigsten Gegner loszuwerden, sondern
auch die, einmal eine richtig gute Wertung zu abzusahnen. Denn bereits heute
möchte ich ankündigen: Der Roman, in dem Dracula II und/oder Saladin
die Grätsche machen, wird von mir mit minde-stens vier Kreuzen belohnt
werden. Neben Jason Darks unübersehbaren stilistischen Schwächen
wird die Lektüre der Serie durch ein weiteres großes Problem
erschwert: die völlig unlogischen Handlungsweisen der einzelnen Personen.
Das geht los bei Kleinigkeiten (Johns Kreuz meldet sich, was ja bekanntlich
soviel heißt wie "Achtung! Gefahr!". Dennoch unterrichtet John seinen
Partner Suko darüber nicht oder nur verspätet) und erstreckt sich
über die für den einzelnen Roman bedeutsamen Entscheidungen (Justine
Cavallo lotst John und Suko mit dem Lieferwagen in die Pampa, sagt ihnen
kein Wort, wohin es eigentlich gehen soll, und lässt sie anschließend
völlig unmotiviert alleine. Oder: Der wilde Müllmann, wie ich Will
Mallmann gerne scherzhaft nenne, macht einen Mordsaufstand, weil der böse,
böse Geisterjäger ihm fünf zukünftige Opfer geklaut hat.
Auf die Idee, sich von dem ach so gefährlichen Saladin ein paar andere
Kerle hypnotisieren zu lassen, kommt er anscheinend nicht. Was soll
überhaupt dieser Blödsinn mit den hypnotisierten Opfern? Ist der
Vampir von heute nicht mehr fähig, mit einem sich wehrenden Menü
fertig zu werden?) bis hin zu grundsätzlichen, heftübergreifenden
Handlungen (John ist so auf Justines Mitarbeit angewiesen, dass er - zwar
zähneknirschend, aber doch - akzeptiert, dass die hin und wieder ein
unschuldiges Opfer anknuspert. Man stelle sich einen seriösen Polizsten
vor, der sich aus taktischen Gründen mit einem fiesen Ganoven
verbündet hat. Würde der allen Ernstes dulden, dass sein
verbrecherischer Verbündeter ab und an mal einen ahnungslosen Passanten
niederschießt? Nie im Leben! Und überhaupt: Warum ist John denn
so auf Justine angewiesen? Was für wahnsinnige Vorteile, die das Herschenken
von Menschenleben rechtfertigen würden, bringt sie ihm denn?).
Als Leser kann ich mich grundsätzlich nur dann in einer Geschichte
verlieren, wenn die Handlungen der Personen nachvollziehbar sind und zu den
einzelnen Charakteren passen. Wenn ich aber während eines Heftes
fünfmal schreien muss: "Das würde der nie im Leben tun", dann
stört das den Lesefluss doch erheblich. Dies alles gepaart mit treffsicheren
Redewendungen ("Ich will nicht unbedingt den Schwarzen Peter an die Wand
malen ...", Seite 7) und pfiffig durchkomponierten Dialogen ("Du kannst
herkommen." - "Wirklich?" - "Wenn ich es dir sage." - "Und wohin?", Seite
20) sind der Garant für zweieinhalb Stunden zähstes
Lesevergnügen. Ich habe heute aber meinen großmütigen Tag.
Und da außerdem seit der Lektüre dieses Bandes eine kleine Stimme
in meinem Hinterkopf vor sich hin spekuliert, dass Dracula II und/oder Saladin
innerhalb des nächsten Jahres endlich mal abtreten, gebe ich hoffnungsvolle
2 Kreuze.
Besonderheiten:
*) Auf der früher Leserseite genannten Selbstbeweihräucherungsseite
brüstet sich Jason Dark damit, dass er bei einem Manuskript auf Seite
1 noch nicht weiß, was auf Seite 30 geschehen wird. Mordsleistung!
Genau das merkt man den Heften an. Es ist nichts dagegen zu sagen, dass man
sich von seiner eigenen Geschichte mal überraschen lässt, weil
sie einen Schlenker macht, mit dem man selbst nicht gerechnet hat, und sich
völlig anders entwickelt als geplant war. Aber ohne Sinn und Ziel einfach
mal drauf los zu schreiben, kann nur in Ausnahmefällen zu einem guten
Roman führen.
*) Saladin schließt einen Wagen kurz. Er hat das vorher zwar noch nie
gemacht, aber es schon oft genug im Fernsehen gesehen. Als
regelmäßiger Zuschauer von Emergency Room werde ich kleinere
Operationen wohl künftig auch zu Hause im Wohnzimmer vornehmen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der stupsnasige Fledergeselle ist zwar kein Ausbund an Schönheit, kann
gegen ein durchschnittliches Spoerr-Bild aber gut anstinken. Und da ich heute
meinen großmütigen Tag habe und seit der Lektüre dieses Bandes
... (siehe oben)
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Nachdem John, Suko und Justine die fünf Hypnotisierten unter ihrer Kontrolle
haben, wollen sie diese in einem Versteck unterbringen, welches Justine
vorgeschlagen hat. Kurz vor der Ankunft setzt sie sich allerdings ab. Bei
dem alten Haus angekommen müssen sich John und Suko erstmal mit einem
alten Fluch, daß auf diesem lastet, abmühen. Währenddessen
holen sich Saladin und Dracula II den Lieferwagen samt den Opfern zurück.
