Grusel-Schocker Nr. 2: Der Wolfsmensch

Grusel-Schocker Nr.  2: Der Wolfsmensch


Schneidender Herbstwind fegte über das Hochland, jagte düstere Wolken über Hügel und Wälder. Blasse Lichtstreifen durchbrachen für Momente das graue Zwielicht, wenn die Wolkendecke aufriß. Der Wind zerrte an den Baumwollkopftüchern der Frauen, drang vor bis unter ihre schweren grauen Röcke und die wattierten Jacken. Als scharf umrissene Silhouetten zeichneten sich die schwarzen Uniformen der Gefängnisaufseher von Raluch Manor über dem Acker ab. Vor ihnen war die lange Reihe der Frauen, die in den Furchen kauerten, Kartoffeln ausgruben und sie in geflochtene Körbe warfen. Miriam Imlach wandte kaum merklich den Kopf. Vorsichtig sah sie sich um, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Die Gelegenheit schien günstig, denn die Aufseher standen gut fünfzig Schritte entfernt. Der Feldrand war unmittelbar vor ihr. Gleich dahinter der tiefe Graben, in dem dunkles, mooriges Wasser gluckste. Miriam zögerte nicht mehr. Blitzschnell warf sie sich nach vorn und ließ sich fallen. Sie rutschte die feuchte grasbewachsene Böschung hinunter. Das Wasser griff nach ihr, zerrte an ihrer Kleidung. Eisige Kälte traf sie wie ein Schock. Sie biß die Zähne zusammen und schwamm. Die Strömung half ihr, voranzukommen. Sekunden später war Halbdunkel über ihr.


von Frank deLorca, erschienen am 26.10.1999, Titelbild: Nikolai Lutohin
Dieser Roman erschien erstmals am 28.05.1974 als GK Band 37
Rezension von Frithjof:


Kurzbeschreibung:
Im schottischen Hochland liegt das berüchtigte Frauengefängnis Raluch Manor. Die inhaftierten Frauen müssen auf den nahen Feldern bei Wind und Wetter schuften und sind den Launen des Oberaufsehers John Inverness ausgeliefert. Als Miriam Imlach, die unschuldig einsitzt, es nicht mehr aushält und flieht, läßt Inverness nur halbherzig nach ihr suchen. Statt dessen hetzt er ihr seinen Schützling Cyruss auf den Hals. Cyruss ist eine seltsame Kreuzung aus Mensch und Wolf, den Inverness in einer Hütte im Wald versteckt hält. Während dessen taucht Miriams Anwalt Sean Pharnon auf, da es neue Beweise für die Unschuld seiner Klientin ergeben haben und der Fall neu aufgerollt werden soll. Entsetzt über die Zustände auf Raluch Manor versucht er die Hintergründe von Miriams Verschwinden zu klären und findet bald Cyruss´ Hütte. Als ihm die Zusammenhänge klar werden, versucht er Miriam zu finden, bevor es zu spät ist. In der Zwischenzeit versucht Inverness nun alle Spuern zu beseitigen, die zu ihm führen könnten. Das bedeutet vor allem, das Cyruss verschwinden muss. Doch er muss feststellen, daß er die Blutgier der Bestie nicht mehr kontrollieren kann. Der Wolfsmensch stellt sich gegen seine Herren...


Meinung:
Ein Wirklich gelungener Roman. der sich heute noch genauso gut liest, wie in den 70ern. Frank DeLorca bietet hier eine spannende Variante des Werwolf-Themas. Cyruss ist kein Mensch der sich in einen Wolf verwandelt, sondern eher eine genetische Mischung aus Mensch und Tier. Zwar überwiegt er animalische Teil, dennoch ist sein Körper so gebaut, das für kurze Zeit aufrecht gehen kann. Außerdem ist er in der Lage zu komplexen Gedankengängen und kann seine Emotionen in seinem wölfischen Gesicht wiederspiegeln (z.B. wenn Cyruss höhnisch grinst, bevor er sich über Inverness hermacht). Dadurch wird Cyruss zu einem richtig interessanten Monster. DeLorca läßt aber auch den Horror nicht zu kurz kommen. Die Wolfsmensch-Attacken werden kompromißlos geschildert. Cyruss zerfleischt seine Opfer nicht nur, er suhlt sich auch noch in ihrem Blut. Den Jugendschützern müssen damals die Haare zu Berge gestanden haben. Schade ist eigentlich nur, daß man zu wenig über Cyruss´ Hintergrund erfährt. Trotzdem volle Kreuzzahl.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Der Anwalt Sean Pharon macht sich auf den Weg zum Frauengefängnis im Kerhonkton/Schottland, da er nun eindeutige Beweise zur Wiederaufnahme des Prozesses um seine Mandantin Miriam Imlach hat und diese mit ihr durchsprechen will. Zur Überraschung muss er feststellen, dass sich Miriam auf der Flucht befindet und vom Gefängnisvorsteher John Inverness und seinen Leuten gesucht wird. Allerdings ziemlich halbherzig, wie sich herausstellt. Dann hört der Anwalt von dem Fluch des Wolfsmenschen, der hin und wieder flüchtige Gefängnisinsassen tötet. Dahinter steckt der Werwolf Cyrus, der seit Generationen von der Familie Inverness wie eine Art wildes Haustier gehalten wird. Doch die Bestie strebt nach Freiheit und wendet sich gegen sein Herrchen . Damit ist der ganze Ort in Gefahr; vorzugsweise die weiblichen Bewohner, deren Blut dem Werwolf wohl besser mundet!


Meinung:
Einfach - aber gut! lautet das knappe Urteil dieser kurzweiligen und flüssig geschriebenen Gruselstory. Keine unnötigen Nebenhandlungen, keine langatmigen Gespräche; dafür durchgehende Spannung mit einer Prise Action! So sollte ein gutes Gruselheft sein.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Im Gegensatz zu dem Cover zu der Erstauflage im GK37 wird hier dem Leser lediglich eine Werwolfsfratze präsentiert, die mit blutverschmiertem Maul gefährlich aus dem Dickicht schaut. Passt schon zu dem Roman, ist aber auch keine wirkliche Steigerung zu dem Cover der Erstauflage. Daher gleiche 'Kreuzanzahl'.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Cover wurde bereits für den Tony Ballard Roman Nr. 143 verwendet:

Tony Ballard Nr. 143: Das Böse wohnt in Harkerville


Außerdem zierte es auch noch das Cover des Vampir-Horror-Romans Nr. 186:

Vampir-Horror-Roman Nr. 186: Der Ruf des Werwolfs