Grusel-Schocker Nr. 32: Das Haus der Satansdiener

Grusel-Schocker Nr. 32: Das Haus der Satansdiener


Eynsford, Grafschaft Kent, Ostersonntag 1754. Die Stimmen wurden lauter. Das Stampfen von Schritten drang aus der Empfangshalle in den Keller herab. Viele Schritte. Eine Frau schrie hysterisch, und ein Mann rief: "Wo ist er?" Und ein anderer: "Tilgt die Bestie von Gottes Erdboden!" Eine Gruppe Männer stand im Keller, vor der offenen Tür zu einem dunklen Gewölbe - Lord James Madison, der Pfarrer, der Grafschaftsvogt und vier bewaffnete Soldaten. Zwei von ihnen trugen Fackeln. Ein ekelerregender Gestank drang aus dem offenen Gewölbe, vor dessen Schwelle sie standen. Oben wurde eine Tür aufgerissen. Das Stimmengewirr schwoll schlagartig an. Getrampel und Gescharre vieler Füße hallte von den Kellerwänden wider. Fackelschein schob sich über die Wendeltreppe nach unten, Stufe für Stufe. Holzpantoffeln wurden sichtbar, dahinter löchrige Stiefel und hochgeschnürte Sandalen. Dann sah man den Anführer der aufgebrachten Menge in seiner ganzen Größe. Ein junger Mann in den abgerissenen, groben Kleidern eines Bauern. Er trug eine Axt bei sich. "Dort unten! Dort unten steht der Teufel!"


von Jo Zybell, erschienen am 23.05.2000, Titelbild: Manuel Prieto

Rezension von 
Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Der Boulevard-Reporter Tom Percival wird eines Morgens Zeuge eines grausamen Doppelmordes, als Unbekannte eine junge Mutter und ihr Kind vor einen einfahrenden Zug der Londoner U-Bahn stoßen. Gleichzeitig wird ein anderer Doppelmord an dem Ärzteehepaar Wolfe begangen, wobei dem Mann das Herz aus dem Leib geschnitten wird. Nach dem Artikel, den Percival über die Morde geschrieben hat, wird der Reporter von einer Krankenpflegerin auf da Altenheim St. Joseph aufmerksam gemacht, in dem die Mitarbeiter und einige der Insassen angeblich schwarze Messen feiern sollen, bei denen der Name Gladestone gefallen ist. Der gleiche Name, den auch die ermordete junge Mutter trug! Percival, der einst ein Priester war und aus dem Kirchendienst entlassen wurde, nachdem seine Freundin Suzanne von einer Stanssekte ermordet wurde, ist dem Übersinnlichen gegenüber aufgeschlossen. Bei seinen Ermittlungen, bei denen er von seiner neuen Freundin, der Ärztin Eve Priden, unterstützt wird, findet er Unglaubliches heraus: an der Stelle, an der sich nun das Altersheim befindet, stand im 18. Jahrhundert ein Herrenhaus, in dem der Gutsbesitzer James Madison sieben Kinder missbraucht und getötet hat, wofür er von der wütenden Dorfbevölkerung gelyncht wurde. Ebenfalls anwesend waren der Dorfpfarrer namens Gladestone und der Grafschaftsvogt Wolfe. Diese beiden wurden von Madison verflucht, weil sie - was niemand wusste - ebenfalls an den Schändungen der Kinder beteiligt waren. Über all die Jahrhunderte wurden die Nachfahren der Gladestones und Wolfes von schrecklichen Todesfällen heimgesucht, so wie aktuell das Ärzteehepaar und die junge Mutter mit ihrem Kind. Der Geist von James Madison abwechselnd in den Körper des Altenpflegers Baisley und der Senioren Paula DeBurgh und Eric Parson gefahren, damit sie die Morde begehen. Doch als Percival seinen Freund Marc Steelwalker von Scotland Yard endlich von den Vorgängen überzeugen kann, ist es schon zu spät: die beiden Alten haben schon Dennis Priden ermordet und Eve Priden, die eine geborene Wolfe ist, nach St. Joseph entführt. Percival und Steelwalker können auch den Mord an Eve Priden nicht mehr verhindern, doch während eines Gerangels, bei dem Percival den leblosen Körper seiner Geliebten an sich bringt, fallen Kerzen um, die den schwarzen Altarraum der Madison-Sekte in Brand stecken, während die Polizei das Altersheim stürmt...