Doch Justine folgt ihnen und auch John und Suko finden bald die Spur zum
Lieferwagen. Auf einem abgelegenen Bauernhof zeichnet sich ein höllischer
Kampf um die fünf Opfer ab. Leider ist dieses Gut auch noch bewohnt!
Meinung:
Im zweiten Teil geht es endlich mal etwas lebendiger zu als in Teil 1. Das
ist aber auch die einzige gute Nachricht! Abermals sind einige Ungereimtheiten,
die einen beim Lesen stören, z.B. sind in dem alten Haus die Leichen
von Justines Opfern untergebracht. Müßten diese Toten nicht alle
zu Staub verfallen sein? Es wird auch erwähnt, daß Justine und
Dracula II sich gegenseitig spüren, wenn sie in der Nähe sind.
Wieso bemerkt Mallmann alias Dracula II dann nicht die am Lieferwagen
hängende Vampirin? Und dann noch so Dinge wie Vampire und ein Handy!
Vampiro-del-mar wird sich im Grab umdrehen! Auch schrecken mal wieder die
eigenartigen Dialoge der Protagonisten etwas ab. So schafft es der Roman
nur knapp auf 2 Kreuze...
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die Fotomontage mit der Fledermaus und dem Landhaus im Hintergrund erinnert
mich etwas an die Cover der frühen Siebziger Jahre. Und diese mochte
ich größtenteils schon nicht...
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair und Suko sind gemeinsam mit Justine Cavallo zu einem der blonden
Bestie bekannten Haus unterwegs, um die fünf Hypnotisierten (s.
JS 1447) in Sicherheit zu bringen.
Doch bevor sie das Gebäude erreichen, setzt sich die Vampirin von der
Gruppe ab. Als John und Suko das von Justine als Bluthaus bezeichnete
Gemäuer betreten wollen, werden sie von einem Geist mit einer Axt
überrascht, der aber verschwindet. Während sie das Gebäude
untersuchen, erleben sie mit, wie der bewaffnete Geist zwei weitere
Erscheinungen, eine Frau und einen kleinen Jungen, tötet. Daraufhin
verschwinden die Gespenster wieder. Nachdem unsere beiden Helden im Keller
einige erlöste Blutopfer der blonden Bestie gefunden haben, greift der
Geist erneut an. John kann den Axtmörder mit seinem Kreuz endgültig
vernichten. Inzwischen haben sich jedoch Mallmann und Saladin die Hypnotisierten
samt Transporter unter den Nagel gerissen und fahren, verfolgt von Justine
Cavallo, davon. Doch John und Suko, die sich vom Yard einen Wagen haben kommen
lassen, gabeln die blonde Bestie weniger später vom Straßenrand
auf, da sie ihre Verfolgung aufgeben musste. Die Spur des dämonischen
Duos führt unsere Freunde zu einem abgelegenen Bauernhof. Dort kommt
es zu einem reichlich uninspirierten Showdown, in dessen Verlauf Saladin
beinahe erschossen und Mallmann mit einer Mistgabel aufgespiesst wird.
Schließlich können die beiden aber wieder einmal entkommen. Dadurch
fällt der Bann von den Hypnotisierten ab.
Meinung:
Tja, was hat uns nun dieser zweite Teil gebracht? Richtig, nichts. Das einzig
positive, dass sich an diesem Roman finden lässt, ist die Story um das
Geisterhaus. Zwar ist die Idee alles andere als neu, dennoch ist die Umsetzung
sehr spannend und verhilft dem Roman mit einer Erwähnung des guten alten
Clubs der Höllensöhne noch zu geschmeichelten zwei Kreuzen. Für
diesen Teil des Bandes würde ich sogar vier springen lassen, aber leider
ist die zweite Hälfte komplett verkorkst. Dass liegt einfach daran,
dass Jason Dark wahrscheinlich keine Ahnung hatte, wie er die Geschichte
zu Ende bringen soll. So erlebt der gepeinigte Leser eine absolut unspannende
und zweckfreie Handlung auf einem Bauernhof. Nicht einmal einer der
Hypnotisierten wird ausgesaugt. Dafür verhalten sich Mallmann und Saladin
wieder einmal selten blöd und können froh sein, dass der Autor
offensichtlich noch immer Mitleid mit den beiden hat. Mitleid ist ein gutes
Stichwort, denn selbiges haben offensichtlich John und Suko mit den Opfern
Justine Cavallos auch nicht, sonst wäre die Vampirin schon längst
ein Häufchen Asche. Da fällt es kaum auf, dass der Sinn des
Bluthaus-Besuches komplett auf der Strecke bleibt und sich unsere beiden
Helden wie Hinterwäldler den Transporter abluchsen lassen. So leid es
mir tut, aber diese unsägliche zweite Romanhälfte ist einfach ein
Griff ins Klo. Durch die Bluthaus-Thematik gibt es aber noch meine eben
erwähnte Wertung.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Was hat sich Del Nido bloss dabei gedacht? Die Fledermaus im Vordergrund
und ein einsames Haus sollen etwas Atmosphäre erzeugen, die aber durch
das grelle Licht komplett zerstört wird. Ein Romanbezug ist kaum erkennbar,
und gefallen tut es mir eben überhaupt nicht...
Coverbewertung: