Gespenster-Krimi Nr. 438: Eine Welt für Vampire

Gespenster-Krimi Nr. 438: Eine Welt für Vampire


Tane... An Tane muss ich denken, während draußen der Wind singt und das leichte Prasseln und Knistern des Kaminfeuers zu übertönen versucht. Es glüht und lodert wie in den Tiefen des blauen Steins, der auf dem Sims liegt und dessen eigenartiges Fluoreszieren mich immer wieder an Tane erinnert. Das Kristallglas berührt wieder die gläserne Tischplatte. Am Wodka darin habe ich kaum genippt, stehe jetzt auf und gehe zum Fenster. Blätter wehen vereinzelt an den Scheiben vorbei. Der Herbst kommt und zeigt uns allen wieder einmal, wie vergänglich alles ist. Ist nicht auch Tane vergänglich? Ich glaube zu spüren, wie die Macht des blauen Steins Tane nach mir ruft. Ich drehe mich wieder um und gehe zum Sims des offenen Kamins, um den Stein in die Hand zu nehmen. Ich verlasse den Bungalow, den Stein in der Hand, und steige in den Wagen. Tane ruft mich. Noch einmal werde ich nach Tane gehen. Ein letztes Mal und dann nie mehr, weil es danach Tane nicht mehr geben wird. Wissen sie es denn nicht, jene, die nach mir rufen? Nie mehr!


von Mike Shadow (W.K. Giesa), erschienen am 02.02.1982, Titelbild: Manuel Prieto

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Schriftsteller Robert van Berg macht in seiner Stammdisco die Bekanntschaft der hübschen Claudia. Mit ihrem Begleiter Wylo hat er indes weniger Glück. Es kommt zum Streit und Robert lässt den arroganten Wylo unsanft vor die Tür setzen. Wenig später verlassen und er und Claudia das Tanzlokal und Robert bringt seine Begleiterin zu einem abgelegen Haus, in dem sie spurlos verschwindet. Dafür wird Robert von einer riesigen weißen Fledermaus attackiert, die sich ins einem Hals verbeißt. Er kann das Biest abwehren, welches einfach durch die Mauer des Hauses verschwindet. Als Robert das Haus untersuchen will findet er nur fingerdicken Staub und urplötzlich eine dichte, undurchdringliche Finsternis. Robert benachrichtig einen Arzt, der sich seine Wunde ansieht. Dieser informiert das Ordnungsamt, welches zwei Beamte zu Robert schickt, damit sie sich gemeinsam das Haus ansehen, um eine eventuelle Tollwut-Epidemie auszuschließen. Doch da sie alle nichts finden ziehen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Die beiden Beamten ahnen nicht, dass ihnen Wylo, die weiße Fledermaus folgt und kurz vor Erreichen des Ziels werden beide von dem Vampir angefallen und getötet. Währenddessen trifft Robert vor seinem Haus auf Claudia, die in Wahrheit Clody heißt. Als er ihr von der Schwärze berichtet erschrickt sie. Beide spüren das mächtige Band der Liebe und so berichtet Clody ihm, dass sie eine "Tan" ist, eine sogenannte Vampirin. Die Blutsauger sind eine Rasse, die in einer Parallelwelt namens Tane leben, welche sich für normale Menschen als absolute Schwärze darstellt. Doch normalerweise ist Tane auch absolut tödlich für Menschen. Wieso konnte Robert in der Schwärze überleben. Auch die echten Vampire können nur mit Hilfe eines magischen Steins in der Welt der Menschen tagsüber existieren. Robert und Clody beschließen gemeinsam nach Tane zu gehen, um das Geheimnis zu lüften. Der Vampir-Wissenschaftler Rhimer unterstützt die beiden bei ihrem Vorhaben. Doch der finstere Wylo hat ganz andere Pläne und entwickelt einen teuflischen Plan, der nicht nur Robert den Tod bringen, sondern auch die Welt der Menschen ins Chaos stürzen soll ...