Meinung:
Mit diesem Band gibt es mal wieder einen neuen Roman innerhalb des Grusel-Schockers und der beliebte Maddrax-Autor Jo Zybell hat für die Geschichte einen Helden geschaffen, den man sonst wohl vergeblich in der Heftlandschaft such: über Vierzig, stark übergewichtig und eigentlich nur glücklich, wenn er ein Glas Whiskey in seiner Hand hat. Dass er dazu noch reißerische Geschichten für ein Boulevardblatt verfasst, ist eigentlich noch ein weiterer Punkt, der aus Tom Percival einen wahren Antihelden macht. Doch trotz allem wirkt der Reporter von Anfang an überaus sympathisch; ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn man von seiner tragischen Lebensgeschichte erfährt. Und er scheint auch eine gewisse Ausstrahlung auf Frauen zu haben. Der Fall der unheimlichen Mordserie ist dabei ein sehr düsterer Rahmen für unseren Helden, in dem sich die Fäden langsam auflösen, auch wenn man die Vorgeschichte schon auf den ersten Seiten des Romans erfährt. Die Spannung wird ständig hochgehalten und bei jedem weiteren Mord habe ich gedacht: "Das kann doch jetzt nicht wahr sein!" Für zartere Gemüter ist dieser Roman deshalb auch nicht zu empfehlen, mir wurde es ja schon fast zuviel, als auch noch die ältere Patientin und die Krankenschwester Tina dran glauben mussten... Dass dieser Roman kein Happy End hat, ist dabei nur konsequent, und am Ende bleibt ein gebrochener Held zurück, der um seine gerade neu gewonnene Liebe trauert...


Besonderheiten:
- Dieser Roman wurde im Zaubermond-Buch Vampir-Horror Band 3 ‚Das grausame Meer' unter dem Titel ‚Das Geheimnis von St. Joseph' neu aufgelegt.
- Ein Wiedersehen mit Tom Percival gibt es in Band 4 der Mini-Serie DAS VOLK DER TIEFE 'Zwischen Leben und Sterben'. Hier bekommt er es in den Jahren 2009/2010 mit einem skrupellosen Wissenschaftler zu tun, der an der Vermarktung einer Tiefschlafdroge arbeitet.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover hat eigentlich nicht viel mit dem Roman zu tun, aber es strahlt eine Erwartungshaltung aus, die unweigerlich neugierig auf das Heft macht. Mir gefällt es sehr gut.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Der privat nicht gerade vom Glück geküsste SUN-Reporter Tom Percival hat dafür in seinem Beruf gerade in Sachen mysteriöser und okkulter Fälle eine goldene Nase. So wird er Zeuge, wie in London/England eine Mutter samt ihrem Baby von der U-Bahn erfasst und getötet wird. Weitere Nachforschungen ergeben, dass die beiden von hinten getoßen wurden! Durch einige Hinweise seines Freundes Mark Steelwalker, einem Inspektor bei Scotland Yard, erfährt Tom, dass in der letzten Zeit einige Menschen mit dem Namen Gladstone - so hießen auch die verunglückte Mutter samt Kind - auf eigenartige Weise verstarben. Percival forscht weiter und gelangt schließlich an ein Altersheim in Eynsford/England, in dem es nicht mit rechten Dingen zu gehen soll. Von Satansmessen wird da geredet! Als die Pflegerin Tina Digger aus eben jenem Altersheim sich an den SUN-Reporter wenden will und ebenfalls einer Attacke zum Opfer fällt, ist Percival sich ziemlich sicher, dass dies alles mit der tragischen Geschichte von vor 250 Jahren zu tun hat, in der Lord James Madison vom Volk wegen Kindesmisshandlung gelyncht wurde und sowohl der damalige Pfarrer William Gladstone als auch der Grafschaftsvogt Sir Jeremy nichts dagegen unternahmen. Das die Wahrheit noch brutaler und blutiger ist, ahnt Tom Percival noch nicht mal!


Meinung:
Band 32 der GRUSEL SCHOCKER Reihe legt eine Erstveröffentlichung vor, geschrieben von dem Autor Jo Zybell, der bis dato nur aus der Romanserie MADDRAX bekannt war. Hier legt er nun einen Gruselroman vor, der es in sich hat! Sehr gut beschrieben, geht er mit seinem Anti-Helden Tom Percival an einen Fall heran, der seinen Plot im Laufe der Handlung mehr und mehr freigibt. Dabei spart der Autor weder an Action noch an sehr düsteren Atmosphären, und fesselt den Leser regelrecht an die spannenden Zeilen des Romans. Das atemberaubende Ende des Heftes tut sein übriges, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass Jo Zybell seinen Gruselerstling perfekt geschrieben hat! Meine Hochachtung!


Besonderheiten:
- neuer Roman
- die Charaktere Tom Percival erhält im September 2004 als Hauptfigur eine Subserie in der Buchreihe VAMPIR-HORROR


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die an den Rollstuhl gefesselte Frau mit dem langen Messer in der Hand, lauernd auf die unbekannte Gestalt vor dem Fenster - das hat schon etwas ziemlich bedrohliches und passt ganz gut zum Roman, wenn auch nicht gerade 1:1 angelehnt. So soll es doch sein...


Coverbewertung:
4 Kreuze

Das Titelbild wurde ebenfalls für den John Sinclair Roman Nr. 909 verwendet:

John Sinclair Nr. 909: Das Opfer