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J.B. ich wende mich mit einer besonderen Bitte an Sie. Mein
Neffe nimmt zurzeit an einer Expedition teil. Die Gruppe, der er sich
angeschlossen hat, sucht auf einer kleinen Insel nach Überresten
irgendwelcher Piraten, welche dort ihr Lager gehabt haben sollen. Ich kann
nicht verhehlen, dass es dabei um größere Summen geht, welche
die Teilnehmer unter sich aufteilen möchten. Leiter der Expedition ist
Samuel J. Swain, ein erfahrener Abenteurer. Dennoch, und dies schreibe ich
mit großer Angst, wird die Gruppe seit fünf Tagen vermisst. Offenbar
ist es so, dass jeder Kontakt mit den sieben Teilnehmern abgebrochen ist.
Der letzte Funkkontakt kann als SOS gewertet werden, aber dies ist unsicher.
Meine Bitte nun: Nehmen Sie an der Rettungsexpedition teil, welche in zwei
Tagen von St. Kitts & Nevis aus aufbrechen wird. Leiter der
Rettungsexpedition ist Charles Edwards ein Name, der Ihnen sicherlich
bekannt sein dürfte. Finden Sie meinen Neffen Harald und bringen Sie
ihn nach Deutschland zurück sofern irgend möglich LEBEND.
Sie haben das Recht, diese Bitte abzulehnen. Es betrifft nicht unser
Arbeitsverhältnis, würde von mir jedoch als persönlicher Gefallen
gewertet werden. Bitte teilen Sie meiner Mitarbeiterin mit, ob Sie den Auftrag
annehmen. Vielen Dank wie auch immer Sie sich entscheiden.
Die Blonde stand vor meinem Schreibtisch und wartete. Ihr Blick ruhte auf
Easy Ryder, der einen eigenen Platz erhalten hatte, unsere alten Akten durchging
und manchmal ein Voll herb! hören ließ. Sie hatte
den Praktikanten-Vertrag mitgebracht, wir waren ihn durchgegangen und am
Ende hatten wir alle unterschrieben mit Ausnahme unserer Sekretärin,
die ihn lediglich fotokopierte. Nun? Nun? Natürlich
nehme ich den Auftrag an. Im Grunde schulde ich das dem Boss. Allerdings
müssen wir die Frage der Vertretung klären. Immerhin ist Linda
noch immer nicht einsatzbereit, Easy ebenfalls nicht. Was, wenn die Dinge
hier in Frankfurt eskalieren oder es anderswo einen Fall zu bearbeiten
gibt? Sie lächelte knapp. Nun ich werde die Vertretung
übernehmen. Mit Frau Zimmermanns Hilfe, die sich wieder für den
Innendienst einsatzfähig gemeldet hat, und auch mit Easy. Keine Sorge
wir werden alles daran setzen, dass Frankfurt nicht von Geister und
Dämonen überrannt wird. Sie?, fragte ich und
meine verblüffte Stimme konnte schon fast als Beleidigung aufgefasst
werden. Sie wollen mich vertreten? Ich meine, sind Sie denn
?
Oh, erwiderte sie leicht amüsiert, zum einen bin ich
eine voll ausgebildete Polizeibeamtin, zum anderen mit allen Fällen
vertraut, die Sie und auch Ihre Vorgängerin bearbeitet haben.
Meine Vorgängerin. Die Worte der Blonden lösten einen Stich in
meinem Magen aus. Ich hatte Florence OBrien kennen gelernt sowohl
als eiskalte Killerin als auch als Frau, die um ihr Leben winselte. Wäre
sie ihrerzeit nicht ausgestiegen, hätte man mich am Galgen hingerichtet!
Wer war sie gewesen? Was hatte sie qualifiziert und wie hatte sie ihren Job
erfüllt? Es gab keine Akten von ihr, keine Berichte. Zumindest keine,
die mir zugänglich gewesen wären. Erzählen Sie mir was
über Florence OBrien. Wer ist sie? Wo liegen ihre Wurzeln? Sie
agiert taff, aber auch kühl überlegend. Sie wuchs in
den Straßen von Belfast auf. Verlor ihre Eltern und auch ihre Brüder.
Mitgliedschaft in der IRA, einige Verbrechen. Sie war ist schnell
mit der Waffe, hoch intelligent und vollkommen unerschrocken. Was auch immer
kommt sie kann nichts aus der Fassung bringen. Hinzu kommt, dass sie
als Jugendliche ein Erlebnis mit einem Vampir hatte. Dazu das irische Blut,
welches von Haus aus an Elfen und all das glaubt
Sie schien uns die
perfekte Besetzung zu sein. Wir täuschten uns. Die Blonde schwieg.
Ihr Blick glitt davon, in die Ferne und gleichzeitig auch in die Vergangenheit.
Sie wollte mehr Geld als der Boss zu zahlen bereit war. Ist es so?
Sie nickte. So ist es. Je erfolgreicher, desto gieriger. Am Ende mussten
wir die Dinge beenden, sie gehen lassen. Auch wenn es uns schwer fiel. Zudem
gewannen wir den Eindruck, dass ihre regelmäßigen Urlaube in
Nordirland etwas mit der IRA und gewissen Anschlägen zu tun hatten.
Auch ein Grund, uns von ihr zu trennen.