Meinung:
Einer der wenigen Gruselromane von Werner Kurt Giesa, die nichts mit Zamorra und Co zu tun haben, auch wenn die magischen Steine ein wenig an Dhyarras erinnern. Der Schriftsteller hat mit diesem Band eine originelle Idee verarbeitet, die dem Vampir-Mythos neue Aspekte abgewinnt. So sind die Vampire keineswegs verstorbene Menschen, die wieder zu einem neuen untoten Leben erwacht sind, sondern eine eigenständige Rasse. Die Abneigung gegen das Sonnenlicht resultiert aus einer Art Allergie gegen die UV-Strahlung, da es in Tane keine Sonne gibt. Leider wirkt die Handlung stellenweise sehr gehetzt und allein die Vorstellung der Vampirwelt und auch Wylos Putsch gegen den ominösen Rat hätten Stoff für zwei, wenn nicht gar drei Hefte geboten. Allerdings kommt in diesem Heft auch keine Langeweile auf und die Charakterisierung der Figuren ist derart typisch für den Autor, dass kein Zweifel aufkommt, einen echten "Giesa" in Händen zu halten. Selbstredend ist Robert ein fanatischer Autofan, dass er darüber hinaus Autor von Gruselromanen ist, ist wohl eher ein kleiner Gag. Für die Handlung ist es jedenfalls unbedeutend. Zum Ende wird die Story noch einmal richtig dramatisch, doch auch hier wirkt die Invasion der Vampire in die Welt der Menschen zu gehetzt, wird sogar nur in einigen wenigen Sätzen abgehandelt. Dafür gibt es noch eine Menge Schmus und Liebeleien, aber auch ein Ende, dass für einen Heftroman sehr ungewöhnlich, überraschend und gelungen ist.
Fazit: Spannende Vampir-Fiktion, die als Dreiteiler besser funktioniert hätte und daher arg gestrafft wirkt. Dennoch eins von Giesas herausragendsten Werken, dass nicht umsonst im Dämonen-Land neu aufgelegt wurde.


Besonderheiten:
Der Roman erschien ein zweites Mal als Dämonen-Land Nr. 38.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein klassisches Titelbild zu einem klassischen Vampirroman. Und eben genau das ist das Manko daran, da die Geschichte ja alles andere als klassisch ist. Zeichnerisch ganz okay, passt aber irgendwie nicht zu dem violetten Rahmen des Gespenster-Krimis. Auf einem John-Sinclair-Heft wäre das Cover besser zur Geltung gekommen.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Der Vampir auf dem Cover wurde bereits für den John Sinclair Roman Nr. 1227 verwendet.


ebenso wie für den Tony Ballard Roman Nr. 30

Tony Ballard Nr. 30: Vampir-Terror


auch für den Gespenster-Krimi Roman Nr. 267 wurde das Gesicht verwendet:


und auch noch auf dem Cover des John Sinclair Jubi-Bandes Nr. 43

John Sinclair Jubi-Band Nr. 43: Transsylvanische Verschwörung


Der Vampir wurde auch schon auf dem Cover des spanischen Magazins HORROR Nr. 10 verwendet:

Horror Nr. 10


Und auf einem weiteren spanischen Magazin, dem Comic SOS Nr. 24 war er erneut abgebildet. Dort trug er übrigens nicht nur die selbe Kleidung, sondern hatte sogar noch einen ähnlichen Orden wie der Vampir auf dem Cover des Gespenster-Krimis umhängen:

SOS Nr. 24


Er stammt aus dem Film mit dem Titel "Der Vampir" (Originaltitel: "El Vampiro" Mexiko 1975):

"Der Vampir" (Originaltitel: "El Vampiro" Mexiko 1975)


Auch auf dem Video-Cover des Filmes "The vampire's coffin" wurde der Vampir verwendet.

The vampires coffin


Der Gespenster-Krimi Nr. 438 "Eine Welt für Vampire" von Mike Shadow (alias W. K. Giesa) wurde später noch einmal wiederveröffentlicht als Roman Nr. 38 der Serie Dämonenland:

Dämonen-Land Nr. 38: Eine Welt für Vampire